Daten lügen nicht… oder etwa doch?

Kennst du das? Du hast den ganzen Monat Überstunden gemacht, ein Projekt betreut, dein Team motiviert und Ende Monat zeigt das Dashboard trotzdem eine rote Zahl. Du warst weniger produktiv als im Vormonat. Wie ist das möglich?

Willkommen in der Welt der Zahlen, die alles wissen, ausser dem Warum.

Das Problem: Das Dashboard passt nicht zur Realität  

Eine Schwäche vieler Dashboards: Sie bilden zwar Zahlen perfekt ab, aber nicht die Realität dahinter.

Stell dir mal den perfekten Business Intelligence-Workflow vor:

  • Die Daten sind fehlerfrei, sauber erfasst, korrekt verarbeitet und aufbereitet.
  • Die Kennzahlen sind klar definiert.
  • Die Visualisierungen im Dashboard sind verständlich und ansprechend.

Und trotzdem… irgendetwas stimmt nicht. Die Zahlen zeigen ein Bild, das nicht zur Realität passt. Trotz deiner harten Arbeit zeigt das Dashboard ein Minus. Gleichzeitig glänzt ein Kollege mit Top-Kennzahlen, er geht aber jeden Abend um 17:00 Uhr, macht nur Routineaufgaben und bringt keine neuen Kunden. Wie ist das möglich?

Die Antwort: Kontext fehlt

Das liegt nicht an fehlerhaften Daten oder an deiner falschen Wahrnehmung, sondern am fehlenden Kontext.

Ja, es stimmt, du warst weniger rentabel und hast weniger Stunden verrechnet. Aber nur, weil du Zeit in ein neues Projekt investiert hast, das möglicherweise einen Grosskunden bringen könnte. Der ganze Aufwand lohnt sich, denn mit dem neuen Kunden lässt sich in Zukunft viel Umsatz realisieren. Der Effekt ist aber jetzt noch nicht in den Zahlen ersichtlich. Dein Arbeitskollege jedoch rechnet brav seine Stunden ab und ist dadurch rentabel. Er bringt aber keine neuen Kunden, ist nicht innovativ und bringt sich nicht im Team ein.

Genau so entstehen falsche Eindrücke.

Wie fehlender Kontext zu Fehlinterpretationen führt

Solche Missverständnisse begegnen uns nicht nur in der Produktivitätsanalyse, sondern überall. Auch in anderen Bereichen führen fehlende Kontextinformationen zu falschen Schlüssen. Hier einige Beispiele:

  • Social-Media-Posts haben wenig Likes
    Ohne Kontext: Social-Media-Marketing bringt wenig Mehrwert.
    Mit Kontext: Das Marketing-Team erreicht eine neue Zielgruppe, die noch nicht sofort reagiert.
  • Umsatz sinkt
    Ohne Kontext
    : Wir verkaufen weniger.
    Mit Kontext: Das Unternehmen hat bewusst Rabatte gegeben, um Marktanteile zu gewinnen.
  • Dein Schrittzähler zeigt 0 Schritte
    Ohne Kontext
    : Du warst unsportlich.
    Mit Kontext: Du hast den ganzen Tag hart im Garten gearbeitet ohne Smartwatch am Handgelenk.

Und selbst die Wissenschaft ist nicht immun

Fehlender Kontext kann nicht nur in Unternehmen und im Alltag, sondern auch in der Forschung zu Fehlinterpretationen führen. 

Urteilen hungrige Richter strenger?

hungriger Richter
hungriger Richter kurz vor der Mittagspause; Quelle: Copilot

 

 

 

 

 

 

 

Klingt verrückt, oder? Aber genau das behauptete eine Studie vom Jahr 2011 von Danziger et al. Kurz vor der Mittagspause sollen Richter härtere Urteile fällen, der sogenannte „Hungry Judge Effect“ wurde geboren. Die Interpretation: Hunger beeinflusst die Objektivität.

Später stellte sich heraus: Es lag gar nicht am Hunger, sondern an der Terminplanung. Gerichte setzten eindeutige, einfache Fälle kurz vor dem Mittag an. Komplexere, mit einem tendenziell milderen Ausgang wurden nach der Pause behandelt, da sie mehr Zeit erforderten.

Ein perfektes Beispiel dafür, wie Daten ohne Kontext in die Irre führen können.

Also keine Angst, dein nächster Gerichtstermin hängt nicht davon ab, ob du dem Richter ein Sandwich mitbringst. Auch wenn das die wohl günstigste Verteidigungsstrategie aller Zeiten wäre.

Wie du Kontext in Dashboards sicherstellst

Damit Daten im Büro nicht zur falschen Wahrheit werden, zeige ich dir die häufigsten Fehler im Umgang mit Dashboards und wie du sie vermeiden kannst:

Fehler: Kennzahlen werden isoliert betrachtet.
Lösung: Ergänze Kennzahlen mit Kommentarfeldern und qualitativen Infos.

Fehler: Dashboards werden als «Wahrheit» gesehen und nicht als Werkzeug.
Lösung: Baut Prozessverständnis auf, um die Bedeutung der Daten erfassen zu können.

Fehler: Entscheidungen werden zu schnell getroffen ohne Rücksprache mit Betroffenen.
Lösung: Tauscht euch regelmässig mit den betroffenen Personen aus.

Fehler: Fokus nur auf kurzfristige Kennzahlen.
Lösung: Ergänze KPIs um strategische Ziele und langfristige Perspektiven.

Was bringt die Zukunft? Kontext durch KI

Heute werden Zahlen noch manuell in einen Kontext gebracht. Die künstliche Intelligenz könnte jedoch durchaus in der Lage sein, nicht nur die Zahlen aufzubereiten, sondern sie auch automatisch in einen Kontext zu setzen. Die KI könnte beispielsweise Daten aus E-Mails und Chat-Nachrichten analysieren, Muster erkennen, Projekt- und Zeiterfassungssysteme integrieren und daraus einen Kontext abbilden. Andere Stimmen gehen so weit zu sagen, dass klassische Analytics bald überflüssig wird und KI alles übernimmt.

Die KI kann jedoch nur erkennen, was irgendwo dokumentiert ist. Spontane Hilfe für einen Kollegen ohne digitale Spuren bleibt unsichtbar. Auch Datenschutz und Ethik spielen eine Rolle. Wie viel Analyse ist überhaupt erlaubt?

Die Zukunft bleibt spannend, aber eines ist sicher: Ohne Kontext, egal ob menschlich oder maschinell ergänzt, entfalten Daten ihren tatsächlichen Wert nicht.

Fazit: BI ist ein Teamplayer

Business Intelligence ist ein mächtiges Werkzeug, aber nur im Zusammenspiel mit Kontext, dem Menschen, Erfahrung oder in der Zukunft mit künstlicher Intelligenz.


Dieser Blogbeitrag wurde mit Unterstützung von KI optimiert.

 

Beitrag teilen

Vivienne Kneubühler

Vivienne Kneubühler ist Leiterin Finanzen in der Anwaltskanzlei Rudolf & Bieri AG und bloggt aus dem Unterricht des CAS Business Intelligence & Analytics. Sie hat in ihrem Arbeitsalltag viel mit Zahlen und deren Interpretation zu tun.

Alle Beiträge ansehen von Vivienne Kneubühler →

Schreibe einen Kommentar