Die Krypto- und Blockchain-Industrie boomt. Während vor Kurzem Web 2 mit Social Media den digitalen Alltag prägte, sprechen heute alle von Web 3, Tokenisierung und künstlicher Intelligenz. Für viele kann das schnell verwirrend und überfordernd wirken. Aktuell existieren über 11’000 verschiedene Kryptowährungen und schätzungsweise 45mio Token weltweit. Doch worin besteht der Unterschied – und wie kann man sich überhaupt fundiert informieren?
Kryptowährungen vs. Token
Kryptowährungen und Token sind nicht dasselbe. Während Kryptowährungen (auch Coins genannt) der Vermögenswert einer Blockchain sind – wie BTC bei der Bitcoin-Blockchain, ETH bei Ethereum oder ADA bei Cardano – basieren Token auf einer bestehenden Blockchain. Sie stellen keine eigenständige Währung dar, sondern nutzen die Blockchain-Infrastruktur, um beispielsweise Zugang zu Plattformen, Produkten oder digitalen Diensten zu ermöglichen.
Ein anschaulicher Vergleich:
Die Blockchain lässt sich mit einem Land vergleichen – beispielsweise der Schweiz. Der Coin entspricht der Landeswährung, also dem Schweizer Franken (CHF). Token sind hingegen mit Eintrittstickets oder Jetons vergleichbar, etwa für ein Fahrgeschäft an einer Chilbi. Mit CHF (dem Coin) kauft man einen Jeton (den Token), der dann für einen spezifischen Service verwendet werden kann – in diesem Fall das Autodrom. Jedoch muss das Fahrgeschäft die Miete am Chilbi in der Schweiz mit CHF bezahlen.
Arten von Token
Auf ähnliche Weise entstehen Millionen Token, da Projekte innerhalb eines Blockchain-Ökosystems eigene Token für unterschiedliche Zwecke herausgeben können. Einige Beispiele:
- Utility-Token (z. B. UNI von Uniswap): dienen der Nutzung oder Steuerung einer Plattform
- Governance-Token (z. B. AAVE): ermöglichen Mitbestimmung innerhalb des Projekts
- NFTs (Non-Fungible Token): stehen für digitale Sammlerstücke, Kunstwerke oder Unikate
- Stablecoins (z. B. USDT, USDC): sind an reale Währungen wie den USD gekoppelt
- Gaming-Token (z. B. SAND, AXS): werden in virtuellen Spielwelten eingesetzt
- Security Token: repräsentieren Anteile an realen Vermögenswerten wie Immobilien oder Unternehmen
Jeder Token erfüllt eine spezifische Funktion – sei es als Zahlungsmittel, Zugangsschlüssel oder Stimmrecht. Das erklärt, warum die Zahl der Token die der Kryptowährungen um ein Vielfaches übersteigt.
Diese Aufzählung ist nicht abschließend – die Klassifizierung von Token variiert je nach Land und Regulierung. Die FINMA etwa unterscheidet in ihrer Wegleitung zu ICOs (Initial Coin Offerings) aus dem Jahr 2018 zwischen folgenden Token-Typen:
- Zahlungstoken
- Nutzungstoken
- Anlagetoken
Im Rahmen der neuen MiCAR-Verordnung (Markets in Crypto Assets Regulation der EU) gelten wiederum andere Definitionen und regulatorische Vorgaben.
Wie und wo kann man sich informieren?
Über verschiedene Kanäle hört man regelmäßig von neuen Token, Projekten oder ICOs. Der Kauf von Kryptowährungen oder Token bietet Chancen – birgt aber auch erhebliche Risiken. Eine fundierte Recherche ist daher unerlässlich. Hilfreiche Informationsquellen sind:
- CoinMarketCap.com / CoinGecko.com: bieten einen guten Überblick über Coins & Token, Marktpreise, Handelsvolumen und Projektinformationen – ideal als erste Anlaufstelle
- Whitepaper: das offizielle Dokument eines Krypto- oder Token-Projekts. Es erläutert Idee, Technologie, Ziele und die Funktion des Tokens und hilft Interessierten, das Projekt zu verstehen- bei seriösen Projekten auf der Homepage zu finden
- Offizielle Projektwebsites: Ist die Seite professionell? Ist das Projekt bereits nutzbar oder live? Eine nicht überzeugende Plattform/App spricht oft gegen eine Investition
- Das Projektteam: Wer sind die Gründer? Welche Erfahrung bringen sie mit? Ein Blick auf die Teammitglieder – etwa auf LinkedIn oder durch frühere Projekte – kann aufschlussreich sein
Der Einstieg in die Welt der Kryptowährungen und Token kann anfangs sehr komplex wirken – insbesondere angesichts der Vielzahl an Begriffen, Projekten und Technologien. Wer jedoch die grundlegenden Unterschiede versteht und sich mit den richtigen Quellen informiert, schafft die Basis für fundierte Entscheidungen.