Wer sieht deine Werbung?
Audience Measurement Systeme (AMS) analysieren Zielgruppen in Echtzeit mithilfe von KI. Doch wie funktionieren sie, welche Chancen und Risiken gibt es, und was bedeutet das für dich? Dieser Blog zeigt, wie AMS und Digital Signage die Werbung effizienter und zielgerichteter machen – und was dies aus ethischer Sicht bedeutet.
Audience Measurement Systeme (AMS) von heute verändern die Werbung durch digitale Werbeflächen (Digital Signage) in Supermärkten oder Bahnhöfen. Eine Kamera erfasst Zielgruppendaten, die Künstliche Intelligenz (KI) analysiert demografische Merkmale wie Alter und Geschlecht mittels Gesichtserkennung (als statistische Klassifikation).
Die Daten werden im Gerät vor Ort ausgewertet, statistisch zusammengefasst und erst danach in die Cloud übertragen. Moderne Systeme nutzen auch weitere Sensoren und Daten mittels Cross-Device Tracking, um Verhaltensmuster über verschiedene Geräte und Displays hinweg zu erkennen.
Zu den führenden Anbietern in der Schweiz zählen: Advertima, AXIS und Quividi.

Was wird gemessen und warum ist das nützlich?
AMS messen Alter, Geschlecht und Verweildauer, z. B. längere Aufmerksamkeit junger Erwachsener für Sportartikel. Dies ermöglicht die Berechnung des Mediavalue (Mediawert). Der Supermarkt SPAR steigerte Umsätze je nach Produktekategorie um 13,9–42,4 % durch AMS-gestützte Zielgruppenwerbung.
Kennzahlen (KPI) wie Opportunity to See (OTS „Opportunity To See“ – also potenzielle Blickkontakte) und Verweildauer zeigen, ob Kampagnen wirken und welche Tageszeiten effektiv sind.
Werbetreibende profitieren von Effizienz – etwa durch die dynamische Anpassung der Inhalte, z. B. für Familien mit Kindern.

Herausforderungen und Ethik
AMS verursachen Kosten für Hardware, Integration und laufende Analyse. Entscheidend ist zudem die Qualität der Erkennung: Nur präzise Messsysteme liefern verlässliche Daten. Moderne Anbieter wie Admobilize (2024) zeigen, wie Blickverhalten und Verweildauer zunehmend genauer erfasst werden – auch über mehrere Bildschirme hinweg mittels Cross-Device-Tracking.
Datenschutz steht im Mittelpunkt: Ohne „Opt-In“ müssen die Daten gemäss DSG, bzw. der DSGVO der EU anonymisiert werden. Daher werden die Daten zusammengefasst (aggregiert) und anonymisiert verarbeitet. Hinweisschilder am Gerät weisen transparent auf die Datennutzung zu Werbezwecken.
Ethische Aspekte: Zwischen Einfluss und Transparenz
Konsumenten sehen demografisch angepasste Werbung, die Entscheidungen subtil beeinflussen könnte. Filterblasen entstehen jedoch seltener (Dahlgren, 2021) als in Sozialen Medien, da öffentliche Signage Konzepte nicht personalisiert, sondern für Gruppen konzipiert sind.
Bei interaktiven Anwendungen wie Touchscreens ist hingegen ein aktives „Opt-In“ verpflichtend, sofern personenbezogene Daten erfasst werden.
AMS hilft, Werbung gezielt einzusetzen, dies erfordert jedoch Transparenz, um nachhaltiges Vertrauen zu schaffen.
Wohin geht die Reise?
Audience Measurement Systeme (AMS) prägen den Einzelhandel, etwa in autonomen Geschäften wie Amazon Go. Technologien wie LIDAR minimieren Messfehler, während Big Data-Analysen dabei helfen, Inhalte in Echtzeit auf Zielgruppenreaktionen anzupassen.
Besonders die Verknüpfung von AMS mit KI und Langzeitanalysen ermöglicht dynamische Anzeigen, die sich flexibel an Tageszeiten oder Kundeninteraktionen anpassen.
Ein Beispiel aus dem Bereich Gamification ist das Rivella-Projekt. Dies zeigt eindrücklich, wie spielerische Ansätze Werbung attraktiver machen – ein Trend, der auch in anderen Branchen zu beobachten ist.
Nicht zuletzt wird die Transparenz und die Einhaltung des Datenschutzgesetzes (DSG) eine wesentliche Rolle spielen. Dies fördert das Vertrauen der Kunden. Auch regulatorische Entwicklungen werden künftig mitentscheiden, wie weit KI-gestützte Werbung gehen darf – etwa im Spannungsfeld zwischen Innovation und Datenschutz.
Wer langfristig erfolgreich sein will, muss technologische Innovation mit ethischer Verantwortung verbinden.
Weiterführende Links
https://www.digitalsignagetoday.com/
Künstliche Intelligenz diente punktuell zur Strukturierung und sprachlichen Reflexion des Beitrags.