Wer kennt es nicht? Man möchte etwas über ein Thema erfahren und fragt kurzerhand ChatGPT. Innerhalb von Sekunden erhält man eine gute und umfassende Antwort. Auch im geschäftlichen Umfeld verlassen sich dadurch immer mehr Mitarbeitende auf die Unterstützung künstlicher Intelligenz – sei es bei einer einfachen E-Mail oder bei der Gestaltung komplexer Marketingkampagnen. Doch wie sieht es in anderen Fachbereichen aus, beispielsweise im Controlling bzw. bei der Datenanalyse?
In den letzten Monaten wurden in meinem Unternehmen, einem grösseren Gesundheitsdienstleister, zunehmend Diskussionen darüber geführt, welche Rolle generative KI (GenAI), insbesondere Co-Pilot, künftig im Reporting und in der Datenanalyse einnehmen kann und wird. Ein guter und nachvollziehbarer Gedanke bei all den möglichen Use Cases und den daraus entstehenden Potenzialen, doch drängt sich dabei unterschwellig ein Gedanke auf: Werden Controller und Business Analysten in naher Zukunft von künstlicher Intelligenz abgelöst?
Dieser Gedanke scheint nachvollziehbar zu sein. Schließlich versprechen KI-Tools wie ChatGPT oder Co-Pilot, Routineaufgaben wie Datenauswertung, Berichtserstellung und sogar erste Interpretationen schneller und effizienter zu erledigen als jedes menschliche Pendant. Können wir uns also bald zurücklehnen und die KI den Job erledigen lassen? Eine interessante, aber gleichzeitig auch irgendwie erschreckende Vorstellung.
Tatsächlich zeigt sich, dass GenAI insbesondere im Reporting und in der Datenanalyse beeindruckende Fähigkeiten besitzt und somit Tätigkeiten, die Controller bisher manuell mit Excel-Tabellen oder Dashboards in BI-Tools wie Power BI, Tableau oder Qlik Sense durchführen, erheblich reduzieren kann. Mit ihnen können umfangreiche Datensätze binnen Sekunden analysiert, komplexe Zusammenhänge erkannt und Ergebnisse verständlich zusammengefasst werden. Das klingt verlockend – und tatsächlich wird dadurch die Möglichkeit gegeben, sich verstärkt auf strategische Tätigkeiten und die Interpretation der Resultate zu fokussieren. Aber diese Fähigkeiten wurden auch bereits mit BigData heraufbeschworen..
Doch wer denkt, dass Controller und Business Analysten bald vollständig überflüssig werden, unterschätzt die Komplexität und Realität der praktischen Arbeit erheblich. Auch bei den Diskussionen in unserem Unternehmen zeigt sich regelmäßig, dass generative KI-Systeme zwar hervorragende Unterstützer sein können, jedoch längst nicht alle Aufgaben übernehmen können. Besonders in einem sensiblen Bereichen, wie dem Gesundheitswesen, spielen Datenschutz, Datenqualität und Data-Governance eine enorm wichtige Rolle. Die KI ist nur so gut wie die Daten, mit denen sie gefüttert wird – und hier liegt häufig eine der größten Herausforderungen.
Unsere Datenstrukturen sind historisch gewachsen und oft sehr komplex. So sind in der Realität die Daten selten so sauber und klar strukturiert, wie sie eine KI benötigen würde, um effizient arbeiten zu können. Ausserdem müssen Berichte und Analysen nachvollziehbar, transparent und auditfähig sein – gerade bei wichtigen Managemententscheidungen. Eine KI mag schnelle und intelligente Vorschläge liefern, doch die finale Verantwortung und Interpretation bleibt letztendlich dem Menschen überlassen. Und hinzu kommt eine weitere wesentliche Komponente – Vertrauen. Eine Reiseroute mit ChatGPT erstellen lassen? Da denkt keiner drüber nach. Persönliche Gesundheitsdaten von einem KI-Chat analysieren lassen? Da werden die meisten Personen eher abweisend und misstrauisch reagieren. So ist es selbstverständlich, dass besonders im Gesundheitsbereich den Themen Datenschutz und Data Governance ein hoher Stellenwert beigemessen wird und so kann die menschliche Komponente nicht ausser Acht gelassen werden. Gleichzeitig sollte man auch die Resultate stets mit einem gesunden Menschenverstand hinterfragen und nicht als selbstverständlich angenommen werden.
Dennoch wird generative KI die Arbeitswelt im Reporting nachhaltig verändern – aber eben nicht, indem sie Controller und Analysten ersetzt, sondern indem sie diese intelligent und effizient unterstützt. Durch den Einsatz von GenAI werden Controller und Business Analysten die Chance haben, sich stärker auf qualitative und strategische Aufgaben zu fokussieren und somit werden sie zunehmend weniger Routinearbeiten erledigen müssen und dafür mehr Zeit für die eigentliche Wertschöpfung haben. Es wird somit einen Wandel von der Datenaufbereitung hin zur stärkeren Interpretation von Ergebnissen, Kommunikation von Erkenntnissen und die Entwicklung strategischer Handlungsempfehlungen.
Fazit: ChatGPT und andere generative KI-Technologien haben enormes Potenzial, die Arbeit von Controllern und Analysten nachhaltig zu verbessern, aber ersetzen werden GenAI-Modelle die Experten aber sicherlich nicht. Vielmehr zeichnet sich eine neue Form der Zusammenarbeit ab, bei der die KI eine unterstützende Rolle einnimmt und es den Mitarbeitenden ermöglicht, sich stärker auf zielführende Tätigkeiten zu fokussieren.