Stell dir vor, dein Auto wäre nicht nur ein Fortbewegungsmittel, sondern auch ein neugieriger Spion. Was zuerst nach Science-Fiction klingt, ist längst Realität. Moderne Fahrzeuge sammeln unzählige Daten über dich und deine Fahrgewohnheiten. Doch was geschieht mit diesen Informationen? Und kannst du das überhaupt verhindern?
Autos sollten uns ursprünglich einfach und schnell von A nach B bringen. Doch heute geht es längst um mehr. Seit den 1990er Jahren werden Autos mit Sensoren ausgestattet, die Daten sammeln. Zum Beispiel über den Kilometerstand, den Motorzustand oder Fehlercodes.
In den 2010er Jahren hat die Digitalisierung einen grossen Schub ausgelöst. Immer mehr Sensoren, Kameras und Softwarefunktionen kamen hinzu. Moderne Autos erfassen heute unter anderem:
- GPS-Positionen
- Fahrzeiten und Betriebsstunden
- Videomaterial von Kameras
- Gurtstraffungen
- Fahrverhalten und vieles mehr
Diese Daten sind hilfreich – können aber auch problematisch werden.
Datenschutz oder Datenhandel?
Die Realität ist ernüchternd. Eine Studie der Mozilla Foundation (ja, die vom Browser!) aus dem Jahr 2021 hat Datenschutzrichtlinien von 25 Autoherstellern in den USA untersucht. Das Ergebnis: Keine andere Produktkategorie hatte bisher schlechtere Datenschutzstandards.
Ein Beispiel: In der Datenschutzerklärung von Nissan aus dem Jahr 2023 steht, dass das Unternehmen individuelle Nutzerprofile erstellt. Diese Profile können sogar gesundheitsbezogene, genetische oder Daten zur sexuellen Aktivität enthalten – auch wenn unklar ist, wie genau diese Informationen gesammelt werden. Zudem dürfen die Daten aus Marketinggründen an Dritte weitergegeben oder verkauft werden.
Besonders bedenklich: Fahrerinnen und Fahrer sollen laut Nissan ihre Mitfahrenden über diese Richtlinien aktiv informieren. Das ist im Alltag kaum realistisch.
In Europa ist der Datenschutz dank Gesetzen wie die DSGVO (EU) und das DSG (Schweiz) besser geregelt. Trotzdem dürfen auch hier etwa 100 verschiedene Datenpunkte gesammelt werden – genug, um ein umfassendes Bild deines Alltags zu zeichnen.
Ein realer Fall: VW-Datenleck 2024
Im Jahr 2024 fand der Chaos Computer Club (CCC), Europas grösste Hackervereinigung, eine Schwachstelle bei Volkswagen. Die Sicherheitslücke betraf einen Amazon-Cloudspeicher, in dem Bewegungsdaten von hunderttausenden Fahrzeugen über einen langen Zeitraum hinweg gespeichert waren.
Bei der Analyse der Daten fand der CCC Erschreckendes heraus: Sie konnten erkennen, wann und wo jemand einkaufte, wo der Standort der Kita ist oder wann Kinder abgeholt werden. Unter den Betroffenen waren auch Politikerinnen und Politiker sowie Polizeibehörden aus der Schweiz, Deutschland und fünf weiteren europäischen Ländern.
Aus GPS-Daten lassen sich zum Beispiel Schichtpläne und Routen der Polizei ableiten. Auch Fahrer, die regelmässig bei Militär- oder Nachrichtendienst-Gebäuden parken, wurden sichtbar. Solche scheinbar trivialen Daten können schnell zu einem Problem für die nationale Sicherheit werden.
Glücklicherweise wurde die Lücke vom CCC entdeckt und an VW gemeldet. Der Zugriff wurde umgehend gesperrt. Laut VW hatte niemand ausser dem CCC Zugriff auf die Daten.
Dieser Fall zeigt: Selbst scheinbar harmlose GPS-Daten können sehr sensibel und aussagekräftig sein.
Was kannst du tun?
Die Datenerfassung durch dein Auto ist nicht grundsätzlich schlecht. Sie kann helfen, dich proaktiv vor Schäden zu schützen. Zum Beispiel weist dich dein Auto rechtzeitig auf einem Werkstattbesuch oder einen schleichenden Plattfuss hin.
Trotzdem solltest du wissen: Bei vielen Herstellern ist das Teilen von Daten Voraussetzung, damit bestimmte Funktionen überhaupt nutzbar sind. Auch viele Smartphone Apps der Autohersteller unterliegen denselben Datenschutzrichtlinien wie das Fahrzeug selbst.
Tipps für mehr Datenschutz im Auto:
- Prüfe die Datenschutzeinstellungen in der Fahrzeugsoftware oder App.
- Deaktiviere Funktionen, die du nicht brauchst.
- Nutze Apps und Dienste sparsam. Weniger Nutzung = weniger Datenweitergabe.
- Informiere dich vor dem Autokauf über die Datenschutzrichtlinien des Herstellers.
Fazit: Datenschutz betrifft uns alle
Autos sind heute nicht nur Fortbewegungsmittel, sondern rollende Datensammler. Viele dieser Daten sind nützlich, einige sind aber auch heikel.
Die gute Nachricht: Du kannst Einfluss nehmen. Informiere dich, nutze nur, was du wirklich brauchst und behalte deine Daten möglichst in deiner Kontrolle.
Denn: Datenschutz ist kein Luxus, sondern dein gutes Recht!
Weiterführende Links zum Thema
Mozilla Foundation Studie
Chaos Computer Club (CCC): VW-Leak
SRF Beitrag: Kennt dein Auto deine sexuellen Vorlieben?
ADAC: Daten im Auto: Fluch oder Segen?
UNFASSBAR: Der grosse Volkswagen-Leak
Dieser Blog-Beitrag wurde mit Unterstützung von KI erstellt