Wearables wie Smartwatches und Fitness- Tracker kennen wir alle und sie unterstützen uns täglich bei unseren Aktivitäten. Die smarten Geräte erfassen unsere Vitalwerte und setzen uns Ziele, wie beispielsweise die Anzahl der Schritte, die wir täglich erreichen sollten. Unsere Erfolge werden durch virtuelle Auszeichnungen anerkannt, welche uns helfen, gesündere Gewohnheiten zu entwickeln.
Doch welche Chancen stecken in der medizinischen Auswertung dieser Daten?
Etwa jede 2. Person in der Schweiz trägt mittlerweile einen digitalen Begleiter am Arm.
In den letzten Jahren haben Wearables einen bemerkenswerten Wandel durchlaufen. Was zuerst mit einfachen Schrittzählern begann, hat sich zu komplexen Gesundheitsgeräten entwickelt, die eine Vielzahl von Vitalparametern überwachen können. Diese technologischen Fortschritte haben das Potenzial, die Gesundheitsversorgung grundlegend zu verändern und bieten sowohl Patienten als auch Gesundheitsdienstleistern zahlreiche Vorteile.
Kontinuierliche Gesundheitsüberwachung
Bekannte Wearables wie die Apple Watch oder Fitbit sind mit fortschrittlichen Sensoren ausgestattet, die kontinuierlich Daten wie Herzfrequenz, Blutdruck, Blutsauerstoffgehalt und Schlafmuster erfassen. Diese Echtzeit-Daten ermöglichen es den Nutzern, ihre Gesundheitszustände besser zu verstehen und proaktiv Maßnahmen zu ergreifen. Für Gesundheitsdienstleister bieten diese Daten wertvolle Einblicke, die bei der Diagnose und Behandlung von Patienten helfen können.
Früherkennung und Prävention
Ein wesentlicher Vorteil von Wearables ist ihre Fähigkeit, gesundheitliche Anomalien frühzeitig zu erkennen. Beispielsweise können Unregelmässigkeiten in der Herzfrequenz auf potenzielle Herzprobleme hinweisen, die einer weiteren Untersuchung bedürfen. Durch die kontinuierliche Überwachung können Wearables dazu beitragen, ernsthafte gesundheitliche Probleme zu erkennen, bevor sie sich verschlimmern.
In diesem Zusammenhang hat das Universitätsspital Basel bereits erste Schritte unternommen und ein digitales Zentrum für Herzrhythmusstörungen entwickelt. Auf der Website der Basel Wearable Clinik kann jeder Besitzer einer Smartwatch in wenigen Schritten sein 1-Kanal-EKG hochladen, welches auf seiner Smartwatch erstellt wurde. Innerhalb kurzer Zeit bekommt man dann einen schriftlichen Befund mit einer fachärztlichen Interpretation von seinem EKG und einer Empfehlung für das weitere Prozedere.
Management bei chronischen Krankheiten
Für Patienten mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes sind Wearables besonders nützlich. Geräte zur kontinuierlichen Glukoseüberwachung (CGM) ermöglichen es Diabetikern, ihren Blutzuckerspiegel in Echtzeit zu überwachen und entsprechend zu reagieren. CGM-Systeme verwenden dabei einen feinen Sensor, der entweder am Oberarm oder am Bauch unter die Haut eingeführt wird. Dort misst er alle fünf Minuten den Zuckergehalt in der Gewebeflüssigkeit. Diese Daten werden dann auf das Mobile des Diabetikers weitergeleitet und können in der entsprechenden App angezeigt werden. Der regelmässige «Fingerstich» für die Blutentnahme fällt somit weg und verbessert so deutlich die Lebensqualität der Diabetiker.
Integration in das Patienten Dossier (EPD)
Bei vielen Lösungen ist es immer noch so, dass die Daten lokal auf den Geräten oder in der App gespeichert sind. Will man diese seinem Hausarzt zur Verfügung stellen, erfolgt dies meist noch sehr umständlich. Im Zusammenhang mit dem elektronischen Patienten Dossier (EPD) ist es natürlich wünschenswert, dass man diese Daten direkt darin speichern kann. Dies vereinfacht den Austausch von Gesundheitsdaten massiv. Ärzte können dann auf die aktuellen Daten zugreifen und fundierte Entscheidungen treffen. Immer unter der Voraussetzung, dass der Patient die Zugriffsrechte erteilt.
Nachfolgende Grafik zeigt den Anwendungsfall am Beispiel der Glukoseüberwachung (CGM)
Schlussgendanken
Trotz der vielen Vorteile gibt es auch Herausforderungen, die bei der Nutzung von Wearables berücksichtigt werden müssen. Datenschutz und Datensicherheit sind von grosser Bedeutung, da es sich um sensible Gesundheitsdaten handelt. Es ist wichtig, dass die Vertraulichkeit der Daten jederzeit gewährleistet ist.
Ebenfalls ein grosses Thema ist die Interoperabilität, da die Gesundheitsdaten mit unterschiedlichen mobilen Geräten und Applikationen erfasst werden. Standards und Normen werden nötig sein, um die Implementierung möglichst einfach zu gestalten.
KI wird in Zukunft eine zentrale Rolle spielen. Basierend auf den gesammelten Daten können personalisiertere Gesundheitsanalysen erstellt werden. Dies wird zu individuell zugeschnittenen Behandlungsplänen und noch präziseren Gesundheitsprognosen führen.