Wie Computer Vision in die Sportszene dringt

Mithilfe von Computer Vision erstellt ein Analytics Unternehmen im Schweizer Eishockey die Statistiken. Der Sportbereich lebt stark von Sponsoring, auch dort wird diese Analysemethode für die Wertmessung angewendet. Lies hier, wie Computer Vision im Sport eingesetzt wird.

Präzision im Spiel, Präzision in der Analyse. Computer Vision hält auch in der Sportszene Einzug. Wird dadurch alles besser? Professionalisierung wird angestrebt. Was verloren geht, sind passionierte Freiwillige. Wo liegt der Unterschied zwischen dem menschlichen Sichtsystem und Computer Vision? Nachfolgende Abbildung zeigt diesen auf:

Menschliches und computergestütztes Sehen
Der Vergleich des menschlichen und des computergestützten Sehens und Interpretieren. Das Auge wird durch die Kamera und das Gehirn durch den Computer ersetzt. (Bildquelle: Manning)

Wie ein Kind lernt der Computer zu Beginn was beispielsweise eine Person oder ein Puck ist. Der Mensch fügt immer mehr Bilder hinzu, dadurch lernt der Computer und wird gescheiter. Dies sind so genannte Computer gesteuerte Regelwerke (Algorithmen).

Langjährige Erfahrung im Tennis

Computer Vision wird im Tennis seit rund 15 Jahren eingesetzt. Ist eine Tennisspielerin nicht mit dem Spielleitungsentscheid einverstanden ist, kann sie eine «Challenge» nehmen. Hawk-Eye, das computergestützte System zur Ballverfolgung, stellt aufgrund mehrerer Kameras fest, ob der Ball ausserhalb des Feldes lag.

Computergestützte Statistiken im Eishockey

Analysen im Schweizer Eishockey werden neuerdings mithilfe von Computer Vision erstellt. Die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) ist aufgrund vom Produktionsvertrag für die Erstellung der TV-Bilder verantwortlich, Eigentümerin der Bildrechte ist die Swiss Ice Hockey Federation (SIHF). In den Stadien gab es früher an den Spielen Vereinsmitglieder, welche für die Statistiken verantwortlich waren. Heute haben die Clubs der Swiss League ein Analytics Unternehmen damit beauftragt. Dies ist ein Schritt in die Professionalisierung, welcher zu vergleichbaren und fairen Analysen führen soll. Einziger Wehmutstropfen: Die clubinternen Statistiker fallen weg. Dies kann aber auch eine Entlastung für die Clubs sein, da Freiwilligenarbeit rückläufig ist.

 Die TV-Bilder werden genutzt, um Analysen wie Eiszeit oder Torschüsse über die Teammitglieder zu erstellen.

Entscheidet die Rückennummer die Statistik?

Die TV-Bilder werden genutzt, um Analysen wie Eiszeit oder Torschüsse über die Teammitglieder zu erstellen. Für die Identifikation einer Person sind folgende Elemente wichtig:

  • Rückennummer
  • Winkel zur Kamera
  • Kontrast
  • Falten des Trikots

Die Rückennummer allein ist somit nicht entscheidend für die Erkennung. Das Werberegulativ der SIHF legt die Anforderungen an die Trikotgestaltung sehr klar fest. Neben den aufgezählten Elementen werden Körpermasse in die Datenbank eingespeist, damit eine deutlichere Erkennung eines Spielers möglich wird. Es ist somit wichtig, die vorhandenen Daten strukturiert ins System einzulesen. An den Live Spielen sind zurzeit nach wie vor Freelancer im Einsatz, um Korrekturen vorzunehmen, falls der Algorithmus ein falsches Teammitglied zuordnet.

Computer Vision im Sponsoring

Sponsoring im Eishockey
Das Logo von Škoda ist prominent auf dem Eisfeld ersichtlich und wird über TV-Bilder in die Welt hinausgetragen. (Bildquelle: Unsplash)

Nicht nur auf dem Spielfeld wird Computer Vision eingesetzt, sondern auch bei der Bewerbung von Banden oder Eisoberflächen. Die TV-Bilder zeichnen Logos auf, der Algorithmus erkennt diese und liefert die genauen Einblendezeiten. Dadurch wird der Wert von einem Sponsoring messbar. Im Werbebereich ist ebenfalls ein zeitintensives Trainieren des Algorithmus notwendig und es erklärt sich von selbst, dass diese Art von Analyse nur bei hohen Sponsoringbudgets eingesetzt wird. Bei kleineren Sponsorings stecken häufig nicht kommerzielle Interessen dahinter, sondern sind Herzensangelegenheiten der Unternehmen.

Braucht es den Menschen überhaupt noch?

Das menschliche Gehirn wird durch Wiederholen von bestimmten Abläufen gescheiter. Wie Sportler, muss der Algorithmus trainieren. Er ist ebenfalls nur so intelligent wie ein Mensch ihn mit Daten beliefert. Manchmal muss eine Person noch korrigierend eingreifen. Den Menschen braucht es also immer noch, jedoch mit anderen Fähigkeiten. Der Computer kann dem Menschen viel Arbeit abnehmen, aber ohne diesen geht es auch in Zukunft nicht.

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Bettina Ramseier

Bettina Ramseier bloggt für unseren Weiterbildungs-Blog aus dem Unterricht des CAS Business Intelligence & Analytics und verfolgt das Sportgeschehen im In- und Ausland. Sie ist Marketing Controller bei der Schweizerischen Rettungsflugwacht Rega, wo Computer Vision für die Rettungssuche eingesetzt wird.

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