Mehr Zeit für das Wesentliche: Wie uns der SPG Bot unterstützt

Im Schweizer Paraplegikerzentrum (SPZ) in Nottwil haben wir im Jahr 2024 den SPG Bot entwickelt und eingeführt – eine KI-gestützte Teams-App, die unsere Mitarbeitenden bei der Suche nach internen Vorgaben unterstützt. Was als Idee und Prototyp begann, ist heute ein echtes Alltagstool.

Im Team Business & Collaboration Services der Informatik des Schweizer Paraplegikerzentrums beschäftigen wir uns laufend mit der Frage, wie moderne Technologien die tägliche Arbeit unserer Mitarbeitenden in der gesamten Schweizer Paraplegiker-Gruppe (SPG) konkret unterstützen können. Ein Projekt, das uns dabei besonders am Herzen liegt, ist der SPG Bot – ein interner KI-Chatbot, den wir mit Hilfe von Microsoft-Technologien realisiert haben.

Interne Lösung statt externer KI
Ausgangspunkt war eine bekannte Herausforderung: Unsere Mitarbeitenden – insbesondere im medizinischen Umfeld – benötigen einen schnellen und zuverlässigen Zugriff auf interne Handlungsanweisungen und Richtlinien. Zwar stehen im Qualitätsmanagementsystem, im Intranet und auf der Lernplattform über 7’000 Dokumente zur Verfügung, doch die Suche danach war im Alltag oft mühsam und zeitaufwändig.

Hinzu kommt ein weiterer, zentraler Punkt: In unserem spezialisierten Umfeld ist es wichtig, dass die Mitarbeitenden nicht einfach öffentliche KI-Systeme wie ChatGPT nutzen, um Fragen zu klären. Denn externe Tools kennen unsere internen Vorgaben nicht – und liefern womöglich falsche oder sogar gefährliche Empfehlungen. Genau aus diesem Grund war für uns klar, dass wir eine eigene, sichere Lösung brauchen – gehostet in der Schweiz und vollständig konform mit unseren Datenschutzvorgaben.

Der SPG Bot ist direkt in Microsoft Teams integriert und nutzt den Azure OpenAI-Dienst, um Fragen in natürlicher Sprache zu verstehen und passende Antworten zu geben – basierend ausschliesslich auf unseren internen Inhalten. Wo möglich, verweist der Bot direkt auf die jeweilige interne Quelle und verlinkt das Originaldokument.

Ein Bot, der verstanden wird
Ein Aspekt, der von Anfang an wichtig war, ist die Mehrsprachigkeit. Viele unserer Mitarbeitenden sprechen nicht Deutsch als Muttersprache. Der Bot versteht und beantwortet Fragen deshalb unter anderem auch auf Englisch, Französisch oder Italienisch. Auch wenn die zugrunde liegenden Dokumente meist auf Deutsch sind, hilft das enorm bei der Zugänglichkeit.

Ehrlich gesagt hatten wir zu Beginn gewisse Bedenken, ob die Lösung wirklich angenommen wird – oder ob vielleicht Berührungsängste bestehen. Doch das Gegenteil war der Fall: Der Bot wurde von Anfang an rege genutzt und geschätzt. In den ersten drei Monaten 2025 wurden bereits über 13’000 Konversationen geführt – ein klares Zeichen für den Bedarf.

Vom Prototyp zur Praxislösung
Allerdings gab es auch Lernphasen – besonders beim Thema Prompting. Viele nutzten den Bot anfangs wie eine klassische Suchmaschine, was häufig zu unklaren oder wenig hilfreichen Antworten führte. Deshalb haben wir eine 20-minütige Kurzschulung ins Schulungsprogramm unserer Academy aufgenommen, die wir regelmässig anbieten. Seither sind die Prompts gezielter – und die Qualität der Antworten massiv besser.

Auch technisch haben wir viel ausprobiert. In mehreren Phasen testeten wir unterschiedliche Sprachmodelle auf ihre Antwortqualität und Performance. Mittlerweile setzen wir auf GPT-4o, weil es eine ausgewogene Kombination aus Qualität und Kosten bietet: Die Qualität der Antworten ist hoch, und gleichzeitig bleiben die Betriebskosten überschaubar – ein entscheidender Faktor im Klinikbetrieb.

Der SPG Bot wird laufend weiterentwickelt. Wir erweitern die Wissensbasis, integrieren neue Quellen und passen Funktionen auf Basis der Rückmeldungen an. Das Tool ersetzt natürlich keine Ausbildung oder Erfahrung – aber es hilft, Unsicherheiten im Alltag zu klären und stärkt die Orientierung im klinischen Umfeld.

Fazit: Eine Technologie, die ankommt
Der SPG Bot ist für uns ein Beispiel dafür, wie technologische Lösungen dort unterstützen können, wo konkrete Herausforderungen bestehen – vorausgesetzt, sie sind sorgfältig eingebettet, gut kommuniziert und praxisnah gestaltet. Wichtig ist dabei nicht nur das Tool selbst, sondern auch die Bereitschaft im Umfeld: Prozesse, Menschen und Strukturen müssen mitgenommen werden. Erst wenn diese Voraussetzungen stimmen, kann Technologie ihren vollen Nutzen entfalten – im besten Fall ganz selbstverständlich im Alltag.

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Dominik Brand

Dominik Brand arbeitet als Business Engineer in der Informatik des Schweizer Paraplegikerzentrums (SPZ) und besucht das CAS Cloud & Platform Manager. Im Team Business & Collaboration Services digitalisiert und automatisiert er bestehende Prozesse innerhalb der Schweizer Paraplegiker-Gruppe (SPG), um diese effizienter zu gestalten.

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