Digitalisierung beginnt mit Menschen, nicht mit Technik. Dieser Erfahrungsbericht zeigt, wie ein Schweizer KMU die digitale Transformation meistert – mit Zuhören, Geduld und Zusammenarbeit. Vier praxiserprobte Massnahmen zeigen, wie Digitalisierung auch in traditionsreichen Betrieben gelingen kann.
Auch im Jahr 2025 trifft man immer noch auf Mitarbeitende, die sich gegen digitale Veränderungen wehren – aus Überzeugung oder Überforderung. Als Geschäftsführer eines Schweizer KMU’s in einem Konzernumfeld erlebe ich das täglich. Und ich gebe zu: Auch ich habe nicht alles sofort verstanden. Aber ich habe gelernt – Digitalisierung ist kein Generationenproblem. Es ist eine Frage der Haltung und der Kommunikation.
Vom Widerstand zur Zusammenarbeit: Mein Weg durch die digitale Transformation
Ich erinnere mich noch gut an einen Moment vor ein paar Monaten. Ich wollte verstehen, wie ein typischer Tag in unserer Disposition verläuft und habe einen halben Tag mitgearbeitet. Bereits nach 2 Stunden hatte ich den gleichen, langjährigen Werkstatt-Mitarbeiter, zum vierten Mal bei uns im Büro gesehen, der uns freundlich ein Dokument hingehalten hat mit der Bitte; “Könntest Du mir bitte noch die definitive Seriennummer aufschreiben, ansonsten kann ich nicht weitermachen…” Dies hat mich definitiv zum Nachdenken gebracht.
Dazu möchte ich anfügen, dass ich ein Schweizer KMU leite, welches Reinigungsmaschinen vertreibt und wartet – eingebettet in einen grossen deutschen Konzern. Klingt nach Struktur, nach klaren Prozessen. Und ja, das stimmt auch. Aber die Realität sieht oft anders aus: Da treffen globale Digitalstrategien auf lokale Gewohnheiten. Und die sind zäh.
Digitalisierung trifft auf Realität
Ein Beispiel hierzu: die Aufbereitung unserer Maschinen. Ein zentraler Prozess. Und trotzdem läuft dieser seit Jahren «papiergesteuert». Checklisten, Notizen, Unterschriften – alles von Hand. Danach wird das Ganze mühsam in unser ERP übertragen. Natürlich manuell.
Warum? Weil es „immer so war“. Weil es „funktioniert“. Und weil niemand fragt, ob es auch anders ginge.
Aber seien wir ehrlich: Es ist ein riesiger Aufwand. Es kostet Zeit, Nerven – und bringt am Ende niemandem einen echten Mehrwert. Im Gegenteil, die Daten sind fehleranfällig, doppelt erfasst, schwer auswertbar. Und trotzdem hält sich die Überzeugung hartnäckig, dass es halt so sein muss.
Was ich heute anders mache
Ich habe in den letzten Jahren viel gelernt. Nicht nur über Tools und Systeme – sondern über Menschen. Und über Kommunikation. Hier ein paar Dinge, die bei uns geholfen haben:
- Zuhören statt überrollen
Ich habe aufgehört, einfach neue Systeme „von oben“ einzuführen. Stattdessen frage ich nach: Was würde Dir mehr Zeit verschaffen? Das verändert alles. - Schrittweise statt radikal
Wir testen. Wir üben. Wir machen Fehler. Und das ist okay. Niemand muss perfekt sein – aber alle dürfen mitreden. Bis wir eine passende Lösung gefunden haben. Dann schreiten wir voran und setzten diese um. - Erklären statt erwarten
Ich erkläre nicht nur, wie etwas funktionieren soll, sondern warum wir es tun. Digitalisierung ist kein Selbstzweck. Es soll uns und dem Kunden einen Mehrwert schaffen. - Generationen verbinden
Unsere Jüngeren helfen den Älteren – und umgekehrt. Das schafft Respekt. Und manchmal auch echte Aha-Momente.
Digitale Kompetenz ist keine Frage des Alters
Ich habe gelernt: Es geht nicht darum, ob jemand 25 oder 60 ist. Es geht darum, ob jemand bereit ist, sich auf Neues einzulassen. Und diese Bereitschaft kann man fördern – mit Geduld, mit Humor, mit echtem Interesse.
Die Generation Z ist nicht automatisch digital kompetent. Und Babyboomer sind nicht automatisch technikfeindlich. Es geht um Haltung. Um Vertrauen. Und um das Gefühl, dass man nicht allein gelassen wird.
Mein Fazit
Digitalisierung ist kein Projekt mit Start und Ziel. Es ist ein Weg. Und manchmal ist er steinig. Aber er lohnt sich.
Mir ist klar geworden: Es reicht nicht, neue Tools einzuführen. Ich muss auch die Menschen mitnehmen, die damit arbeiten. Und das ist vielleicht die grösste Herausforderung – aber auch die schönste.
Denn am Ende geht es nicht um Technik. Es geht um Menschen. Und darum, dass wir gemeinsam besser werden.