Cloud Repatriation – den Wolken entfliehen

Die tägliche Arbeit des DevOps Engineers zwischen OnPrem und Cloud ist komplex. Neben dem Weiterbetrieb von OnPrem Lösungen werden neue Cloud-Applikationen aufgebaut, OnPrem Applikationen werden in die Public Cloud transferiert und der Betrieb muss reibungslos weiterlaufen. Lohnt sich der Aufwand und wird in der Public Cloud alles besser? Einige Unternehmen sind glücklich in der Public Cloud, andere kehren ihr wieder den Rücken zu. Ist Cloud Repatriation der nächste Trend?

Cloud Repatriation bezieht sich auf den Rückzug aus der Public Cloud hin zu OnPremises Services oder hin zur Private Cloud – entweder selbst betrieben oder gemanaged. Bei der Cloud Repatriation wird der Cloud Gedanke nicht grundsätzlich in Frage gestellt, sondern es wird auf die Services und die Infrastruktur der grossen Cloud Provider verzichtet [1].

Bekannt für Cloud Repatration sind u.A. Dropbox und X. Dropbox war schon früh mit seinen Services in der Public Cloud, entschloss sich aber auch als einer der ersten zur Cloud Repatriation [2]. Das bedeutete, eigene Rechenzentren mit entsprechenden Teams und Infrastruktur aufzubauen. Anschliessend mussten 500 Petabytes (der Speicherplatz von ca. 1 Million Smartphones) aus der AWS Cloud in Dropbox-eigene Rechenzentren transferiert werden – bei laufendem Betrieb versteht sich.

Warum Cloud Repatriation?

Die Gründe zur Cloud Repatriation sind hohe Kosten, Änderungen der unternehmensinternen Politik, grosser Speicherbedarf und der Wunsch nach mehr Kontrolle über die eigenen Daten [3].

Die Kosten in der Public Cloud erhöhen sich dann, wenn Speicherplatzbedarf und Rechenleistungsbedarf steigen. Das kann folgende Ursachen haben [2]:

  1. Schlecht verwalteter Gebrauch von Ressourcen: Nicht verwendete und unbesetzte Ressourcen werden beim Cloud Provider für Tests oder Applikationen reserviert und bezahlt aber nicht eingesetzt.

  2. Die Reservierung von Rechenleistung in Applikationen selber sind ungenau eingestellt, d.h. es wird Rechenleistungen reserviert und bezahlt, die aber ebenfalls nicht oder nur selten in dem Umfang gebraucht werden.

  3. Hohe Gebühren fallen an, wenn grosse Mengen an Daten, regelmässig aus der Cloud hinaus transferiert werden. Das ist z.B. der Fall, wenn Emails aus der Cloud versendet werden

  4. Wachsender Speicherverbrauch bei schlecht gewählten Speichermedien: Je schneller der Datenzugriff auf permanente Speichermedien nötig ist, desto höher sind die Kosten. Werden daher viele schnelle Speichermedien gewählt und der Speicherbedarf steigt, dann steigen auch die Kosten.

Letztes Jahr entschied sich X zur Cloud Repatriation. Zuvor zahlte X jährlich 100 Mio $ für den Betrieb seiner Services in der AWS Cloud. Nach der Repatriation aus der AWS Cloud hatte X die Cloud Kosten um 60% gesenkt. Die hohen Kosten in der Public Cloud sind der offensichtlichste Grund zur Cloud Repatriation.

Was bedeutet Cloud Repatriation?

Auch mit der Cloud Repatriation entstehen wieder Kosten. Dazu gehören die laufenden Kosten zur Hardwareanschaffung (neue Server, Speichermedien, Netzwerke), Infrastrukturkosten (Aufbauen, Betreiben oder Mieten von Rechenzentren), Kosten zu Backup und Wiederherstellungslösungen, Kosten für die Sicherheitsmassnahmen und Betreibungskosten mit entsprechendem Personal. Zusätzlich kommen einmalige Kosten für den Datentransfer aus der Cloud zu einer anderen (OnPrem/Private Cloud) Infrastruktur hinzu [4]. 

Neben den Kosten gibt es weitere Seiteneffekte. Sowohl Ausfall- und Sicherheitsrisiken müssen selbst gemanagt werden als auch die Skalierbarkeit bei variierendem Bedarf. Der Innovationsfokus, der sich durch neue Trends und Services in der Public Cloud anbietet, steht nicht mehr automatisch zur Verfügung, was zu Marktnachteilen führen kann [4].

Rein in die Cloud oder raus aus der Cloud?

Unternehmen stehen vor der nicht leichten Entscheidung, ihre Applikationen in einer Public Cloud zu betreiben, eine hybride Lösung zu präferieren oder lieber eine Private Cloud oder OnPrem Lösung zu betreiben. Die Kosten sind ein entscheidender Faktor. Ist die Transformation in die Public Cloud erst einmal vollzogen, dann kann aufmerksames Beobachten und Optimieren der Kosten (z.B. via FinOps), einem Rückzug aus der Public Cloud vorbeugen. Sind die Kosten in der Public Cloud dennoch unhaltbar hoch, dann kann auch Cloud Repatriation eine Lösung sein. Es gibt immer mehr Beispiele von Unternehmen, die sich aus der Public Cloud zurückziehen und damit gute Erfahrungen machen.

Quellen:
[1] M. Posey, D. Thompson, P. Schweizer, Cloud repatriation: What it is, what is isn’t and why it’s not going away, 451 Research, Sept 2021.
[2] G.K. Murugean, Cloud Services – Boon or Bane: A Comprehensive Review, IEEE SoutheastCon, März 2024.
[3] M. Zgola, The Rise of Cloud Repatration: Why Companies are Bringing Data In-House, Dez. 2024.
[4] A.R. Earls, What’s involved in cloud repatriation cost calculation?, Dez. 2024.

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Ilka Kokemor

Ilka Kokemor ist Software Engineer bei der Zürcher Kantonalbank und bloggt aus dem Unterricht des CAS Cloud and Platform Manager.

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