Agilität trifft auf traditionelle Planung

In der modernen Geschäftswelt ist das Zusammenspiel zwischen Business und IT eine der grössten Herausforderungen. Unternehmen müssen ihre IT-Strategien an die dynamischen Marktanforderungen anpassen. Oft prallen dabei zwei Welten aufeinander: das Business, das traditionell nach dem Wasserfallmodell plant, und die IT, die agile Methoden wie SAFe nutzt, um flexibel auf Veränderungen zu reagieren. Diese Diskrepanz kann zu Spannungen und Ineffizienzen führen. Doch wie kann man diese Welten harmonisieren?

Wasserfall vs. Agilität: Ein grundlegender Konflikt

Das Wasserfallmodell ist in vielen traditionellen Unternehmen tief verwurzelt. Es basiert auf einer linearen und sequentiellen Herangehensweise, bei der jede Phase eines Projekts , von der Anforderungserhebung über das Design bis hin zur Implementierung und dem Testen, nacheinander abgeschlossen wird. Diese Methode bietet eine klare Struktur und eine genaue Planbarkeit, was besonders in Branchen geschätzt wird, in denen Präzision und Vorhersehbarkeit entscheidend sind.

Im Gegensatz dazu steht die agile Methodik, die durch iterative und inkrementelle Entwicklungsprozesse gekennzeichnet ist. Agile Teams arbeiten in kurzen Zyklen, sogenannten Sprints, und passen ihre Arbeit kontinuierlich an neue Erkenntnisse und veränderte Anforderungen an. Diese Flexibilität ermöglicht es, schneller auf Marktveränderungen zu reagieren und kontinuierlich Mehrwert zu liefern.

Die Kluft zwischen Business und IT

Die Diskrepanz zwischen den langfristigen Planungszyklen des Business und der agilen Arbeitsweise der IT führt oft zu Spannungen. Das Business erwartet detaillierte Anforderungen und feste Zeitpläne, während die IT Flexibilität und iterative Entwicklung betont. Diese unterschiedlichen Ansätze können zu Missverständnissen, Verzögerungen und Frustrationen auf beiden Seiten führen.

Ein häufiges Problem ist, dass das Business detaillierte Anforderungen Jahre im Voraus festlegt, ohne die Möglichkeit, auf Veränderungen zu reagieren. Die IT hingegen benötigt die Freiheit, Anforderungen während des Entwicklungsprozesses anzupassen, um eine optimale Lösung zu liefern. Wenn das Business jedoch auf starren Plänen beharrt, kann die IT ihre agilen Vorteile nicht voll ausschöpfen. Wiederum muss aber auch die IT das Verständnis für das Business und deren Anforderungen aufbringen und versuchen ihnen entgegen zu kommen in dem gewisse Zugeständnisse gemacht werden.

Strategien zur Überbrückung der Kluft

Um die Kluft zwischen Business und IT zu überbrücken, sind Kommunikations- und Kooperationsstrategien entscheidend. Hier sind einige Ansätze, die helfen können:

  1. Gemeinsames Verständnis und Vision: Beide Seiten müssen ein gemeinsames Verständnis für die Ziele und Prioritäten des Unternehmens entwickeln. Eine klare Vision und eine gemeinsame Zielsetzung können helfen, die unterschiedlichen Ansätze zu harmonisieren.
  2. Integrierte Planung: Anstatt separate Planungsprozesse zu verfolgen, sollten Business und IT eine integrierte Planungsmethode entwickeln. Dies kann durch regelmässige gemeinsame Planungsmeetings und Workshops erreicht werden, in denen beide Seiten ihre Anforderungen und Einschränkungen besprechen.
  3. Agile Trainings und Schulungen: Das Business sollte in agilen Methoden geschult werden, um ein besseres Verständnis für die Arbeitsweise der IT zu entwickeln. Dies kann helfen, unrealistische Erwartungen zu reduzieren und die Vorteile der agilen Entwicklung zu erkennen.
  4. Flexibilität in den Anforderungen: Das Business sollte lernen, Anforderungen flexibel zu gestalten und Raum für Anpassungen während des Entwicklungsprozesses zu lassen. Dies kann durch die Einführung von MVPs (Minimum Viable Products) und iterative Reviews erreicht werden.
  5. Regelmässige Kommunikation: Kontinuierliche und transparente Kommunikation zwischen Business und IT ist entscheidend. Regelmässige Meetings, Statusupdates und Feedbackschleifen können helfen, Missverständnisse zu vermeiden und sicherzustellen, dass beide Seiten auf dem gleichen Stand sind.
  6. Nutzung von Tools und Technologien: Der Einsatz von modernen Projektmanagement- und Kollaborationstools kann die Zusammenarbeit erleichtern. Tools wie Jira, Confluence oder Trello können helfen, den Fortschritt zu verfolgen und Transparenz zu schaffen.

Quelle Punkt 1-6: Lean Portfolio Management Digital Workbook (5.0)

Fazit

Das Business-IT-Alignment ist eine der grössten Herausforderungen moderner Unternehmen. Der Graben zwischen der traditionellen, wasserfallgetriebenen Planung und der agilen Arbeitsweise der IT kann zu erheblichen Spannungen führen. Durch gemeinsame Visionen, integrierte Planung, Schulungen und kontinuierliche Kommunikation können Unternehmen jedoch dieser Graben überbrücken und die Vorteile beider Ansätze nutzen. Letztendlich geht es darum, eine Kultur der Zusammenarbeit und des gegenseitigen Verständnisses zu schaffen, um die Flexibilität und Innovationskraft der IT mit der Planbarkeit und Präzision des Business zu vereinen. Nur so können Unternehmen in der heutigen dynamischen Geschäftswelt erfolgreich sein.

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Kilian Sidler

Kilian Sidler ist als Fachprojektleiter für Sicherungsanlagen bei der SBB AG tätig und nimmt dort die Rolle als Business Projektleiter für die Einführung der Methodik BIM in den Geschäftsbereich wahr. Er bloggt aus dem Unterricht des CAS IT Management & Agile Transformation.

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