Werden Kryptowährungen das heutige Geldsystem entmachten?

Mit Bitcoin als Ursprung der Kryptowährungen wurde eine bahnbrechende Idee Realität. Die Grundlage von dezentralen und sicheren nicht-staatlichen Geldsystemen wurde geschaffen. Ist dadurch das heutige FIAT-Geldsystem am Ende oder werden die Staaten mit ihren Zentralbanken alles daran setzen, die Kontrolle und Macht über das Geld nicht zu verlieren?

Die Staaten und Zentralbanken kommen nicht herum, mit der Einführung von Central Bank Digital Currencies = CBDC eine zentrale Rolle in der Digitalisierung des Geldverkehrs zu spielen. Zudem werden die Regierungen zu sämtlichen Mitteln greifen, um private Initiativen neuer Währungen und Zahlungsnetzwerken in Bann zu halten.

«Gebt mir die Kontrolle über die Währung einer Nation, und es ist mir gleichgültig, wer die Gesetze macht!»

Dieses Zitat wird dem einflussreichen deutschen Bankier Amschel Meyer Rothschild (1744-1812) zugeschrieben. Es bekräftigt die Macht der Zentralbanken als Währungshüter über die jeweilige nationale Währung.

Die Regierungen hoch verschuldeter Staaten hängen am Gängelband der Notenbanken. Wie mächtig die vermeintlich unabhängigen Zentralbanken geworden sind, zeigt die Coronakrise. Viele Staaten können die Stützungsprogramme für die Wirtschaft nur finanzieren, weil die Notenbanken dank unlimitierter Geldschöpfung deren Schuldpapiere aufkaufen. Die Geld- und Kreditflut hat global zu einer rekordhohen Verschuldung von Staaten und Privaten geführt. Die Geschichte zeigt, Staatsschulden durch Geldschöpfung aufzukaufen beschädigt mittelfristig das Vertrauen in Geld! Die bekanntesten Bespiele der Geschichte sind John Law, als Schatzkanzler des französischen Könighauses, die Weimarer Republik oder das Dritte Reich.

Diesem Thema der Staatsschulden und der Fragen „Was passiert, wenn die Zentralbanken immer mehr Geld drucken und die Schulden der Staaten aufkaufen?“ bin ich in Kurzvideos nachgegangen. Sie können diese Videos hier ansehen.

Expansive Zentralbanken von Reichmuth & Co Privatbankiers
Die expansiven Zentralbanken halten mitunter durch Anleihenkäufe die Zinsen tief. (Quelle: mit freundlicher Erlaubnis von Reichmuth & Co Privatbankiers)

Die Chance für Krypto?
Der Ruf nach neuem vertrauenswürdigem Geld nimmt zu. Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum basieren auf der Blockchain, respektive der Distributed Ledger Technologie = DLT und somit auf dezentralen Netzwerken. Die Teilnehmenden kontrollieren diese Netzwerke in demokratischer Manier, wodurch niemand bestimmend Einfluss nehmen kann. Dezentrale Netzwerke sind schwer zu besiegen – so auch der Bitcoin!

Das disruptive Potenzial von DLT bei der integrierten Abwicklung von Zahlungs- und Abwicklungsprozessen ist enorm. DLT ermöglicht sogenannte Smart Contracts wodurch komplexe Verträge vollständig automatisiert abgewickelt werden können. DLT und Smart Contracts bedingen zwingend den Einsatz von Kryptocoins oder Tokens. Aktuell steckt die Nutzbarkeit dieser Technologien noch in den Kinderschuhen. Der Durchbruch hin zur allgemeinen Akzeptanz ist lediglich eine Frage der Zeit. Zudem entstehen Zahlungsdienste in weltweit nutzbaren privatwirtschaftlichen Ökosystemen. Ein Beispiel ist DIEM, das von Facebook initiierte digitale Zahlungsmittel.

Diese Dynamik setzt die Staaten und Notenbanken zunehmend unter Druck, denn sie befürchten, die Kontrolle über das Geldwesen zu verlieren. Um die Finanzstabilität zu sichern und die Kontrolle zu behalten, werden die Behörden folgende Massnahmen ergreifen:

  1. Einführung von digitalem Zentralbankgeld, um den digitalen Wandel zu fördern und gleichzeitig die Kontrolle über die Geldpolitik und die Zahlungsflüsse zu behalten.
  2. Verbote, wegen Cyber Crime und nationaler Sicherheit sowie die Attraktivität von Kryptowährungen zu mindern (bspw. China mit dem Verbot von Mining Aktivitäten und Kryptobörsen).
  3. Regulierung, zum Schutz der Marktteilnehmenden und zur Geldwäschereibekämpfung sowie die Kontrolle über die Geldflüsse zu behalten.
  4. Besteuerung, um die passenden Anreize zu setzen und die Staatskassen zu füllen.

Weiterführende Links zum Thema:
Bitcoin: Ein elektronisches Peer-to-Peer-Bezahlsystem
BIS Annual Economic Report – III CBDCs: an opportunity for the monetary system
Swiss National Bank – How to issue a central bank digital Currency
CNBC – As China leaps ahead on digital currency, a top central bank group is calling for global cooperation

Quellen:
Buch „Neue Währungen in Sicht“ von Karl Reichmuth
Buch „Bitcoin – Die verrückte Geschichte vom Aufstieg eines neuen Geldes“ von Christoph Bergmann
Digitales Geld: Optionen für den Zahlungsverkehr

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Jürg Staub

Jürg Staub ist unbeschränkt haftender Gesellschafter bei der Reichmuth & Co Privatbankiers und bloggt aus dem Unterricht des CAS Cryptofinance & Cryptocurrencies. Seine berufliche Mission lautet: „Ich helfe meinen Kunden in finanzielle Unabhängigkeit und Mensch und Geld in Einklang zu bringen.“

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