Jeder hat wohl Ideen, was zu tun wäre, damit das Geschäft besser läuft, die Arbeit leichter fällt oder zumindest die Stimmung im Unternehmen deutlich ansteigt. Das Problem ist nur: diese innovativen Ideen werden kaum umgesetzt. Swissgrid hat deshalb ein Experiment gewagt: 20 Prozent der Zeit für Innovation.
Fehlt dir vor lauter Meetings, Projekten und dem Tagesgeschäft die Zeit für eine Reflexion? Kommt dein Team nicht dazu, kleinere Verbesserungen im Alltag zu realisieren? Und sind an grössere Optimierungen oder das Vorantreiben von Innovationen gar nicht erst zu denken? Dann bist du in guter Gesellschaft. Um aus diesem Trott auszubrechen und innovativer zu werden, hat Swissgrid im 2023 das Experiment «20 Prozent der Zeit für Innovation» gewagt.
Das Experiment – verheirate Innovationsdurst und Parkinson’sches Gesetz
Das Parkinson’sches Gesetz besagt, dass du immer so viel Zeit brauchst, um eine Aufgabe zu erfüllen, wie du Zeit erhältst. Konkret bedeutet dies, dass du eine Präsentation in 2 Stunden erstellen kannst, wenn du dafür 2 Stunden Zeit zur Verfügung hast. Gibt dir dein Chef oder deine Chefin dafür 2 Tage Zeit, so wirst du die vollen 2 Tage benötigen, um die Slides zu gestalten. Noch konkreter ausgedrückt heisst dies:
«Arbeit ist wie Gummi – sie lässt sich beliebig ausdehnen.»
Dieser Gedankengang bildet die Basis des Experiments. Was zusätzlich noch benötigt wird und das Wichtigste ist: Mitarbeitende, welche eine gute Idee zur Weiterentwicklung ihres Arbeitsumfeldes haben und diese konsequent umsetzen möchten.
In Kürze lautet das Experiment:
«Arbeite während 6 Monaten einen Tag pro Woche an der Umsetzung deiner eingereichten Idee. Fokussiere und priorisiere, um die Alltagsarbeit in nur noch 4 Tagen pro Woche zu erledigen.»
Die Erfolgsfaktoren – hole dir Unterstützung, damit das Ausbrechen gelingt
Beachte folgende 3 Punkte, damit ein solches Experiment auch in deinem Unternehmen gelingt:
- Coaching für die Teilnehmenden:
Auf Knopfdruck ist es auch für die besten Mitarbeitenden schwierig, die Arbeitsweise zu ändern. So muss man auch mal einen Auftrag ablehnen (Nein-Sagen lernen), unnötige Meetings absagen (sich unbeliebt machen) oder ein Konzept einreichen, obwohl es noch nicht die 100-Prozent-Perfektion erreicht hat (eigene Ansprüche reduzieren). Alleine schafft man dies nicht. Engagiere dazu einen Coach. Er oder sie hilft den Teilnehmenden, ihre Grenzen zu überwinden. - Know-how zu Innovation und Arbeitszeitmanagement:
Möchtest du sichergehen, dass die Innovation auch vorankommt und dass mit der Lösung tatsächlich ein Problem adressiert wird, so investiere in 2-3 Sessions zum Thema «Innovation» und «effizientes Arbeiten». Dort werden Basics im Vorgehen und Mind-set vermittelt, welche für das Voranbringen von Innovationen notwendig sind. - Blick von aussen:
Wenn möglich, so engagiere für das Coaching und die Know-how-Vermittlung eine Person ausserhalb deines Unternehmens. Strukturen durchbrechen und out-of-the-box-thinking gelingt besser, wenn neue und unerwartete Impulse eingebracht werden.
Wichtig ist zudem, dass du Support «von oben» erhältst. Bei Swissgid hat sich die Geschäftsleitung regelmässig über den Stand des Experiments informiert und den Teilnehmenden eine Plattform für die Präsentation ihrer Idee geboten.
Die Erkenntnisse – nutze sie und sorge für Schwung
Was keine Überraschung ist: Die 20-Prozent-Zeit rauszuschwitzen, ist eine unglaublich grosse Herausforderung. Trotzdem lohnt sich das Experiment. Du erhältst nämlich wertvolle Erkenntnisse, welche die Innovationskultur in deinem Unternehmen deutlich verbessern können. Bei Swissgrid waren dies unter anderem verschiedene Punkte in den Themen Struktur (Bsp. zu viele Themen und Projekte pro Mitarbeitende), Technik (Bsp. Umgebung, um schnelle Proof-of-Concepts durchzuführen) oder auch Mind-set (Bsp. «Fail» kann auch ein Gewinn sein).
Ein weiteres Plus: Tolle Mitarbeitende konnten – zumindest zeitweise – aus ihrem Alltag ausbrechen und folgendes in ihren Rucksack packen: Wertschätzung, Spass, Verlassen der Komfortzone, sowie Erweiterung ihres Wissens und Mind-set im Bereich Arbeitsmethodik und Innovation.
Wichtig ist nun, dass die gewonnen Erkenntnisse genutzt werden, um Schwung ins Thema Innovation zu bringen. Die Experiment-Teilnehmenden werden dazu Unterstützung leisten, indem sie ihre Learnings aus dem Experiment in ihrer täglichen Arbeit sanft aber wirksam einfliessen lassen.
Weitere Informationen zum Experiment
- Das Experiment in Bild und Ton: Video 20 Prozent Innovation
- Details zu Setting und Erkenntnisse des Experiments: Petra Stocker