Digitale Transformation und die Berufswahl

Laut Wikipedia bezeichnet die digitale Transformation einen fortlaufenden Veränderungsprozess in Wirtschaft und Gesellschaft, der durch die Entstehung immer leistungsfähigerer digitaler Techniken und Technologien ausgelöst worden ist. Die Transformation verändert den Arbeitsmarkt und somit auch die Berufswahl. Welche Kompetenzen sind in Zukunft gefragt und wie wirkt sich die Transformation auf die Arbeitswelt der Zukunft aus?

Zahlreiche Publikationen haben sich bereits damit auseinandergesetzt, welche Berufe es zukünftig nicht mehr geben könnte. Der Tenor ist eindeutig: bei Tätigkeiten mit hohem Routinecharakter und standardisierten Prozessen wird der Mensch zunehmend durch digitale Technologien ersetzt. Aufgaben wie das Erfassen und Verarbeiten von Daten kann ein Computer einfacher besser. Auch Handwerksberufe nutzen zunehmend digitale Werkzeuge und Automatisierungen.

Am wenigsten gefährdet für Jobverluste scheinen Tätigkeiten zu sein, die folgende Fähigkeiten erfordern:
komplexe Wahrnehmung, komplexe Handhabung und Bearbeitung, kreative Intelligenz sowie soziale Intelligenz

Die Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften wird somit weiter steigen.  Wenn sich technischer Fortschritt beschleunigt, müssen Arbeitnehmer in der Lage sein, dieses Tempo mitgehen zu können. Lebenslanges Lernen wird noch mehr an Bedeutung gewinnen. Wer über keine oder begrenzte digitale Kenntnisse verfügt, für den wird es in der Arbeitswelt 4.0 zunehmend schwierig.

In meiner beruflichen Tätigkeit bei der Invalidenversicherung begegne ich immer wieder Jugendlichen die in der Schule Schwierigkeiten haben – sei dies aufgrund einer Lernbehinderung, einer kognitiven Einschränkung oder auch einer psychischen Störung. Für einige von ihnen stellt bereits die Erstausbildung eine erhebliche Herausforderung dar und an eine Weiterbildung ist in der Regel kaum zu denken. Sie sind darauf angewiesen, Ausbildungen absolvieren zu können, die eher einfache und routinierte Tätigkeiten umfassen. Ich frage mich oft, welchen Platz diese jungen Menschen in der digitalen Arbeitswelt finden können. Auch als Mutter einer neunjährigen Tochter, deren Weg noch ungewiss ist, überlege ich welche Möglichkeiten ihr aufgrund ihrer Fähigkeiten später offenstehen werden. Wie wird sie ihre Zukunft meistern, wenn sie nicht über die nötigen Kompetenzen für den zu erwartenden Arbeitsmarkt verfügt?

Seit Jahren sind zahlreiche Bemühungen im Gange mit dem Lehrplan 21 Medien- und Informatik-Kompetenzen flächendeckend zu vermitteln. Das digitale Manifest für die Schweiz (Digital Switzerland) forderte bereits im Jahr 2017, dass die Schweiz in der digitalen Transformation eine führende Rolle spielen müsse. Bereits Kinder sollen kreieren und lernen, wie man digitale Inhalte schaffe. Attraktivität der MINT-Fächer solle gefördert werden, abstraktes, algorithmisches Denken solle in allen Bildungsstufen vermittelt werden.

Doch was geschieht mit Schüler*innen die Schwierigkeiten haben abstrakt und komplex zu denken oder zu handeln? Politik und Wirtschaft sind gefordert, Massnahmen zu ergreifen und Rahmenbedingungen zu schaffen, um sicherzustellen, dass auch diese jungen Menschen in der Lage sein werden auf dem Arbeitsmarkt der Zukunft zu bestehen und ihren Lebensunterhalt eigenständig bestreiten zu können.

Economiesuisse fordert in ihrer Stellungnahme „Welche Bildung braucht es in Zukunft?“ den Fokus auf die Erstsprache und Mathematik zu legen. Zudem brauche es Grundkenntnisse in der Informatik für alle. Damit Jugendliche ein selbstbestimmtes Leben gestalten und sich in der Arbeitswelt zurechtfinden können, brauche es aber auch in Zukunft ein hohes Mass an Handlungs- und Sozialkompetenz, kritisches Denken und Kreativität. Am dualen Bildungssystem soll laut Bildungsexperten unbedingt festgehalten werden.

Fazit

Meine Aufgabe wird es sein, meine Tochter in den kommenden Jahren auf ihrem Weg in die digitale Berufswelt zu unterstützen und sie zu einer kritisch denkenden, empathischen und sozial kompetenten Persönlichkeit zu erziehen.

 

Weiterführender Link: https://ekkj.admin.ch/fileadmin/user_upload/ekkj/04themen/08Digitalisierung/d_2017_Bericht_Digitale_Transformation_Genner.pdf

 

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Chantal Tinner

Chantal Tinner ist Fachverantwortliche IV bei der Invalidenversicherung des Kantons Zug und bloggt aus dem Unterricht des CAS Digitale Transformation.

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