Was ist ein Gebäude? Ein Dateninventar schafft Ordnung im Datenchaos

Die Frage «Was ist ein Gebäude?» klingt simpel. Doch sie zeigt exemplarisch ein weit verbreitetes Problem im Datenmanagement auf: Verschiedene Systeme und Prozesse definieren Daten unterschiedlich. Die Gebäudedaten werden in diversen Granularitäten geführt – von offiziellen bis zu internen Definitionen gibt es alles. Ein Dateninventar schafft Klarheit über Semantik, Verantwortlichkeiten und Datenqualität. Der Weg zu einem professionellem Datenmanagement beginnt hier.

Das Problem: Viele Stakeholder, viele Sichtweisen

In der Schweizer Immobilienwirtschaft arbeiten viele Akteure mit denselben Gebäuden. Eigentümer, Verwalter, Facility Manager, Versicherungen und Behörden erfassen Daten – aber jedes System nutzt eigene Definitionen und Formate.

Die Gebäudeversicherung interessiert sich für fest verbaute Einbauten. Das Gebäude- und Wohnungsregister (GWR) definiert Gebäude über tragende Trennmauern. Das Facility Management braucht Details zu Räumen und technischen Anlagen.

Zwischen dem Wunsch von Immobilienverwaltungen nach verbesserter Vernetzung der Systeme und Datenstrukturen und der Realität klafft oft eine Lücke.


Die Herausforderung innerhalb der Organisation

Das Problem beginnt bereits in der eigenen Organisation. Gebäudedaten werden in verschiedenen Systemen unterschiedlich geführt:

  • Buchhaltung: betrachtet Liegenschaft oft als Ganzes – mehrere Gebäude bilden einen Gebäudekomplex.
  • Facility Management: benötigt Details bis auf Gebäudeteile und Anlagen.
  • Vermietung: Mieteinheiten entsprechen selten exakt einem Gebäude.
  • Interne Verwaltungsobjekte: entsprechen internen Definitionen (z.B. getrennte Eingänge ohne tragende Trennmauer).

Diese Sichtweisen sind legitim – aber sie müssen transparent gemacht werden. Ohne Transparenz bleiben Reporting und Analytics unzuverlässig.

Detaillierter Scan eines Technikraums um den Ansprüchen im Facility Management zu genügen.
Detaillierter Scan eines Technikraums um den Ansprüchen im Facility Management zu genügen. Quelle: Oregon State University, Scan-to-BIM Mechanical Room, CC BY-SA 2.0

Verteilte Verantwortlichkeiten auf Attribut-Ebene

Die Komplexität steigt noch weiter, wenn man einzelne Attribute betrachtet. Unterschiedliche Akteure sind zuständig für deren Definition und Pflege wie z.B.:

  • Gebäudeadresse: verantwortlich ist die Gemeinde, aber entspricht sie auch der Postadresse der Mieter?
  • Mietvertragsdaten: verantwortet die Vermietungsabteilung
  • Versicherungswerte: wichtig für die Finanzabteilung
  • Unterhaltskosten: erfasst das Facility Management

Ohne eine zentrale Übersicht ist unklar, wer wofür verantwortlich ist. Die Folgen sind: doppelte Erfassung, Widersprüche, geringe Nutzbarkeit.


Die Lösung: Ein Dateninventar schafft Transparenz

Ein Dateninventar ist die Basis für ein professionelles Datenmanagement. Es dokumentiert:

  • Welche Gebäudedefinitionen in welchen Systemen gelten.
  • Welche Granularität genutzt wird (Liegenschaft, Gebäude, Gebäudeteil, Wohnung, Raum).
  • Welche Attribute wo erfasst werden.
  • Wer für die Erfassung und Qualität zuständig ist.
  • Wie Objekte miteinander verknüpft sind (z. B. Verwaltungseinheit → EGID).

So wird sichtbar, wo Redundanzen bestehen, die Qualität mangelhaft ist oder Verantwortlichkeiten unklar sind.


Ein Dateninventar schafft Transparenz im Datenmanagement (z.B. für Daten rund um Gebäude).
Ein Dateninventar schafft Transparenz im Datenmanagement. (Quelle: mit perplexity.ai generiert)

Vom Dateninventar zum Datenmanagement

Der Aufbau eines Dateninventars kann pragmatisch starten, z.B. mittels Excel. Das Inventar ist kein Selbstzweck, sondern Grundlage für ein strukturiertes Datenmanagement:

  • Inhalte kennen: Systeme, Datenobjekte und deren Informationsgehalt identifizieren und beschreiben.
  • Verantwortlichkeiten klären: Für jedes Attribut ist festgelegt, wer fachlich und operativ zuständig ist.
  • Datenqualität messen: Nur bekannte Datenquellen lassen sich prüfen.
  • Redundanzen reduzieren: Mehrfacherfassungen können konsolidiert werden.
  • Konsistente Auswertungen ermöglichen: Dokumentation der Beziehungen zwischen Objekten über Systemgrenzen hinweg.
  • Compliance sicherstellen: Sensible Daten und gesetzliche Anforderungen (z.B. zum Datenschutz) werden systematisch erfasst.

Fazit: Transparenz als Schlüssel

Auf die Frage «Was ist ein Gebäude?» gibt es viele Antworten – abhängig vom Kontext und Zweck. Entscheidend ist nicht, alle Akteure auf eine Definition zu zwingen, sondern Transparenz zu schaffen: Wer nutzt welche Definition? Wer ist verantwortlich? Wie hängen Objekte zusammen?

Ein Dateninventar liefert diese Klarheit. Es ist die Grundlage für Datenqualität, Governance und datenbasierte Entscheidungen. In einer Branche mit fragmentierten Daten ist es der pragmatische Einstieg in die digitale Transformation. Wer Daten als strategisches Gut begreift, beginnt hier – mit Übersicht, Verantwortung und Struktur.

Dieser Blog-Beitrag wurde mit Unterstützung von KI erstellt.


Weiterführende Links zum Thema

Amtliche Vermessung SchweizWeisung zur Erfassung von Gebäuden
Digitalisierung in der Immobilienbewirtschaftung – HSLU Blog
CAS Data Governance HSLU

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Renato Saxer

Renato Saxer ist Leiter Datenmanagement Immobilien bei den Schweizerischen Bundesbahnen SBB und bloggt aus dem Unterricht des CAS Data Governance. In seiner Funktion ist er verantwortlich für die Bereiche Data Governance, Data Quality und Data Analytics.

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