FAKE NEWS !!! … oder etwa doch nicht ?

Es war ein denkwürdiger Tag im Januar 2017 als Kellyanne Conway in ihrer Funktion als Beraterin von Präsident Trump offensichtlich falsche Aussagen von Sean Spicer, Pressesprecher des Präsidenten, bezüglich Zuschauerzahlen bei Trump’s Inauguration verteidigte. Conway nutzte in einem Interview bei NBC erstmals den Begriff Alternative Facts und implizierte damit, dass Fakten quasi Ansichtssache seien.

Im vorausgegangenen US Präsidentschaftswahlkampf hatte Donald Trump als Kandidat damit begonnen, alle ihm nicht wohlgesinnten Nachrichten als Fake News zu verunglimpfen. Der ursprünglich für satirische Nachrichten verwendete Begriff bekam dadurch eine neue Bedeutung. Er steht heute für die absichtliche Verbreitung von Falschinformationen um bestimmte Ziele zu erreichen und ist insbesondere aus politischen Diskursen nicht mehr wegzudenken. In den klassischen Medien nimmt die Überprüfung von Fakten einen immer wichtigeren Stellenwert ein. Es gibt heute kaum mehr eine politische Diskussionssendung, welche nicht auf den Faktencheck im Anschluss an die Sendung hinweist.

Um die Zuschauerzahlen bei der Inauguration von Präsident Trump einzuschätzen, können Luftaufnahmen vom Bereich vor dem Capitol mit denen von Amtseinführungen früherer Präsidenten verglichen werden. Dadurch sollte eigentlich jeder Betrachter relativ einfach den Unterschied bei den Menschenansammlungen sehen und die Aussagen vom Pressesprecher des Weissen Hauses als das entlarven können was sie waren, nämlich eine dreiste Lüge oder eben Fake News.

Fotos sind nicht länger verlässliche Beweise

Was passiert, wenn nicht die offensichtlichen Unterschiede zwischen den Fotografien der Capitol Grounds angezweifelt werden, sondern die Fotografien an sich ? Mit generativer KI ist es einfach möglich Fotos zu erstellen, die täuschend echt aussehen und mit denen sich jede beliebige Aussage vermeintlich belegen lässt. Was Echt und was Fake ist, können bereits heute in manchen Fällen nur noch Spezialisten erkennen. In den Sozialen Medien ist es jedoch ein Leichtes, auch Expertenmeinungen in Zweifel zu ziehen oder sie eben schlicht als Fake News zu diskreditieren. Wo Reichweite alles ist, werden oft nicht die Ehrlichen gehört, sondern die Lautesten und Provokativsten. Durch Algorithmen getrieben, werden Fake News innerhalb der jeweiligen Bubbles geteilt, man bekommt hauptsächlich das zu lesen, was gemäss Algorithmus am besten zum persönlichen Profil passt.

Die Bastion der Wahrheit wird brüchig

Noch vor ein paar Jahren waren seriöse Zeitungen oder das Fernsehen mit ihren Nachrichtensendungen weithin akzeptiert als Hort der Wahrheit. Heute bröckelt das Vertrauen massiv, haben doch viele dieser Institutionen mittlerweile selber eine politische Haltung eingenommen oder werden zumindest in eine politische Ecke gedrängt. Auch Politiker haben diesbezüglich schon bessere Zeiten gesehen, das Vertrauen in die Politik und den Staat ist subjektiv auf einem Tiefpunkt angekommen.

Quelle : Adobe Stock

Die Produktion von Fake News ist nicht schwierig, lügen kann schliesslich jeder. Mit technologischer Hilfe ist es heutzutage jedoch viel einfacher einer Lüge Leben einzuhauchen, eine Story um die Lüge herum zu bauen, eine Verschwörungstheorie zu verbreiten und vermeintliche Beweise herzustellen.

Der nächste Schritt : Deep Fake

Wenn selbst in der braven Schweiz ein nationaler Politiker eine ihm nicht genehme Protagonistin des politischen Gegners mittels Deep Fake – dem Erstellen von täuschend echten Videos einer Person durch künstliche Intelligenz basierend auf öffentlich zugänglichen Fotos und Videos des jeweiligen Opfers – verunglimpfen kann, dann sind solche Technologien langsam aber sicher in der Mitte der Gesellschaft angekommen.

„Es ist unglaublich, was man technisch machen kann. Wir haben das mehr als Jux und Gag gemacht“ – Andreas Glarner

Natürlich will der Ersteller dies als Scherz verstanden wissen und selbstverständlich setzt er voraus, dass der mündige Bürger das Video als offensichtlichen Scherz erkennen muss. Trotzdem ist es wichtig und richtig, dass solche Praktiken möglichst im Ansatz erstickt werden und Gerichte dies konsequent verurteilen, soweit es mit den aktuellen Gesetzen bereits möglich ist.

Die negativen Aspekte generativer KI

Es ist unbestritten, dass künstliche Intelligenz in vielen Bereich eine massive Unterstützung bedeuten kann. ChatGPT ist ein Segen, auch beim Schreiben solcher Blogs. Die Analyse, die Verifizierung und das Finden von Zusammenhängen in riesigen, geleakten Datenmengen wie den Panama Papers wird durch den Einsatz entsprechender Algorithmen um ein Vielfaches beschleunigt. Social Media gibt auch dem kleinsten (Irr)Licht eine Möglichkeit, die eigene Meinung an ein grosses Publikum zu verbreiten. Stimmerkennung vereinfacht die Identifikation von Personen und dank Gesichtserkennung müssen wir uns keine PIN mehr für’s Handy merken.

„There is no such thing as a free lunch“ – Milton Friedman

Wie meistens im Leben kommen all diese Vorteile auch mit entsprechenden Nachteilen. Die Hersteller von Künstlicher Intelligenz werden zu wahren Datenkraken. Die Gesichts- und Spracherkennung kann zur Überwachung der Bürger genutzt werden und Clustering Algorithmen können eingesetzt werden um unangenehme oder kritische Personen zu identifizieren und sogar Wahlen zu beeinflussen.

Was muss getan werden

  • Medienkompetenz : Kinder müssen früher und viel intensiver im Umgang mit digitalen Medien geschult werden. Es muss ein Verständnis für Datenschutz und seriöse Informationsbeschaffung erzeugt werden.
  • Regulation : die Gesetzgebung muss der rasanten Entwicklung angepasst werden. Das Recht auf freie Meinungsäusserung rechtfertigt nicht die wahllose Verbreitung von Lügen und Diffamierung bestimmter Personen oder Gruppen.
  • Technologie : Tools zur Erkennung von gefälschtem Content können helfen, verlorenes Vertrauen zurückzubringen. Hilfreich ist auch technologische Unterstützung bei der Entfernung von bereits erkannten Fakes, zum Beispiel aus den verschiedenen Social Media.
  • Individuelles Verhalten : die meisten von uns müssen ihr Verhalten in Zukunft anpassen und vermeintliche Fakten kritischer hinterfragen. Quellen sind untereinander abzugleichen, um die Wahrheit besser zu erkennen.

Zu guter Letzt

Die Welt wird durch generative KI nicht untergehen, sie wird nur noch ein kleines Bisschen verrückter als sie es bereits ist.

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Stefan Kenel

Stefan Kenel wird (noch) bezahlt von der Credit Suisse und bloggt nebenbei aus dem Unterricht des CAS Data Governance.

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