Wenn ich zurückblicke, wie der Umgang mit den ersten Smartphones vor 20 Jahren war und wie selbstverständlich und intuitiv wir diese heute nutzen, frage ich mich, wie wir in 20 Jahren mit der KI interagieren werden.
Heute und mit Mitte vierzig schaue ich zurück auf die Zeit, als die ersten Smartphones auf den Markt kamen. Von einer anfänglichen Spielerei für Technik Nerds, welche auf den kleinen Displays mit ihren Stiften oder Fingernägeln versucht haben E-Mails zu verfassen, hat sich das Smartphone über die Jahre zu einem Werkzeug entwickelt, welches im Alltag nicht mehr wegzudenken ist. Es erscheint uns heute selbstverständlich immer und überall Zugriff ins Internet zu haben, unsere Erlebnisse auf Fotos oder Videos festzuhalten und diese in den sozialen Medien zu teilen. Auch im Berufsleben ist das Smartphone heute kaum mehr wegzudenken. E-Mails, Kalender, Videotelefonie, Chatnachrichten, Geldtransaktionen und ein grosser Teil unseres sozialen Lebens finden heute wie selbstverständlich über diese Geräte statt.
Konnten wir uns vor zwanzig Jahren bereits vorstellen, wie wir solche Mobilgeräte heutzutage verwenden werden?
Begeben wir uns nun gedanklich zwanzig bis dreissig Jahre in die Zukunft. Und wechseln wir vom Smartphone zur KI. Wie werden wir dann mit dem Thema KI umgehen?
Zu dieser Zeit werde ich fast 70 Jahre alt sein und hoffentlich noch fit genug, um mein Leben in meinen eigenen vier Wänden sowie selbstständig zu bewerkstelligen. Aber was, wenn nicht? Wer wird mich unterstützen? In meiner Zukunft werden die Produkte, welche wir um uns haben nicht nur untereinander vernetzt sein, sondern durch die Anbindung über eine KI unseren Alltag tief durchdrungen haben. Mittlerweile ist die Interaktion mit dem Kühlschrank oder dem Herd genauso selbstverständlich, wie die Interaktion mit einem Nachbarn oder Freunden.
Gerade in Betracht des Fachkräftemangels im Pflegebereich kann zum Beispiel eine durchgängig vernetzte Wohnung eine Entlastung bei alltäglichen Dingen bieten, physische Unterstützung mal ausgenommen. In der Organisation des täglichen Lebens, der Interaktion oder auch in der einfachen medizinischen Unterstützung werden durch die Möglichkeiten der KI viele neue Türen aufgehen.
Zum Beispiel könnte die smarte Küche den Essensplan für die ganze Woche erstellen. Abwechslungsreich und auf meine persönlichen Bedürfnisse abgestimmt. Die benötigten Vitaldaten dazu werden von meinen Wearables direkt in die Cloud gespielt und von der KI verarbeitet. Der Kühlschrank und die Vorratskammer melden ihren Lagerbestand ebenfalls in die zentrale Datenbank, wobei das Verfallsdatum der Lebensmittel in die Erstellung des Menüplans einfliessen und so einen positiven Effekt auf die Lebensmittelverschwendung haben wird. Fehlende Produkte werden direkt beim regionalen Händler bestellt und die Lieferungen werden sinnvoll zusammengefasst, um keine unnötigen Transportwege zu haben.
Gesundheitsinformationen werden direkt mit dem zuständigen Ärztezentrum ausgetauscht und die nötige Medikation massgeschneidert auf mich abgestimmt. Das medizinische Team kann auch entlastet werden, da Bagatellfälle beispielsweise direkt durch die KI versorgt werden können.
Die smarte Wohnung wird es zukünftig erlauben, dass wir lange bis ins hohe Alter in unseren eigenen vier Wänden leben können und durch die vernetzte KI zuhause optimal und individuell unterstützt werden. Somit wird es möglich, die Lebensqualität und Autonomie trotz allfälligen Gebrechen zu halten oder gar zu steigern.
Doch besteht die Gefahr, dass wir durch diese Entwicklung vereinsamen und uns von menschlichen Interaktionen wegbewegen? Steigen durch diese Entwicklung die Arbeitslosenzahlen und kommt es dadurch zu Unruhen?
Ich persönlich denke das nicht. KI-Systeme können so gestaltet werden, dass soziale Interaktionen erleichtert werden. Personen mit gleichen Interessen können beispielsweise durch KI-vernetzte Systeme für gemeinsame Aktivitäten zusammengeführt werden. Es ist davon auszugehen, dass sich der Fachkräftemangel, vor allem in den Pflegeberufen, auch längerfristig nicht abschwächen wird. Die demographische Entwicklung in den meisten Länder zeigt eine klare Tendenz. Wir werden alle immer älter und die kinderreichen Familien sind in der Minderheit. Wir werden daher viele repetitive und einfache Aufgaben an Systeme mit künstlicher Intelligenz abgeben können.
Sehen wir die Entwicklung also als Chance und nicht als Bedrohung. KI wird unser Leben bereichern und soll uns dienen.
Ganz philosophisch gefragt: Sind wir bereits im nächsten Schritt der menschlichen Evolution?