Viele Unternehmerinnen und Unternehmer haben unterschätzt, wie tiefgreifend technologische Entwicklungen den Geschäftsalltag verändern werden. Sie haben es verschlafen, auf den immer schneller fahrenden Zug aufzuspringen. Laut einer kürzlich erschienenen Studie der Hochschule Luzern und weiteren Partnern besteht bei einem grossen Teil der KMU die Gefahr, dass sie die 4te Digitalsierungswelle ebenfalls verpassen. Dieser Blog liefert Tipps und Tricks, die helfen, nicht abgehängt zu werden.
Technologischer Fortschritt wartet nicht
Computerplattformen verändern sich nicht geradlinig, sondern entwickeln sich in Wellen. Jede der bisherigen Wellen war schneller und disruptiver als die vorangegangenen. Im Zeitalter der Grossrechner-Ära war bspw. der Supercomputer von IBM eines der am weitesten gereiften Geräte. Danach kamen die Personal Computer zusammen mit dem Internet. Auf diese wiederum folgte die Mobile- und Cloud-Ära. Und heute befinden wir uns mitten in der vierten Entwicklungswelle hin zu einer Metaverse-Vision. Technologien wie Augmented (AR)-, Virtual (VR)-, und Mixed Reality (MR) nehmen langsam ihren Platz in unserem Alltag ein.
„Doch viele KMU befinden sich erst im Prozess der Basis-Digitalisierung“, sagt die Autorin dieses Blogs.
Das bedeutet, dass viele KMU immer noch am Anfang der Basis-Digitalisierung stehen, bspw. digitale Terminvereinbarungstools oder CRM-Systeme einführen, oder ihre Daten langsam in die Cloud migrieren.
Die 4te Welle – 3D Raum Metaverse
Im August 2022 veröffentlichte Gartner einen weiteren Hype Cycle Report für neue Technologien und prognostiziert, dass immersive Technologien in den nächsten zehn Jahren einen grossen Einfluss auf die Wirtschaft und Gesellschaft haben werden. Viele Forschende, Medien und Expertinnen sprechen dabei von der 4ten Welle der Computing-Plattformen, oder vereinfacht gesagt von “Metaverse”. Das Metaverse befindet sich jedoch noch in der Definitionsphase.
Die aktuelle Situation im Jahr 2023 ist vergleichbar mit den Anfängen des Internets in den 1990er-Jahren. Die technologischen Grundvoraussetzungen existieren bereits, es ist jedoch noch unklar, wie sich die Technologie entwickeln wird und wer dabei welche Rolle einnehmen wird. Im Unterschied zu den ersten drei Wellen, nehmen immersive Technologien wie AR/VR/MR zudem das menschliche Bedürfnis auf, eine Interaktion in einem dreidimensionalen Raum ausüben zu können.
„Denn eigentlich ist das Hirn eines Menschen nicht darauf ausgerichtet, mit einem 2D-Screen zu interagieren“, sagt Nathaly Tschanz Professorin für Extended Reality an der HSLU.
Wo stehen Schweizer KMU in der 4ten Welle?
Eine kürzlich erschienene Studie der Hochschule Luzern und weiteren Partnern, an der die Autorin dieses Blogs mitgewirkt hat, zeigt ein spannendes Bild. Rund 30% der befragten KMU glauben, dass sie nie immersive Technologien in ihrem Unternehmen einsetzen werden.
Aktuell kann gemäss der Studie die Erfahrung hinsichtlich immersiver Technologien wie AR/VR/MR bei den KMU als eher gering eingestuft werden, denn rund 84% der befragten KMU gaben an, keine oder eher wenig Erfahrung mit derartiger Technologie zu haben.
Auf der anderen Seite geben 25% der Befragten an, dass sie den Einsatz der neuen Technologien in ihrem Geschäft in den nächsten fünf Jahren als realistisch erachten. In den wenigsten Fällen ist allerdings bereits Budget für die Umsetzung eingestellt.
Auch wenn durchaus Offenheit und Interesse für den Einsatz der Technologien besteht, so sehen rund 80% der KMU noch keine konkrete Idee oder einen Anwendungsfall für den Einsatz immersiver Technologien in ihrem Unternehmen.
KMU verschlafen erneut einen tiefgreifenden technologischen Wandel
Für den Grossteil der Schweizer KMU ist die Anwendung immersiver Technologien und die daraus abzuleitenden Mehrwerte für das eigene Business noch nicht greifbar. Viele Unternehmerinnen und Unternehmer werden daher auch von der “Fear of missing out” getrieben. Sie wollen nicht abgehängt werden in der immer schneller werdenden digitalen Disruption. Entscheidend wird nun sein, ob Unternehmerinnen und Unternehmer aus dieser Angst die nötigen und richtigen Schritte ableiten und die Innovation in ihrem Business genug früh anpacken. Oder ob sie (erneut) den technologischen Fortschritt unterschätzen oder verschlafen.
3 Tipps, die helfen, nicht abgehängt zu werden
- Einerseits ist es wichtig, den technologischen Fortschritt ernst zu nehmen und sich laufend darüber zu informieren. Anlaufstellen können Universitäten, Hochschulen oder die 2023 gegründete Swiss Metaverse Association sein.
- Zudem empfiehlt es sich, den Einsatz neuer Technologien zusammen mit dem Team immer wieder zu diskutieren und mögliche Anwendungsfälle zu identifizieren. Falls die Zeit und die konzeptionellen Kompetenzen im Unternehmen fehlen, können auch Innovations-Experten oder Agenturen beigezogen werden.
- Und wenn immer möglich empfiehlt es sich, für erste Tests und kleine Umsetzungsprojekte bereits jetzt ein Budget einzustellen. Kurzfristig ist es einfach, bei der Innovation und Investition in neue Technologien zu sparen. Meistens müssen Unternehmen langfristig dafür aber einen hohen Preis bezahlen.
Weiterführende Links zum Thema
- Blick.ch, 2022: Ein Familienunternehmen aus Bern zeigt, wie es geht.
- Gartner, 2022: Was ist der Gartner Hype Cycle?
- Handelszeitung.ch, 2022: Warum KMU das Metaverse für sich entdecken sollten
- McKinsey, 2022: Value creation in the metaverse