Die rasche Digitalisierung des Waschküchen-Managements

Mittels No-Code App die Phase Prototyp in Design Thinking ersetzen und noch schneller mit einer funktionsfähigen Lösung auf dem Markt erscheinen.

Die Lust, erneut einen Papierwaschplan für das neue Jahr zu organisieren, war nicht vorhanden. Deshalb begann die Suche nach einer Alternative, die einfach, schnell und kostengünstig umsetzbar war.
Besonders der Faktor „Schnell“ war in diesem Moment wichtig, weil der bestehende Papierwaschplan schon seit zwei Wochen abgelaufen war, und die Mitbewohner*innen die restlichen leeren Seiten mit Daten zu füllen begannen.

Wenn es schnell gehen muss, ist Design Thinking eine gute Adresse

Auch im Geschäftsalltag ist die Geschwindigkeit oft ein kritischer Faktor, besonders wenn Probleme plötzlich auftreten und diese in möglichst kurzer Zeit gelöst werden sollen. Die Methoden aus Design Thinking (auch ein Modul des CAS Digital Business Innovation) können uns dabei besonders gut helfen. Ein grosser Problembereich wird erforscht, um darin die Hauptprobleme zu ermitteln. Anschliessend werden für die ermittelten Hauptprobleme eine Vielzahl von möglichen Problemlösungen erarbeitet. Diese werden wiederum konvergiert und am Schluss mittels Prototyps am Markt getestet, um möglichst rasch Feedback zu erhalten. All das passiert in wenigen intensiven, aber effektiven Tagen mit einer interdisziplinären Gruppe an Personen.

Die anschliessende Umsetzung

Bei agilen Umsetzungsmethoden für beispielsweise eine Smartphone App liegt der Fokus zuerst auf dem Vorbereiten und Einrichten von Entwicklungsumgebungen. Im Anschluss wird die wichtigste Funktion mit dem grössten Nutzen des zukünftigen Programms bestimmt, die es als erste zu entwickeln gilt. Diese Software-Lösung wird oftmals MVP (Minimal Viable Product) genannt. Bis zur Fertigstellung der ersten MVP-Version vergehen mindestens drei Wochen, also sehr viel Zeit.

Kann die Erstellung eines Prototyps und die MVP-Umsetzung nicht verschmolzen werden, um weniger wertvolle Zeit zu verlieren?

Früher wäre eine Verschmelzung von Prototyp und MVP schwierig gewesen, weil hierfür von Beginn an teure Software-Entwickler*innen hätten involviert sein müssen.
Heute ist eine solche Verschmelzung möglich und zwar mit No-Code-Software. Bei No-Code-Software handelt es sich um webbasierte Software-Plattformen, die eine grosse Menge an fixfertigen Komponenten anbieten, die zu einer No-Code-App kombiniert werden können.

Double Diamond framework (Dan Nessler, 2018) mit Notizen (in rot) von Adrian Schneble
Double Diamond framework (Dan Nessler, 2018) mit Notizen (in rot) von Adrian Schneble

Welches sind die Vorteile von No-Code-Apps?

No-Code-Apps sind bis zu einem gewissen Grad gratis erstell- und benutzbar, wenn nicht zu viele Daten generiert werden. Zudem ist dafür nicht zwingend Entwickler-Know-how notwendig. Dieser Vorteil ermöglicht es in sehr kurzer Zeit eine lauffähige App auf den Markt zu bringen und Feedback einzuholen, welches anschliessend in eine weitere EntwicklungsIteration einfliessen kann. Ein weiterer Pluspunkt ist die nahtlose Integration mit anderen Cloud-Angeboten wie beispielsweise Google-Sheets.

Welches sind die Nachteile von No-Code-Apps?

Daten werden oft auf amerikanischen Servern gehalten. Für empfindliche personenbezogene Daten sind No-Code-Apps daher eher ungeeignet, weil der Datenschutz nicht gewährleistet werden kann. Zudem hinkt die Leistung dieser No-Code-Plattformen etwas hinterher und es kann sein, dass Apps langsam geladen werden. Zudem ist der Export des App-Codes zwecks Weiterverarbeitung meist nicht möglich und ist also quasi im System gefangen (Lock-in-Effekt).

Was hat das alles mit dem Waschküchenmanagement zu tun?

Für die Lösung des Waschküchenmanagement-Problems wurde auf die Erstellung eines Prototyps und auf das folgende Einholen von Hausbewohner*innen-Feedback verzichtet. Stattdessen wurde direkt ein MVP mittels der No-Code-Plattform Glide und einem Google-Sheet innert 10 Minuten erstellt. Das darauffolgende Feedback konnte direkt in den MVP verarbeitet werden. Schliesslich musste nur noch der Link oder QR-Code mit den Hausbewohner*innen geteilt werden.

GlideApps Interface
GlideApps Interface

 

Wurde mit der Digitalisierung des Waschküchen-Managements weiterer Nutzen geschaffen?

Die neue Möglichkeit, einen Waschtermin ortsunabhängig planen zu können, empfinden meine Mitbewohner*innen als einen sehr grossen Nutzen. Der Gang in die Waschküche, um sich den Waschplan anzuschauen, entfällt. Während des ersten Corona-Lockdowns schätzten sie besonders, dass man mit der Hilfe dieser App einander sehr gut ausweichen konnte. In Sachen Hygiene war natürlich die App auch ein Pluspunkt, weil die Führung eines Papierwaschplans nicht mehr notwendig war.

 

Weiterführende Links zum Thema No-Code-Software
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Adrian Schneble

Adrian Schneble ist Senior User Experience Designer bei der Edorex AG und bloggt aus dem Unterricht des CAS Digital Business Innovation.

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