Personas 2.0: Wie KI deinen UX-Workshop beschleunigt

Personas sollen Nutzerbedürfnisse greifbar machen, doch ihr Aufbau kostet oft Tage. Künstliche Intelligenz reduziert den Aufwand auf Minuten und eröffnet Raum für echte Diskussion. Der Beitrag zeigt, wie Sie mithilfe von ChatGPT & Co. blitzschnell valide Personas für Ihren nächsten UX-Workshop entwickeln.

Warum Personas überhaupt?

Personas sind greifbare Stellvertretende Ihrer Zielgruppe. Sie helfen Teams, Empathie zu entwickeln und Entscheidungen zu verankern. Doch klassische Persona-Prozesse fressen Zeit – wertvolle Workshop-Stunden, die Sie lieber fürs Testen nutzen. Genau hier punktet Künstliche Intelligenz.

KI als Turbo

Moderne Sprachmodelle wie ChatGPT analysieren in Minuten Berge von Nutzerfeedback, Support-Tickets oder Social-Media-Posts. Anstatt manuell Themen zu clustern, lassen Sie das Modell nach Mustern suchen: Motive, Frustrationen, Kontexte. Die Rohdaten für Ihre Personas landen quasi fertig auf dem Tisch.

Schritt 1: Daten sammeln

  • Quantitativ: Exportieren Sie anonymisierte Analytics-Segmente, NPS-Umfragen oder Shop-Logfiles.
  • Qualitativ: Ziehen Sie Interview-Transkripte, Rezensionen oder Forenbeiträge hinzu.
  • Kontext: Notieren Sie Rahmenbedingungen – Gerät, Ort, Tageszeit, Branche.

Achten Sie auf Datenschutz und entfernen Sie personenbezogene Angaben.

Schritt 2: Persona-Entwurf mit KI

Füttern Sie das Modell mit einem klaren Prompt:

„Erstelle mir drei unterschiedliche Personas basierend auf diesen Daten. Gib jeder Persona Name, Ziel, Einstiegsgerät, Entscheidungsfaktoren sowie Zitat.“

Innerhalb von Sekunden erhalten Sie Roh-Personas. Noch sind sie zu glatt? Bitten Sie die KI um Gegensätze, Extreme oder Edge-Cases und feilen Sie an Formulierungen, bis der Ton passt.

Prompt-Hygiene

  • Kontext zuerst: Beschreiben Sie kurz Ihr Produkt und Ihre Branche.
  • Datenstruktur klar benennen: „column1: Alter, column2: Zitat“.
  • Explizit nach Vielfalt fragen: Alter, Geschlecht, Fähigkeiten, sozio-ökonomischer Hintergrund.

So vermeiden Sie Bias und generische Durchschnittstypen.

Schritt 3: Validieren im Workshop

Jetzt kommt der analoge Teil: Drucken Sie die Beschreibungen aus, hängen Sie Karteikarten an die Wand. Lassen Sie das Team fragen:

  • Welche Annahme überrascht?
  • Welche Hypothese können wir sofort testen?
  • Wo fehlen Daten?

Markieren Sie Lücken rot. Diese Knowledge-Gaps gehen als To-dos zurück ins Research-Backlog.

Co-Creation live

Nutzen Sie während des Workshops ein offenes Chatfenster: Teilnehmende schlagen Ergänzungen vor, die KI fügt sie in Echtzeit ein. So entsteht eine gemeinsam getragene Persona 3.0 – garantiert aktueller als jedes Poster aus der Schublade.

Werkzeugkasten

  • ChatGPT / Gemini für Sprachaufbereitung
  • DALL·E oder Midjourney für charakteristische Profilbilder (Kennzeichnung beachten)
  • Miro AI für automatisiertes Sticky-Clustering
  • Persona Generator (kostenloses Figma-Plugin) für Canvas-Export

Dos & Don’ts

Eigene Daten verwenden – generische Web-Statistiken wirken austauschbar.

Auf drei bis fünf Personas begrenzen, sonst verliert der Workshop Fokus.

Zitate prägnant formulieren.

Keine Stock-Fotos: lieber reale Bilder oder Illustrationen, die Vielfalt zeigen.

KI blind vertrauen: jede Aussage gegen echte Nutzerinnen prüfen.

Ethik nicht vergessen

Algorithmen reproduzieren Vorurteile, wenn man sie lässt. Prüfen Sie deshalb jede Persona auf Stereotype. Hinterfragen Sie Merkmale wie Einkommen oder Herkunft: Sind sie wirklich entscheidungsrelevant oder nur Klischee?

Fazit

KI nimmt die Fleissarbeit ab, ersetzt aber nicht den kritischen Blick des Teams. Wer Daten sauber kuratiert, gewinnt Stunden für Diskussion und Testing. So wird der Persona-Workshop zum Kick-start für user-zentrierte Innovation.

 

Link & kurzer Nutzenhinweis

Warum lesenswert

UXPin – “AI Personas – How to Use ChatGPT to Create Personas”

Schritt-für-Schritt-Leitfaden, wie Sie ChatGPT zur datenbasierten Persona-Erstellung nutzen – inkl. Prompt-Beispielen. 

Nielsen Norman Group – “AI for UX: Getting Started”

Kompakter Überblick der NN/g-Experten, welche UX-Aufgaben sich mit KI beschleunigen lassen und wo Fallstricke lauern. 

UX Collective – “How I’m using AI to streamline persona & journey map creation” (Feb 2025)

Praxisbericht mit konkreten Prompt-Formulierungen und Lessons Learned aus realen Projekten. 

Bootcamp/Medium – “How to avoid unconscious biases in creating personas”

Checkliste, um KI-gestützte Personas systematisch auf Stereotype und Bias zu prüfen. 

Miroverse-Template – “User Persona with AI Assistance”

Kostenloses Board, das KI-Analyse direkt in Ihren Workshop integriert; ideal zum Ausprobieren. 

KI wurde unterstützend für Recherchem, Struktur und Formulierungen genutzt.

 

 

 

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Florian Karb

Florian Karb ist Digital Innovation & Strategy Specialist und bloggt aus dem Unterricht des CAS Digital Business Innovation an der HSLU.

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