Open Data als Katalysator für die Energiewende

Mit der Open Government Data (OGD) Strategie hat die Schweiz den Weg geebnet, um Innovation, Transparenz und Effizienz zu fördern. Gerade im Bereich erneuerbarer Energien bieten öffentlich zugängliche Daten ein enormes Potenzial, um die Energiewende voranzutreiben.

Die Schweiz hat sich mit dem Ziel, bis 2050 klimaneutral zu sein, ein ambitioniertes Vorhaben gesetzt. Um dieses Ziel zu erreichen, sind der Ausbau erneuerbarer Energien und die Entwicklung innovativer Geschäftsmodelle in allen Sektoren unabdingbar. Ein zentraler Baustein für die Umsetzung dieser Maßnahmen ist die Open Government Data Strategie, die darauf abzielt, Daten öffentlich zugänglich zu machen, um Transparenz zu fördern und innovative Lösungen voranzutreiben. Insbesondere Daten aus den Sektoren Bau, Energie, Umwelt und Mobilität liefern wertvolle Einblicke in relevante Bereiche wie Energieverbrauch, Potenziale für erneuerbare Energien und Infrastruktur. Für uns als Energieversorger ist Open Data entscheidend, um Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, die sowohl ökologisch als auch ökonomisch nachhaltig sind.

Ein konkretes Beispiel hierfür ist der Zusammenschluss zum Eigenverbrauch (ZEV). Bei einem ZEV können sich die einzelnen Parteien eines Mehrfamilienhauses oder eines Areals zusammenschließen und den lokal erzeugten Solarstrom direkt nutzen, um den Bezug aus dem Netz zu reduzieren. Das Besondere an diesem Modell ist, dass es sowohl für die Haus- und Photovoltaikanlage als auch für die Mieter wirtschaftliche Vorteile bringt. Für Mieter ist ein ZEV attraktiv, da sie Zugang zu günstigem Solarstrom erhalten, der günstiger ist als das Standardstromprodukt des lokalen Energieversorgers. Durch den Verkauf des Solarstroms an seine Mieter steigert der Hausbesitzer die Wirtschaftlichkeit der PV-Anlage und senkt die CO₂-Emissionen seiner Immobilie. Somit stellt ein ZEV eine Win-Win-Situation dar.

Doch welche Gebäude eignen sich für einen ZEV? Wo ist es sinnvoll, eine Photovoltaikanlage zu installieren? Genau diese Fragestellungen haben uns dazu bewogen, ein Projekt zu starten, um mittels Open Data Potenziale aufzuzeigen und interessante Projekte und potenzielle Kunden zu identifizieren.

So identifizieren wir Gebäude, die sich für einen ZEV eignen

Für die Identifikation von Gebäuden mit geeigneten Dachflächen haben wir uns auf die Daten von Sonnendach und des Gebäude- und Wohnungsregisters (GWR) gestützt, die die relevanten Informationen zu jedem Gebäude schweizweit zur Verfügung stellen und somit eine solide Datengrundlage für die Analyse bieten.

Sonnendach liefert spezifische Informationen zu sämtlichen Dachflächen, wie Ausrichtung, Neigung und Größe, vor allem aber auch Informationen über die PV-Eignung und die erwartete Solarstromproduktion. Das Gebäude- und Wohnungsregister stellt sämtliche gebäuderelevante Daten zur Verfügung, die für unser Analyseverfahren höchst relevant sind. Insbesondere das Baujahr, die Gebäudenutzung und die Anzahl der Wohnungen sind Größen, welche für die Abschätzung des Energieverbrauchs und damit auch für die Berechnung der Wirtschaftlichkeit der PV-Anlage von zentraler Bedeutung sind.

Die Daten wurden über die öffentliche Schnittstelle (REST API) von Swiss Topo bezogen, die sowohl die Daten von Sonnendach als auch die Daten von GWR einheitlich zur Verfügung stellt. Mithilfe eines Python-Skripts konnten wir die Daten gezielt abrufen und die notwendigen Informationen extrahieren. Nachfolgend wurden die Daten hinsichtlich spezifischer Kriterien analysiert, um die Gebäude zu identifizieren, die zum einen die notwendige Dachfläche besitzen, die für eine PV-Anlage geeignet ist, und zum anderen den notwendigen Energieverbrauch haben, um die Anlage effizient und wirtschaftlich zu betreiben.

Auswahl der relevanten Gebäude

Um die interessanten Objekte zu identifizieren, haben wir uns auf folgende Kriterien fokussiert, die überwiegend auf internen Erfahrungswerten beruhen:

  1. Dachfläche: Ein Gebäude hat meist mehrere Dachflächen. Es ist allerdings nicht sinnvoll, kleine Dachflächen und komplexe Strukturen mit Solarmodulen zu belegen, da diese die Installationskosten deutlich erhöhen, was die Wirtschaftlichkeit der Anlage reduziert. Außerdem wurden nur Dachflächen in die Berechnung mit einbezogen, die eine gute oder sehr gute Solareignung haben.
  2. Gebäudetyp und Größe: Da sich ein Zusammenschluss zum Eigenverbrauch besonders an Kunden in der Grundversorgung richtet, haben wir uns auf Wohngebäude mit mehr als zehn Wohneinheiten konzentriert, da diese sowohl technisch als auch ökonomisch von einem Zusammenschluss profitieren würden.

Um die Ergebnisse unseren Sales-Experten zur Verfügung zu stellen, haben wir mittels ArcGIS Online ein Dashboard erstellt, das die Ergebnisse auf einer interaktiven Karte anzeigt und dort tiefer analysiert werden kann.

Fazit

Anhand dieses Projekts konnten wir den Mehrwert von Open Data insbesondere für die Erreichung der Klimaziele, aber auch zur Generierung potenzieller Leads eindrucksvoll aufzeigen. Die Daten von Sonnendach und dem Gebäude- und Wohnungsregister bieten eine solide Grundlage für eine Vielzahl unterschiedlicher Use Cases wie beispielsweise den Zusammenschluss zum Eigenverbrauch. In Zukunft könnten auch noch weitere Daten in die Analyse integriert werden, wie beispielsweise Energieverbrauchsdaten und Energiepreise, um die Qualität solcher Analysen weiter zu steigern.

An diesem Beispiel wird deutlich, wie die Digitalisierung zu einer nachhaltigeren Schweiz beitragen kann und welchen Stellenwert Open Data hierbei innehat.

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Matthias Veitinger

Matthias Veitinger ist Product bei der CKW AG und bloggt aus dem Unterricht des CAS Business Intelligence & Analytics

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