Das elektronische Patientendossier (EPD) – Ein Schritt in die digitale Gesundheitszukunft

Die Digitalisierung verändert alle Bereiche unseres Lebens – auch das Gesundheitswesen. Eine wichtige Innovation ist das elektronische Patientendossier (EPD). Es ist nicht nur ein Werkzeug, um medizinische Daten zentral verfügbar zu machen, sondern auch ein wichtiger Schritt in Richtung einer effizienteren, patientenzentrierten Gesundheitsversorgung. Doch wie funktioniert das EPD, welche Vorteile bringt es mit sich, und welchen Herausforderungen steht es gegenüber?

Was ist das elektronische Patientendossier (EPD)?

Das EPD ist eine Austauschplattform, auf der Ärztinnen und Ärzte, Apothekerinnen und Apotheker, Pflegende oder Therapeutinnen und Therapeuten die wichtigsten Informationen einer Patientenbehandlung ablegen können. Alle Menschen in der Schweiz können ein EPD eröffnen. Es ist kostenlos und freiwillig.

Mit dem Einverständnis der Patienten und Patientinnen können andere Gesundheitsfachpersonen anschliessend diese Unterlagen online abrufen. Damit soll sichergestellt werden, dass alle Behandelnden rasch Zugang zu den wichtigsten Informationen bekommen und der Austausch erleichtert wird.

Im Gegensatz zu herkömmlichen Krankenakten, die oft dezentral in Praxen, Krankenhäusern oder Apotheken aufbewahrt werden, verfolgt das EPD das Ziel, diese Daten an einem einzigen Ort zu bündeln.

Vorteile des elektronischen Patientendossiers

Obwohl das elektronische Patientendossier (EPD) in der Schweiz seit 2020 verfügbar ist, nutzen es gemäss dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) lediglich 1 % der Schweizer Bevölkerung. Es bestehen viele Ängste beim Thema Digitalisierung im Gesundheitswesen. Zum Beispiel die Furcht vor Überwachung oder Datenmissbrauch. Es ist wichtig, die Gesellschaft über den immensen Nutzen der Digitalisierung im Gesundheitswesen aufzuklären, um die Akzeptanz zu fördern. Zum Beispiel wären Gesundheitsdaten viel schneller verfügbar. Dadurch wissen die Fachpersonen genau über Diagnosen, bisherige Behandlungen, verabreichte Medikamente, Allergien oder Behandlungswünsche Bescheid. Unnötige Wiederholungstests oder Untersuchungen könnten vermieden werden. Dies spart Zeit und Kosten und reduziert die Belastung für Betroffene und das Pflegepersonal. Erkrankte erhalten erstmals die volle Kontrolle über ihre Gesundheitsdaten. Sie entscheiden, wer Zugriff auf welche Informationen erhält, können diese mit Angehörigen teilen und ihre eigene Gesundheitsgeschichte besser nachvollziehen. Dies fördert das Bewusstsein für die eigene Gesundheit und stärkt das Vertrauen in die medizinische Betreuung.

Herausforderung und Kritik

Ein häufig geäusserter Kritikpunkt betrifft den Schutz sensibler Gesundheitsdaten. Behandelte Personen müssen darauf vertrauen können, dass ihre sehr persönlichen Informationen sicher sind und nicht in falsche Hände geraten. Die Sicherheit der gespeicherten Informationen hat höchste Priorität. Daher schreibt das Bundesgesetz vor, wie das EPD organisiert und technisch abgesichert sein muss. Die Daten müssen verschlüsselt gespeichert werden. Der Zugriff ist nur mit der Zustimmung der Betroffenen möglich und erfolgt durch eine sichere Authentifizierung, etwa per Zwei-Faktor-Authentifizierung oder E-ID.

Trotz des klaren Nutzens eines digitalen Gesundheitssystems hinkt die Schweiz im internationalen Vergleich in der Implementierung noch immer weit hinterher. Die meisten technischen Komponenten sind bereits vorhanden. Doch eine reibungslose Integration des EPD in bestehende IT-Systeme ist nicht einfach und erweist sich als aufwendig. Unterschiede in den Standards und Schnittstellen zwischen Krankenhäusern, Praxen und Apotheken führen zu Komplikationen. Eine Entwicklung zu einem einheitlichen und benutzerfreundlichen EPD, Wartungen des Systems und Schulungen sind notwendig und mit zusätzlich hohen Kosten verbunden.

Eine weitere Gefahr besteht vor unvollständigen Daten. Ein EPD ist nur so gut wie die Informationen, die eingegeben werden. Wenn wichtige Daten fehlen oder nicht regelmässig aktualisiert werden, kann dies die Qualität der medizinischen Versorgung beeinträchtigen.

Fazit:

Das elektronische Patientendossier ist ein Meilenstein in der Digitalisierung des Gesundheitswesens. Es bietet die Chance, die medizinische Versorgung effizienter und patientenorientierter zu gestalten. Mit einer sorgfältigen Umsetzung und einem klaren Fokus auf Datenschutz und Benutzerfreundlichkeit kann das EPD nicht nur den Alltag von Fachpersonen erleichtern, sondern auch das Gesundheitsbewusstsein und die Eigenverantwortung der Erkrankten stärken. Es ist an der Zeit, diesen Schritt in die digitale Gesundheitszukunft zu gehen.

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Sonja Rasera

Sonja Rasera ist Fachexpertin Intensivpflege bei Careanesth und bloggt aus dem Unterricht des CAS Digital Healthcare.

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