Die Feuerwehr demonstriert, dass Agilität nicht nur ein modernes Konzept ist, sondern seit Jahren fest in ihren Prozessen verankert. Mit klaren Rollen, strukturierter Vorgehensweise und flexibler Anpassung an dynamische Situationen schafft sie Effizienz und Sicherheit. IT-Teams können von diesen Prinzipien lernen, um Projekte agiler und erfolgreicher zu gestalten. Denn wie bei der Feuerwehr gilt: Struktur ist die Basis für Anpassungsfähigkeit.
Das Reglement Einsatzführung: Struktur schafft Sicherheit
Das Reglement Einsatzführung ist eine Anleitung. Es soll den hohen Anforderungen entsprechen, die heute bei Feuerwehrleuten gestellt werden. Feuerwehrkader benötigen neben einem umfangreichen Fachwissen auch die Fähigkeit, die Lage in kürzester Zeit richtig einzuschätzen und entsprechend zu führen. Die Grundlagen für die Einsatzführung bildet dieses Reglement für die Feuerwehren in der Schweiz. In diesem Reglement werden klare Phasen definiert, die in jeder Situation durchlaufen werden, man nennt ihn auch Führungsablauf:
- Feststellen – Um was geht es? Das Feststellen erfolgt durch den ständigen Auftrag: Sicher, Retten, Halten, Schützen und Bewältigen. Später mehr dazu
- Beurteilen – Feststellung bewerten, Vorausdenken – was passiert in 5/10 Minuten?
- Entscheiden – nach Prioritäten und Dringlichkeit des ständigen Auftrags
- Handeln – der Auftrag befehlen mit: Was – Wo – Womit
- Kontrollieren – Vergleich von Soll und Ist und gegeben falls die Konsequenzen daraus ziehen
Diese Phasen bilden einen klaren, immer wiederkehrender Ablauf, der Handlungssicherheit schafft, auch wenn sich die Rahmenbedingungen ändern.
IT-Bezug:
Agile Frameworks wie Scrum oder Kanban nutzen vergleichbare Schritte: Aufgaben planen, umsetzen und kontinuierlich anpassen. Eine klare Struktur hilft IT-Teams, flexibel und zielgerichtet zu bleiben.
Klare Rollen und Verantwortlichkeit
Jedes Mitglied der Feuerwehr hat eine oder mehrere genau definierte Rolle: Die Einsatzleitung geben klare Ziele vor, Einsatzkräfte agieren zielorientiert und technische Fachleute sorgen für die logistische Absicherung. Diese Aufgabenteilung ermöglicht reibungslose Abläufe, indem jede Person genau weiss, was von ihr erwartet wird.
IT-Bezug:
In agilen Teams gibt es auch festgelegte Rollen. Der Product Owner fokussiert sich auf die Priorisierung, der Scrum Master unterstützt und implementiert den Prozess, und das Entwicklerteam setzen die Aufgaben um. Klare Verantwortlichkeiten, indem auch jede Person weiss, was von ihr erwartet wird.
Prioritäten in Stresssituationen
Unser ständiger Auftrag:
- Sichern – Eigene Sicherheit
- Retten – Menschen und Tiere
- Halten – Eskalation verhindern, Ereignis begrenzen und Lage stabilisieren
- Schützen – Noch intaktes vor Schäden bewahren und Folgeschäden verhindern
- Bewältigen – Weitere Ereignisbewältigung mit den zur Verfügung stehenden Mitteln
In der Feuerwehr handeln wir Konsequenz nach unserem ständigen Auftrag. Dies klare Rangfolge garantiert effektive Entscheidungen und eine erfolgreiche Bewältigung – auch in Stresssituationen.
IT-Bezug:
Auch in Agilen Teams ist Priorisierung entscheidend. Der Fokus liegt darauf, die wichtigsten Aufgaben zuerst zu erledigen – sei es die Behebung kritischer Fehler oder das Implementieren von Kernfunktionen.
Lernen aus Erfahrung
Nach (fast) jedem Einsatz werten wir aus, was lief nach Plan und was verbessert werden muss. Diese Betrachtung sichert den kontinuierlichen Fortschritt und sorgt dafür, dass wir besser auf zukünftige Einsätze vorbereitet sind. Zudem fliessen die Erkenntnisse in die Übungen mit ein.
IT-Bezug:
Retrospektiven in agilen Teams erfüllen denselben Zweck. Sie bieten die Möglichkeit, aus Erfolgen und Fehlern zu lernen und Prozesse anzupassen.
Strukturierte Freiheit
Wir in der Feuerwehr beweisen, klare Regeln sind kein Widerspruch zur Agilität. Wir schaffen einen Rahmen, innerhalb des Rahmen wird flexibel und der Situation angepasst agiert.
IT-Bezug:
Agile Methoden wie Scrum bieten genau diesen Rahmen. Sie geben klare Orientierungspunkte, ohne die Anpassungsfähigkeit einzuschränken.
Fazit
Bei fast jedem Einsatz reagieren wir agil, der Situation angepasst. Denn die Realität zeigt uns, kein Brand, kein Unfall und kein Unwetter ist eine Kopie vom letzten Mal. Nur durch die Erfahrungen, Übungen, das Zusammenspiel und klare Strukturen sind wir erfolgreich.
Die Feuerwehrorganisation der Schweiz
Im Jahr 2023 dienten 77’650 Personen in der Schweiz in einer von 1’154 Feuerwehrorganisation. Davon sind 1’371 Personen bei der Berufsfeuerwehr. Die restlichen dienen im Milizsystem. Diese wiederum leisteten 84’768 Einsätze mit 926’054 Einsatzstunden.
Weiterführende Links:
Die Feuerwehr Koordination Schweiz
Scrum – Wikipedia