Herausforderungen von IT-Labor-Infrastrukturen

Unternehmen unterhalten häufig mehrerer IT-Infrastrukturen für einen unterschiedlichen Einsatzzweck. Um den technischen Verantwortlichen die Möglichkeit zu bieten, ist häufig eine Labor-Infrastruktur aufgebaut. Doch bringt diese Labor-Infrastruktur einen Mehrwert für die Unternehmen?

Einführung in Terminologie

An dieser Stelle soll zuerst erklärt werden, was genau unter einer Labor-Infrastuktur gemeint ist. In diesem Artikel bezieht sich Labor-Infrastruktur auf Geräte in physischer oder virtueller Form, die als Versuchsaufbau genutzt werden. Qualitätssicherungsinfrastrukturen, wie beispielsweise im Rahmen von automatisierten Tests, oder Staging-Umgebungen (Pre-Prod, etc…) fallen ebenfalls nicht in die entsprechende Definition.

Szenarien

Die Labor-Infrasturkturen, auf die ich mich beziehe, hatten unterschiedliche Szenarien. Die entsprechenden Szenarien sind entsprechend mit ihren Vor- und Nachteilen aufgelistet.

Spielwiese

Die Labor-Infrastruktur wird als offene Umgebung zur Verfügung gestellt. Mitarbeiter können im Labor die eingesetzten Produkte und Lösungen nach eigenem Interesse einsetzen. Der Arbeitgeber hat in diesem Falle ein entsprechendes Vertrauen, dass die Labor-Infrastruktur nicht für fremde Zwecke missbraucht wird.

+ Einsatz von Technologien / Produkten nach eigenem Ermessen
+ Mitarbeiter können bestimmte Szenarien nachstellen / austesten
+ Kreativität sind keine Grenzen gesetzt im Rahmen der verfügbaren Infrastruktur
– Keine Koordination der Infrastruktur
– Keine Kontrolle der Infrastruktur auf deren Effizienz und Nutzungsart
– Verantwortung über die Infrastruktur im Bezug auf Nebeneffekte und Unterstützung.

Integrationsnachweis

Die Labor-Infrastruktur wird so aufgebaut, dass vordefinierte Lösungen abgebildet werden. Diese vordefinierten Lösungen können beispielsweise aufgrund mehrfacher Anforderungen bei Kunden definiert sein, oder die Machbarkeit einer neuen Lösung darstellen.

+ Eindeutige Szenarien sind definiert.
+ Effiziente Nutzung der Infrastruktur.
+ „Golden Image“ der gesamten Labor-Infrastruktur ist möglich
– Spezielle Anforderungen sind meist nicht abgedeckt, oder erfordern eine eigene / getrennte Umgebung.
– Nutzung der Labor-Infrastruktur muss sich mit dem Unternehmen weiterentwickeln.

Debugging

Die Labor-Infrastruktur wird genutzt, um Problemstellungen bei Kunden nachzustellen. Das erlaubt eine schnelle Wiederherstellung der produktiven Infrastruktur.

+ Schnelle Wiederherstellung des Produktiven Zustandes möglich.
+ Zugriffe für externe Ressourcen können einfacher gewährt werden, wie beispielsweise Hersteller-Support
– Spezielle Ressourcen für Debugging nicht zwingend vorhanden
– Einsatzzweck begrenzt, und steht und fällt mit der kontinuierlichen Pflege der Labor-Infrastruktur
– Nicht in jedem Falle können Probleme reproduziert werden.

Meine Erfahrung damit

Bei unterschiedlichen Arbeitgebern wurden Labor-Infrastrukturen aufgebaut. Meistens wurde eine Kombination der aufgeführten Szenarien genutzt. Den Mitarbeitern die Möglichkeit zu bieten, praktische Erfahrung mit eingesetzten Produkten zu ermöglichen, war jedoch meist das Hauptargument. Dies ist vor allem im Bereich von Einführungen in neue Produkte,  bspw. für neue Mitarbeiter und Lernende, ein präfferiertes Vorgehen, wie aber auch zur Einführung von Qualitätssicherung in Release-Prozessen. Die Labor-Infrastrukturen wurden dabei unterschiedlich konzipiert, und hatten diverse, unterschiedliche Herausforderungen.

Die Labor-Infrastrukturen hatten teilweise kein definiertes Ziel. Absichten wurden kommuniziert, aber ohne klare Zielsetzung und Vorstellung, wozu die Labor-Infrastrukturen eingesetzt werden sollten, wurde die Infrastruktur nur selten genutzt. Entsprechend wurde auch keine Weiterentwicklung, zusammen mit den normalen Geschäftsgang vorgenommen.

In einzelnen Fällen konnten die Labor-Infrastrukturen effizent genutzt werden, um beispielsweise Kundenszenarien zur Qualitätssicherung und Debugging zu ermöglichen. Leider konnte diese Umgebung nicht für andere Zwecke genutzt werden, da die Ressourcen entsprechend für einen Use Case bereitgestellt wurden. Für andere Zwecke mussten weiter Labor-Infrastrukturen angeschafft werden.

Fazit

Der Aufbau und Unterhalt einer Labor-Infrastruktur ist nicht einfach. Die Ziele und Anforderungen an die Labor-Infrastruktur müssen zuerst geklärt werden. Zudem muss die Infrastruktur laufend unterhalten und weiterentwickelt werden. Und dennoch ist der Mehrwert von Labor-Infrastrukturen sehr hoch, um die entsprechende Erfahrung mit der entsprechenden Lösung zu gewinnen.

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Ramon Wyss

Ramon Wyss ist Solutions Architect und bloggt aus dem Unterricht des CAS Enterprise Architecture

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