Smart Cruising: Wenn Daten den Segeltörn bestimmen

Die Zeiten, in denen Navigation auf hoher See mit Kompass, Papierkarte, dem Bauchgefühl und der Erfahrung des Skippers auskam, sind längst vorbei. Die Digitalisierung hat nach der Berufsschifffahrt auch die Freizeitsegler erreicht und ermöglicht Fortschritte in der Sicherheit wie auch Planung.

Die Yacht als schwimmender Datenpunkt

Moderne Segelyachten, mit denen ich öfters – auch monatelang – unterwegs bin, sind meistens mit einer Vielzahl von Sensoren ausgestattet, die permanent Daten sammeln. Dazu gehören unter anderem:

  • Windmesser (Windrichtung und -geschwindigkeit)
  • GPS und AIS (Position, Kurs, Geschwindigkeit, Schiffsverkehr) (AIS: Automatic Identification System)
  • Tiefenmesser mit Thermometer (Wassertiefe und -temperatur)
  • Motor- und Batteriemanagement-Systeme (Drehzahl, Kraftstoffverbrauch, Öltemperatur, Ladezustand)
  • Beschleunigungs- und Neigungssensoren (Krängung, Seegang) – bei sportlich ausgerüsteten Yachten
  • Füllstandsensoren (Kraftstoff- und Wasservorrat)

Typischerweise verwenden die Geräte bei Freizeityachten den herstellerunabhängigen NMEA-Standard (National Marine Electronics Association), damit sie untereinander kommunizieren können.

Diese Sensordaten fliessen in Echtzeit in einen Bordrechner zusammen. Hier kommt die Business Intelligence ins Spiel. BI-Funktionen im Rechner kombinieren diese Rohdaten und machen sie für Skipper wie mich nutzbar. Üblicherweise werden die Daten aggregiert auf einem Bordrechner (genannt «Kartenplotter») angezeigt, der sich über einen Touchscreen bedienen lässt. An diesen können weitere Geräte, z.B. Tablets via Bluetooth oder WiFi angebunden werden, um zusätzlich Wetterdaten aus dem Internet einzuspeisen oder umgekehrt, Schiffsdaten an Land zu übertragen. Seit einigen Jahren ist es mit entsprechender Hardware möglich, Internet wie zu Hause auch auf hoher See zu geniessen. Mithilfe all der Datenquellen kann der Bordrechner Routen vorschlagen, die dem Verkehr, den Dimensionen des Schiffs (v.a. wegen Tiefgang) und /oder Wetter am ehesten gerecht werden, und das Schiff sicher ans Ziel bringen. Ebenfalls lassen sich Gefahrenstellen wie Untiefen oder Schiffe auf Kollisionskurs frühzeitig erkennen und entsprechend handeln.

Obwohl ich noch nie an Regattas (Wettrennen) teilgenommen habe, weiss ich aus Kollegenkreisen, dass die dafür gebauten Boote über zusätzliche Sensoren verfügen, um noch mehr aus den Schiffsdaten herauszuholen. Schlussendlich zählt bei Wettrennen jede Sekunde und jeder Meter.

Spezielle Sensoren etwa können Kräfte in den Segeln, Verwindungen und Belastungen am Rumpf messen, und daraus die physikalisch maximale Belastung errechnen, bei der das Schiff noch sicher gesteuert werden kann und das Material noch intakt bleibt.

Das Cockpit der Zukunft: Intuitive Dashboards

Das traditionelle Cockpit mit vielen kleinen Analoginstrumenten weicht dem Touchscreen.

Dashboards fassen alle relevanten Informationen für den Skipper übersichtlich zusammen. Als Skipper sehe ich auf einen Blick:

  • Aktuelle Geschwindigkeit und Kurs, meine Position sowie die Position von Schiffen in der Umgebung
  • Verbleibende Reichweite unter Motor
  • Wettervorhersage für die nächsten Stunden auf der Route
  • Status aller wichtigen Systeme (Batterie, Tank, Bilge)

Diese klaren, datenbasierten Einblicke ermöglichen es mir, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren: die Freude am Segeln und die Sicherheit meiner Crew.

Das sogenannte Smart Sailing nimmt dem Segelsport nichts von seiner Romantik, sondern bereichert ihn um eine neue Dimension. Indem wir die Kraft der Daten nutzen, können wir die Meere sicherer befahren, effizienter navigieren und letztendlich das Segelerlebnis für alle besser machen.

Dieser Beitrag wurde mittels KI optimiert.

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Noé Mathieu Wysshaar

Noé Wysshaar arbeitet als Business Analyst bei BBT Software AG, und bloggt aus dem Unterricht des CAS Business Intelligence and Analytics. Seit der Kindheit verbringt er seine Ferien auf Segelbooten.

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