Was braucht Innovation?

In einer sich ständig verändernder Welt bedarf es Flexibilität und Innovation, um zu bestehen. Doch was braucht es, innovativ zu sein, einerseits als Individuum, aber auch in einem Unternehmen, um diese Innovation der eigenen Mitarbeitenden zu fördern und zu Tage zu bringen. In einem Interview, welches ich vor Jahren zum Thema führen durfte, meinte ein Unternehmer: “primär flache Hierarchien“. Dieser Beitrag beleuchtet darüber hinaus die Charakterzüge und Fähigkeiten innovativer Personen und weitere unternehmerische Voraussetzungen, um von ihnen zu profitieren.

Was zeichnet Innovator*innen aus?

Innovation beginnt im Kopf. Doch was unterscheidet innovative Menschen von anderen? Eine zentrale Eigenschaft ist ihre natürliche Neugier und Offenheit. Innovator*innen besitzen diese Merkmale von Natur aus, hinterfragen Bestehendes und sind auf der Suche nach neuen Ideen und Lösungen.
Offenheit Neuem gegenüber ermöglicht ein Blick über den Tellerrand hin zu unkonventionellen Ansätzen und Lösungsfindung ausserhalb des bekannten Lösungsraums.
Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist die Kreativität. Kreative Menschen haben die Fähigkeit, neue Verbindungen zwischen scheinbar unzusammenhängenden Ideen zu schaffen. Sie denken oft in Metaphern und Analogien, was ihnen hilft, Probleme aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Dies führt zu innovativen Lösungen und neuen Wegen, Herausforderungen zu begegnen.
Innovation erfordert auch Mut und Risikobereitschaft. Innovative Individuen sind bereit, Risiken einzugehen und Fehler zu machen. Sie sehen Misserfolge nicht als Rückschläge, sondern als Lernmöglichkeiten. Diese Risikobereitschaft ist entscheidend, um neue Wege zu beschreiten und Fortschritte zu erzielen.
Beharrlichkeit spielt ebenfalls eine grosse Rolle im Innovationsprozess. Innovation verläuft selten geradlinig. Es erfordert Ausdauer, Hindernisse zu überwinden und an einer Idee festzuhalten, auch wenn der Erfolg nicht sofort sichtbar ist. Innovator*innen geben nicht auf, sondern arbeiten kontinuierlich an der Verwirklichung ihrer Visionen.
Die Fähigkeit, Wissen und Perspektiven aus verschiedenen Disziplinen zu kombinieren, fördert ebenfalls innovative Ideen. Interdisziplinäres Denken ermöglicht es, Probleme umfassender zu verstehen und kreative Lösungen zu entwickeln. Innovator*innen ziehen oft Erkenntnisse aus verschiedenen Fachgebieten heran, um ihre Ideen zu bereichern und zu erweitern.

Unternehmenskultur für innovatives Denken

Wie sollte eine Unternehmenskultur gestaltet sein, was sollen sie beachten, um oben genannte Fähigkeiten zu integrieren, zu fördern und Innovator*innen ein Spielfeld zu bieten, sich gewinnbringend zu entfalten?

Neugier

Laut einer Studie von Francesca Gino von der Harvard Business School ist Neugier ein wesentlicher Treiber für Kreativität und Innovation in Unternehmen. Marktkonditionen sind im stetigen Wandel und jedes Unternehmen steht unter externen Einflüssen. Neugierige Personen erforschen diese natürlicher, tiefer und bewerten sie rationeller, was zu besseren Entscheidungen führt. Neugier dient zudem der Risikominimierung, da sie die Gefahr des Bestätigungs Fehlers vermindert, da nicht nur nach Informationen gesucht wird, die die eigenen Vermutungen bestätigen, sondern Sachverhalte unvoreingenommener untersucht werden und auch Informationen betrachtet und zugelassen werden, die den eigenen Standpunkt zu widerlegen im Stande sind.
Obschon viele Manager den Wert von Neugier in der Theorie anerkennen, fürchtet sich eine Mehrzahl trotzdem davon, dass diese hohe Kosten ohne zählbare Resultate generieren. Exploration von Neuem ist jedoch nötig, gut ersichtlich beispielsweise am Beispiel Ford, Model T. Ursprünglich ein riesiger Erfolg und die Produktion des Autos eine Revolution in sich selbst hielt Ford dann jedoch sehr lange an der Idee eines Autos für die Masse fest unter der primären Maxime einer maximal effizienten Produktion und verpasste den Wunsch der Kundschaft nach mehr Individualität – viel des erarbeiteten Marktanteils ging wieder verloren.

Kreativität

Im Unternehmenskontext ist Kreativität selbstredend nicht in allen Bereichen gefragt. Beispielsweise Qualitätskontrolle darf gerne weiterhin nach Vorschrift und von Kreativität befreit erfolgen. Doch überall wo Neues erschaffen werden soll, kann Kreativität gefördert werden, indem ihr primär Freiraum eingeräumt wird.
Die Gestaltung der Arbeitsumgebung leistet hier einen massgeblichen Beitrag. Nach Charles Eames: “Das Erkennen des Bedarfs ist die Grundvoraussetzung für das Design”. Der Ausbruch aus der Alltagsroutine kann so mit Raumgestaltung unterstützt werden, indem beispielsweise nicht nur fixe Arbeitsplätze angeboten werden sondern auch Zonen um sich einfacher auszutauschen und in Teams zu arbeiten – oder auch zweckgebundene Räume für kreative Meetings oder konzentriertes Arbeiten.
Führungskräfte leisten ihren Beitrag zudem, indem sie das gewünschte Verhalten vorleben. Heisst nicht, dass sie zwingend kreativ sein müssen, aber Beispielsweise auch ab und an neue Wege beschreiten und so zeigen, dass dies erwünscht und erlaubt ist.

Mut/Risikobereitschaft

Wer Mut und Risikobereitschaft fördern will, tut dies am besten mit der Schaffung einer positiven Fehlerkultur.
Laut Claude-Hélène Meyer sind Fehler oft mit Scham besetzt und werden als ausbleibende Zielerreichung gesehen. Organisationsstrukturen können jedoch beeinflussen, wie mit Fehlern umgegangen wird. Fühlen Mitarbeitende eine gewisse Sicherheit, offene Lernkultur und existieren auch Experimentier Möglichkeiten ausserhalb des Organisations Alltags, fördert das einen positiven Umgang mit Fehlern und dass diese als Lernmöglichkeiten angesehen werden.
Auf persönlicher Ebene hilft die Fähigkeit der positiven Umformulierung – Fehler auch mal mit Humor nehmen zu können sowie soziale Unterstützung von Kolleg*innen, sprich diese auch Anderen zukommen zu lassen, sollten diese Fehler machen.

Beharrlichkeit

Angela Lee Duckworths erforscht die Voraussetzungen für Erfolg in verschiedenen Settings wie Unternehmen, Schulen oder auch an Militärakademien. Als besten Indikator Erfolg vorherzusagen nennt sie weder Talent, noch IQ oder soziale Intelligenz, sondern Beharrlichkeit. Personen, die sich nicht nur Tage, sondern mitunter über Jahre einem Ziel verschreiben und hart für dessen Erreichung arbeiten. Diese Eigenschaften, welche bei einer Anstellung erfragt werden können, zielen auf ein sogenanntes Growth Mindset ab. Will heissen der Glaube, dass die Fähigkeit zu lernen nicht fix ist, sondern mit Effort verbessert werden kann. Solche Mitarbeitende sehen in Herausforderungen Chancen um zu wachsen und zu lernen, was sie potenziell zu Innovator*innen macht.

Interdisziplinarität/Kollaboration

Interdisziplinäre Mitarbeitende mit Fähigkeiten und Interessen über den eigenen Tätigkeitsbereich hinaus verfügen über einen breiteren Horizont und somit über die Voraussetzungen, Herausforderungen von verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Eine weitere Möglichkeit dies geschehen zu lassen ist durch eine Teamzusammenstellung. Massimo Bottura, Chef der Osteria Francescana mit 3 Michelin Sternen lässt darum mit seinen beiden Sous Chefs Davide di Fabio mit einem eher improvisierten Stil und Konda Tkahiko einem überaus präzisen Perfektionisten, zwei Welten aufeinander prallen. Im so entstehenden Spannungsfeld findet Innovation statt – vorausgesetzt das Team ist reif genug, um gegenseitig voneinander zu lernen und auf die Stärken der Anderen zu bauen.

Fazit

Innovation benötigt eine Mischung aus individuellen Eigenschaften und unterstützenden Unternehmensstrukturen. Innovator*innen zeichnen sich durch Neugier, Kreativität, Mut, Risikobereitschaft und Beharrlichkeit aus. Diese Eigenschaften ermöglichen es ihnen, bestehende Paradigmen zu hinterfragen und neue Lösungen zu entwickeln. Unternehmen müssen eine Kultur schaffen, die solche Eigenschaften fördert. Dazu gehört eine positive Fehlerkultur, Förderung von Neugier, eine inspirierende zweckdienliche Arbeitsumgebung sowie eine Teamzusammenstellung, die Kollaboration fördert. Diese Kombination aus persönlicher Initiative und struktureller Unterstützung ist der Schlüssel, um in einer sich ständig wandelnden Welt innovativ und wettbewerbsfähig zu bleiben.

Quellen

  1. Francesca Gino, The Business Case for Curiosity, Harvard Business Review, 2018.
  2. vantagecircle, 8 praktikable Möglichkeiten zur Verbesserung des Arbeitsumfelds, 2023
  3. Claude-Hélène Meyer, Positive Fehlerkultur als ressource, 2020
  4. Angela Lee Duckworth, Grit: The power of passion and perseverance, TED, 2014
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Florian Merkli

Wenn Florian Merkli nicht aus dem CAS Digital Business Innovation bloggt, verfolgt er das Ziel den besten Sport Online Shop der Schweiz weiterzuentwickeln.

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