Nachhaltigkeit durch Digitalisierung

Erleidet ein Produkt einen Defekt, kaum ist die Garantiezeit ablaufen, mag das unterschwellige Gefühl aufkommen, die Herstellerin hat das Gerät absichtlich so entwickelt. Mit Sicherheit hat der Kostendruck, speziell im Konsumgüterbereich, zu einer Reduktion der Langlebigkeit geführt. Aber muss eine lange Lebensdauer eines Produkts mit einem vorteilhaften ökologischen Fussabdruck wirklich in Konkurrenz mit den ökonomischen Interessen einer Firma stehen?

Zusammenspiel von Geschäftsmodell und Produktlebensdauer

Das angewandte Geschäftsmodell kann hier zu einem entscheidenden Faktor werden. Dies gilt im Speziellen für langlebige Produkte, die einen weniger schnellen Entwicklungszyklus durchleben und meist einen entsprechend kleinen Lifestyle mit sich bringen. Durch den Verkauf eines solchen Produkts wird einmalig Geld eingenommen. Auf Grund dessen zahlt sich die Produktionsinvestition schnell zurück und der Markenname der Herstellerin kann gestärkt werden. Jedoch ist dessen Erneuerungsbedarf aufgrund der langen Lebenszyklen sehr klein. Es gestaltet sich deswegen schwieriger, eine gute Kundenbindung kontinuierlich zu pflegen, sich an die neusten Kundenbedürfnisse zu adaptieren und mit diesem Geschäftsmodell laufend Geld zu generieren.

Ein Mietmodell kann dagegen eine lange Lebensdauer in einen Vorteil verwandeln. Bei diesem wird ein Produkt beim Kunden platziert und nur bei Gebrauch verrechnet. Bei diesem Modell übernimmt die Herstellerin die Service- und Wartungskosten für das Produkt. Allenfalls werden bei der Wartung oder einem Update der Flotte auch neue Funktionen hinzugefügt, um aufgekommene Kundenbedürfnisse abzudecken. Dies macht das Modell auch für den Kunden noch attraktiver und bietet ihm mehr Planungssicherheit. Gerade im Gesundheitswesen mit Fallpauschalen kann das Vorteile bringen. Entsprechend ist ein langlebiges, robustes Produkt mit tiefen Service- und Wartungskosten im Interesse der Herstellerin.

Herausforderungen des Mietmodells

Je nach Ausgestaltung des Mietmodells liegt die Herausforderung, seitens der Herstellerin, bei der Häufigkeit der Produktverwendung. Wird ein Gerät unterdurchschnittlich oft verwendet, altert dieses entsprechend langsam. Gibt es viele Geräte im Markt, welche unter Erwartung verwendet werden, steigt die Investition der Herstellerin. Begründet wird dies durch viele Geräte, die in den Markt gespült werden, deren Verwendung aber zu wenig Geldrückflüsse generieren. Entsprechend muss die Verwendung des Produkts im Markt im Blick gehalten werden. Hier kann die Digitalisierung einen entscheidenden Vorteil bringen.

Chance durch die Digitalisierung

Ist das Gerät autonom mit einem Flottenmanagement verbunden, ermöglicht dies der Herstellerin, die Ruhezeit aller Geräte im Auge zu behalten. Dies erlaubt ihr, die produzierte Gesamtflotte bei den Kunden in einer Weise zu platzieren, bei der die Auslastung signifikant gesteigert wird. Damit bezahlt der Kunde nur, was er auch wirklich braucht und die Flotte kann einer konstanteren Alterung unterzogen werden. Geschieht dies nicht, erschwert dies die Erneuerung der Flotte mit neuen Funktionen. Zur Veranschaulichung kann man sich hier ein Auto vorstellen, welches bloss 40’000 km auf dem Zähler hat, jedoch bereits 13 Jahre alt ist. Dieses wurde schlecht innerhalb des Kundenstamms rotiert. Obwohl es vom Kilometerstand her betrachtet vermutlich erst 20% der Lebensdauer erreicht hat, ist der Funktionsumfang so veraltet, dass bei vielen Kunden der Wunsch nach einem neueren Modell durchaus bereits stark ausgeprägt ist. Als Herstellerin muss das Produkt dann wohl oder übel abgeschrieben werden, was zu finanziellen Einbussen führen wird. Entsprechend ist ein funktionierendes Flottenmanagement mittels Digitalisierung ein mächtiges Werkzeug, um die Einführung und das Ausphasen von Produkten auf dem Markt zu planen.

Fazit

Ein effektives, digitalisiertes Flottenmanagement mit Echtzeitdaten ist damit ein Schlüsselelement, um erfolgreich ein Mietmodell eines Produkts zu etablieren. Diese Basis erlaubt es, ein Produkt zu entwickeln, welches eine lange Lebensdauer, allenfalls gepaart mit einer guten Service- und Wartungsfähigkeit, bietet. Damit kann der Wegwerfmentalität Gegensteuer gegeben und Ressourcen eingespart werden. Auf Grund dessen verbessert sich der ökologische Fussabdruck der Gesamtlösung und bietet zusätzlich einige weitere positive Effekte für Herstellerin und Kunde.

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Lukas Häberli

Lukas Häberli ist Senior System Architect bei Medela AG und bloggt aus dem Unterricht CAS Digital Healthcare.

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