Wie KI und Software das Fahren verändert

Autos bestimmen das Stadt- und Landbild der Individualmobilität. Bereits seit weit über einem Jahrhundert werden sie gebaut, weiterentwickelt und Jahr für Jahr immer smarter. Mit dem Einzug der Elektromobilität bzw. deren Massenmarkttauglichkeit in den letzten 10 Jahren erleben wir den nächsten grösseren Entwicklungsschritt hin zu nachhaltiger und intelligenterer Individualmobilität. Aber was ist die Essenz aus Nutzer bzw. Fahrersicht eines dieser intelligenten Fahrzeugen? Was macht es aus, ein Fahrzeug zu fahren, welches monatlich durch den Hersteller mit der neuesten Software versorgt wird?

Auf den Schweizer Strassen sind sie inzwischen nicht mehr wegzudenken: Elektrisch angetriebene Fahrzeuge. Tausende Ladepunkte sind über das ganze Land verteilt und Tesla baut mit dem Model Y das meistverkaufte Auto im Jahr 2023 der Schweiz. Auch ich persönlich stand vor rund 12 Monaten vor dem Entscheid zum Kauf eines neuen Autos. Geschuldet meiner IT-Affinität und dem Unverständnis, wie mein damaliges Fahrzeug eines deutschen Herstellers so viele elektronische Probleme mit sich bringen konnte, kristallisierte sich ebenfalls ein Auto des amerikanischen Auto- und Softwareherstellers Tesla heraus.

Das Gefühl von Zukunft

Die ersten Unterschiede machen sich bereits beim eigentlichen Kauf eines solchen Fahrzeugs bemerkbar. Bestellt wird via Website oder App. Der Kunde wird während der Wartezeit auf das neue Fahrzeug via App des Herstellers auf dem Laufenden gehalten und abschliessend zur Terminvereinbarung für Fahrzeugübergabe via die App aufgefordert. Die eigentliche Übergabe findet komplett ohne „Klimbim“ statt. Einen funkelnden Show-Room oder Geschenke in Form von Schokolade oder Blumen sucht man vergebens. Der Fokus liegt klar auf einer schnellen Abwicklung, so unpersönlich (oder eben effizient) wie möglich. Einmal eingestiegen stellt sich dann heraus: Einen Schlüssel stecken? Geht nicht. Regler für die Klimaanlage – oder überhaupt mechanische Knöpfe? – sucht man vergebens. Dafür prangt ein grosser Bildschirm in der Mittelkonsole, welcher mittels einer grossen Karte und den wichtigsten Einstellungen am unteren Bildschirmrand den Fahrer möglichst wenig abzulenken versucht. Zugegeben – das ist im ersten Moment ungewohnt, über die ersten Tage ist aber klar feststellbar: Das fühlt sich nach Zukunft an.

Quelle: Fabian Geisser (Autor) – Vision Park Assist in einem Model X Driver Screen

Updates – ohne eine Fahrt in die Garage

In den folgenden Monaten werden diverse neue Features hinzugefügt. Zum Beispiel konnten die ersten Fahrzeuge, die ausschliesslich mit Kameras aber ohne Ultraschall-Parksensoren und Radarsystemen ausgeliefert wurden, keine Abstandsangaben oder Parkhilfen anzeigen. Hier liefert der Hersteller dank des auf Kameras und KI basierten „Vision ParkAssist“ jedoch nach und das häufig kritisierte System macht seinen Job in der Zwischenzeit richtig gut. Das durch KI trainierte neuronale Netz analysiert die Rohbilder der Kamera und generiert eine Vogelperspektive, die dem Fahrer einen möglichst hohen Detailgrad seines Umfelds visualisiert.  Auch weitere Features wie das automatische öffnen beider Vordertüren und der Heckklappe konnten durch Tesla dank „over-the-air“ Updates nachgeliefert werden. Hiervon profitiert auch der sich bereits heute auf einem sehr hohen Niveau befindende Autopilot bzw. Lenkassistent. In Europa ist das sogenannte „Full-Self-Drive“, also automatisiertes Fahren ohne Lenkeingriffe des Fahrers, heute noch nicht erlaubt. Das Fahrzeug wird spürbar mit jeder Aktualisierung der Software besser und entlastet den Fahrer gerade auf längeren Reisestrecken stark.

Fazit

Mein persönliches Fazit nach den ersten 12 Monaten und über 33’000 gefahrenen Kilometern auf den Strassen hierzulande ist grösstenteils positiv. Dank obengenannten und vielen weiteren Features (und teilweise Spielereien) fühlt sich das Fahren mit jedem Mal besser an – wenn es um Verarbeitungsqualität (man bedenke die häufig erwähnten Spaltmasse) oder Materialbeschaffenheit geht, existiert hier Aufholpotential an die konventionellen Autohersteller. Die Frage ist, auf was setzt man seinen persönlichen Fokus. Für mich ist das Schritthalten mit der technischen Entwicklung dank laufenden Softwareaktualisierungen, der KI gestützten Implementation von Assistenten und der spürbaren Innovation definitiv ein überwiegender Mehrwert und damit fühlen sich die täglichen Fahrten immer wieder nach etwas neuem und coolem an.

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Fabian Geisser

Fabian Geisser ist Head of Hybrid Connectivity Services bei der Swisscom (Schweiz) AG, Tesla-Fahrer aus Überzeugung und bloggt aus dem Unterricht des CAS Digital Business Innovation

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