Was ein Lagerfeuer mit psychologischer Sicherheit zu tun hat

Angstfreie Kommunikation, Vertrauen und eine offene Fehler- und Feedbackkultur sind die Erfolgsfaktoren für eine funktionierende und wertschätzende Zusammenarbeit. In der Fachsprache spricht man von «Psychologischer Sicherheit». Sie ist wichtig für kontinuierliches Lernen und Verbessern sowie für Kreativität und Innovation. Erfahren Sie, wie psychologische Sicherheit im Team in kleinen Schritten gefördert werden kann.

Vor ein paar Monaten begann ich eine neue berufliche Tätigkeit. Gemeinsam mit meinen Mitarbeitenden bin ich zuständig für das Vorantreiben der Digitalisierung und der digitalen Transformation.

Mein Fazit nach den ersten drei Monaten:

  • Heterogene Teams; die Mitarbeitenden kennen ihre Vorgesetzte erst seit kurzer Zeit; das Vertrauen muss zuerst erarbeitet werden.
  • Eine Kommunikationsstruktur, in der sich die Mitarbeitenden sicher fühlen und gegenseitig ihre Ideen, Fragen und Bedenken frei und ohne Angst vor negativen Konsequenzen äussern können, ist nicht etabliert.
  • Ein Grossteil der Mitarbeitenden hat Respekt davor, ungeprüfte Ideen zu äussern, unsichere Antworten zu geben, Risiken einzugehen und Fehler zu machen.

Diese drei Feststellungen erinnern an den kürzlichen Unterricht von Marcel Altherr im CAS CDO an der HSLU. Er lehrte uns, dass «Psychologische Sicherheit» von entscheidender Bedeutung für erfolgreiche Teams ist, da sie die Grundlage für Innovation und Lernen ist. In einer Umgebung, in der Menschen Angst haben Fehler zu machen oder neue Ideen vorzuschlagen, wird es keinen Raum für Kreativität und Wachstum geben.

Was ist Psychologische Sicherheit? (Bildquelle: it-agile.de)

 

Prof. Dr. Amy Edmonson hat in einer wegweisenden Arbeit über 180 Teams nach entscheidenden Erfolgskriterien untersucht. Bezogen auf die grössten Effekte stellte sich das Dreieck der Psychologischen Sicherheit als der bedeutendste Erfolgsfaktor heraus.

 

 

Psychologische Sicherheit ist wie eine Lagerfeuer-Runde

Wer kennt sie nicht, die Lagerfeuer-Runden aus der Pfadfinderzeit. Man sitzt gemütlich beisammen, fühlt sich wohl in der Gemeinschaft, lässt den Tag im Sommerlager Revue passieren, hört zu, wenn jemand eine (Räuber-)Geschichte erzählt oder seine Gedanken transparent offenlegt – ohne Angst zu versagen. Es wird gelacht, es werden Mutproben gemacht und beim Singen darf man sich auch mal blamieren. Wird es kälter, legt jemand ein Stück Holz ins Feuer, damit es warm bleibt. Man kann sich gegenseitig aufeinander verlassen. Diese Lagerfeuer-Stimmung macht das Gefühl der psychologischen Sicherheit wunderbar greifbar.

Entscheidend ist somit nicht so sehr, wer im Team zusammenarbeitet, sondern wie ein Team zusammenarbeitet. Für Führungskräfte ist es deshalb unabdingbar, dass sie ihrem Team Sicherheit geben, ihr Team schützen und stützen, ein Arbeitsumfeld für Kreativität schaffen und Vertrauen schenken.

Erfolgsversprechende Massnahmen

A. Angstfreie Kommunikation vorleben:

  • Gefühl von Sicherheit und den nötigen Raum geben, um Gedanken austauschen und Bedenken äussern zu können
  • Vorbildfunktion wahrnehmen durch Neugierde zeigen und aktives Fragen
  • Sätze mit «Ja und» statt «Ja aber» formulieren
  • Lösungsorientierte Formulierungen wählen: Sätze mit «wie» statt mit «warum»

B. Vertrauen schaffen:

  • Sich ausserhalb des gewohnten Arbeitsumfelds austauschen – fördert die Kreativität und Offenheit
  • Check-Ins bei Meetings institutionalisieren
  • Aufzeigen, dass Ungewissheit, Komplexität und Abhängigkeiten alle Menschen herausfordern (siehe Cynefin-Modell, BANI-Welt).
  • Regeln für Meeting- und Kommunikationsstruktur definieren (z. B. Las Vegas Regel, Timebox)

C. Offene Fehler- und Feedbackkultur einführen:

  • Fehlertoleranz leben
  • Sich über Fehler austauschen und gemeinsam Verbesserungen initiieren
  • Spielerisch, kreativ und experimentell zusammenarbeiten, out-of-the-box-Denken fördern
  • Retrospektiven institutionalisieren
  • Feedbackkultur fördern, Wertschätzungsduschen einführen
  • Check-Outs institutionalisieren

 

Fazit

Psychologische Sicherheit ist der eigentliche Erfolgsfaktor eines gut funktionierenden Teams. Angstfreie Kommunikation, Vertrauen und eine offene Fehler- und Feedbackkultur sind dafür Voraussetzung. Der Aufbau einer solchen Kultur braucht Zeit und Geduld. Es ist die Aufgabe des CDO, sein Team in dieser Transformationsphase sicher zu führen und mit Empathie und Resilienz für psychologische Sicherheit zu sorgen. Dazu gehört auch, gemeinsame Erfolge sichtbar zu machen und zu feiern.

So wünsche ich auch meinen Mitarbeitenden und mir, dass es uns gelingt, als Team zusammenzuwachsen und Schritt für Schritt die Basis für eine psychologische Sicherheit zu legen und eine «Lagerfeuer-Atmosphäre» zu schaffen.

Beitrag teilen

Sara Steiner

Sara Steiner ist Bereichsleiterin Digitales und Projekte in der öffentlichen Verwaltung und bloggt aus dem Unterricht des CAS Chief Digital Officer an der HSLU.

Alle Beiträge ansehen von Sara Steiner →

Schreibe einen Kommentar