Hybrid-Cloud – zwei Welten ergänzen sich

Eine Hybride Cloud vereint die Stabilität einer lokalen Infrastruktur mit der Flexibilität der Cloud. Kritische Systeme laufen zuverlässig vor Ort, während flexibel skalierbare Systeme die Vorteile der Public Cloud nutzen. Um den idealen Mix zu finden, müssen aber zwingend die Geschäftsprozesse und Bedürfnisse analysiert und verstanden werden.

Vor nicht allzu langer Zeit wäre dieser Blog ganz anders geschrieben worden, da in vielen Unternehmen eine «Cloud first», wenn nicht sogar eine «Cloud only» Strategie verfolgt wurde. Geopolitische Veränderungen, Abhängigkeiten von grossen Hyperscalern (Vendor-Lock-in) und auch jährlich steigende Kosten für den Betrieb einer Cloudinfrastruktur führen jedoch in vielen Unternehmen zu Unsicherheiten und Überlegungen, ob «Cloud first/only» noch der zukünftigen IT- und Geschäftsstrategie entspricht.

Ein Hybrider Ansatz kommt dadurch wieder mehr in den Fokus. Doch was wird weiterhin on-premise betrieben und wo eignet sich eine Public Cloud? Die eine Antwort auf diese Frage gibt’s nicht, vielmehr müssen vorgängig Geschäftsprozesse analysiert und verstanden werden. Ein paar Punkte dazu:

  • Definition geschäftskritischer / missionskritischer Prozesse
  • Performance / Latenzanforderungen
  • Skalierbarkeit notwendig?
  • Integrationen an bestehende Systeme
  • Datenschutz (Datenklassierung)
  • SLA-Anforderungen

Die Bedürfnisse und Ergebnisse daraus unterscheiden sich von Unternehmen zu Unternehmen.

Wann macht on-premise Sinn am Beispiel einer alpinen Destination?

  • Core Services: Active-Directory, DHCP, DNS und Firewall & Routing werden lokal betrieben, da ein stabiles Netzwerk vor Ort essenziell ist. Ausfälle oder Latenzprobleme würden den operativen Betrieb direkt beeinflussen
  • Elektrische Schliessysteme / Zutrittsysteme zu Skianlagen: Die Zutrittsanfragen finden in Echtzeit statt und selbst kleine Verzögerungen sorgen für spürbare Einschränkungen bei Gästen und Mitarbeitenden
  • POS-Systeme: Damit die Abläufe in Restaurants oder der Ticketverkauf für die Bergbahnen reibungslos abläuft
  • Telefonie: In einer Destination mit mehreren hundert physischen Telefonen verteilt in Hotels, Bergbahnen und Restaurants ist eine stabile Telefonie Plattform mit tiefen Latenzen essenziell. Die Kommunikation muss jederzeit und unabhängig funktionieren

Wann ist ein Cloud Ansatz sinnvoller?

  • Mobile-Device Management: Durch mobiles Arbeiten im Homeoffice oder auf Reisen ist ein cloudbasiertes MDM einer on-premise Lösung massiv überlegen. Vereinzelte Geräte sind über Wochen nicht mit dem Corporate Netzwerk verbunden und können dadurch trotzdem zuverlässig überwacht und mit Updates versorgt werden.
  • Eine Virtual Desktop Infrastructure (VDI) für spezielle Use Cases wie externe Zugriffe für Partner, temporäre Mitarbeitende oder Notfallszenarien, die einfach, sicher (MFA, Conditional-Access) und unkompliziert über den Browser auf die Infrastruktur zugreifen können. So konfiguriert, dass die virtuellen Maschinen auch nur dann in Betrieb sind, wenn sie benötigt werden.
  • SaaS-Applikationen: Software wie Office 365 oder Confluence sind den on-premise Lösungen in den meisten Fällen überlegen, da die Software laufend aktualisiert und erweitert werden
  • Data-Analytics: Für die Analyse der grossen Datenmengen eignet sich eine Cloudlösung aufgrund ihrer Skalierbarkeit und einfachen Integration in bestehende BI-Tools. Die Daten können zentral gesammelt, analysiert und anschliessend visualisiert zur Verfügung gestellt werden.

Fazit – warum eine hybride Cloudstrategie Sinn macht:

Es gibt nicht die eine Lösung, denn jedes Unternehmen oder Destination bringt andere Anforderungen mit sich. Eine hybride Cloud schafft es, das Beste aus beiden Welten zu kombinieren:

  • Kontrolle und geringe Latenz für kritische Systeme on-premise
  • Flexibilität und Skalierung für Cloudservices

Um die beste Lösung bieten zu können, müssen jedoch zwingend die Geschäftsprozesse analysiert und verstanden werden. Auf Basis dieser Informationen kann anschliessend die richtige Strategie festgelegt werden.

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Michael Furrer

Michael Furrer ist Head of IT Infrastructure and Cloud Platforms bei der Andermatt Swiss Alps AG und bloggt aus dem Unterricht des CAS “Cloud and Platform Manager”

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