Nach 15 Jahren als Energieberaterin für Gemeinden und Energieversorgungsunternehmen kam immer mehr der Wunsch auf, in einem neuen Bereich tätig zu sein. In meinem Findungsprozess, wohin mich die Reise führt, kristallisierte sich der Bereich der Optimierung von Geschäftsprozessen und somit auch das Requirements Engineering heraus. Im September 2023 habe ich den Schritt zu einem Neuanfang gewagt und meinen Job gekündigt.
Die Optimierung von Geschäftsprozessen ist nicht komplett Neuland für mich. Als Projektleiterin der Abwicklung und Qualitätssicherung der Zertifizierung von erneuerbaren Energiesystemen war die Prozessoptimierung Teil meiner Aufgaben. Zudem leitete ich das Projekt zur Ablösung des alten CRM (Customer-Relation-Management) durch ein neues CRP/ERP (Enterprice Resource Planning), in welchem nun zusätzlich die Zertifizierungsprozesse für interne und externe Anwender mit unterschiedlichen Rollen in einem Workflow abgebildet sind. Vieles war „Learning by Doing“ und gab mir einen ersten Einblick in die Arbeiten eines Requirements Engineers. Mit dem CAS Requirements Engineering an der HSLU erhalte ich nun die Theorie – und natürlich auch, wie man es hätte besser machen können. So brauchte es zum Beispiel bei komplexeren Anforderungen mehrere Runden, bis diese richtig umgesetzt wurden. Da hätte mir das nun Gelernte gute Dienste erwiesen, nämlich wie Anforderungen richtig und auch für Aussenstehende respektive die Entwickler formuliert werden müssen, um Interpretationsspielraum zu vermeiden.
Von den Erfahrungen aus dem „alten“ Leben profitieren und ausbauen
Zwischen dem Requirements Engineering und der Energieberatung bestehen viele Parallelen, die ich nun nutzen und ausbauen kann. Da wäre zum Beispiel das Stakeholder-Management, welches in beiden Bereichen eine grosse Bedeutung hat. Nur wer die Stakeholder kennt, ihre Anliegen versteht und ernst nimmt, kann ein Projekt zum Erfolg führen. Im CAS Requirements Engineering habe ich zusätzlich mehr erfahren, wie Stakeholder analysiert werden können, um sie und ihre Wirkung auf das Projekt noch besser einordnen zu können. Sowohl in der Energieberatung als auch im Requirements Engineering arbeitet man lösungsorientiert. Zusammen mit dem Auftraggeber und den Stakeholdern wird ein Ziel formuliert und gemeinsam darauf hingearbeitet, wie dieses erreicht werden kann. Das erfordert sowohl von der Energieberaterin als auch vom Requirements Engineer eine analytische Herangehensweise. Komplexe Systeme müssen verstanden und analysiert werden können, um sie auf das Level der Stakeholder anzupassen und mit ihnen diskutieren zu können. Dies führt zu einer weiteren entscheidenden Parallele, der Kommunikation. Wie kann ich komplexe Themen verständlich formulieren? Wie entlocke ich die Informationen, die Wünsche und Ziele möglichst umfassend – und welche Methoden eignen sich dazu? In meiner Arbeit als Energieberaterin war dies mein tägliches Geschäft. Das CAS hat mir weitere spannende Inputs dazu geben können, wie Fragen effektiv gestellt werden und welche kreativen Methoden es gibt, um zusätzliche Ideen respektive Anforderungen zu ermitteln. In meiner Arbeit als Energieberaterin habe ich regelmässig Workshops mit den Energieteams der Gemeinden durchgeführt, um gemeinsam ein Set von Umsetzungsmassnahmen zu erarbeiten. Es wäre sicher spannend gewesen, welche Ideen mit einer Kreativitätstechnik wie zum Beispiel der Methode 635 entstanden wären.
Was bringt die Zukunft?
Mit dem CAS Business Process Engineering, welches ich im März 2024 erfolgreich abgeschlossen habe, und dem CAS Requirements Engineering sowie meiner umfassenden Erfahrung als Energieberaterin fühle ich mich nun bereit für neue Aufgaben. Die CAS haben mir ein breites Wissen vermittelt und einen guten Einblick in die Arbeitswelt der Business Analysten, Process Engineers, Requirements Engineers etc., gegeben. Sie haben mir auch gezeigt, dass ich auf dem für mich richtigen Weg bin. Ich bin gespannt, was die Zukunft bringt, und freue mich darauf!