„IT-Operation für unsere Firma ohne Internet? Ja, geht! Wir haben ein eigenes Rechenzentrum, eigene Datenleitungen, hosten unsere Applikationen selbst und brauchen kein Cloud-Zeugs…“. Wie ein IT-Systemspezialist aus der OnPremise-Welt zum Verfechter der Cloud und ihrer Prinzipien „transformierte“.
Standpunkt Saulus
Ein etwas älterer festgefahrener IT-Systemspezialist und überzogener OnPremise-Betreiber (nennen wir ihn „Saulus“) in der IT meines Arbeitgebers ist bis kürzlich auf oben beschriebenen Standpunkt fixiert gewesen. Der Blick über die Grenzen des eigenen Gartens (i.e. eigenes Rechenzentrum und eigene Systeme) hin zur Internet- und Cloud-Welt hat in Folge des Absorbierens durch die tägliche Arbeit nicht stattgefunden. Eigentlich ungewollt, aber trotzdem mit Effekt der „Scheuklappen“.
Aussagen des Saulus wie
- Unsere Systeme und das Netzwerk hatten noch nie einen wirklichen, einschränkenden Ausfall. Die wichtigen Systeme sind zudem redundant.
- Die Stromversorgung ist durch USV und Notstromdiesel für mindestens einen Tag gestützt.
- Alle Applikationen der Business-Units werden von uns gehostet. (Grosse Fehleinschätzung! Schatten-IT durch SaaS-Lösungen in den Business-Units)
- E-Mails können auch mal einen Tag warten
- Zur Not kann mit dem Mobilephone telefoniert werden
- etc.
konnte ich in Kürze widerlegen. Dabei habe ich folgende Argumente verwendet:
- Das Internet und die Clouds haben eine ähnliche hohe Stabilität, wie unsere Systeme. Oder wann konnte zuletzt nicht im Internet gesurft werden?
- Lokaler Stromausfall ist wahrscheinlicher als Internetausfall, obwohl gleichbedeutend.
- Unsere Business-Units arbeiten vernetzt mit vielen externen Partnern (e.g. Banken, Bund, Versicherungen) und nutzen SaaS-Lösungen, von denen wir wahrscheinlich nicht einmal wissen (Schatten-IT).
- Bei Ausfall des Internets können wir mit unserem eigenen RZ und OnPremise-Applikationen die Prozesse der Business-Units nicht mehr ganzheitlich unterstützen. Die Abhängigkeit ist zu stark.
- Eingänge von externen Aufträgen sowie Informationsbeschaffung ist ausgesetzt
- Die ganze externe Kommunikation/Kollaboration (Mail, Voice, Online-Meetings, Chat, etc.) steht mit dem Ausfall des Internets still
- Homeoffice, Informationsaustausch, Nutzung (unbekannter) SaaS Services der Business-Units, etc. ist ausgesetzt
- Besonders wichtig: Übermittlung der Lohnzahlungen des HR an die Bank
- Faktisch steht die „moderne und mobile“ Geschäfts-Welt still, wenn das Internet nicht mehr genutzt werden kann. Und dann ist unser „Geschäft“ ebenfalls so stark eingeschränkt, dass wir auch nicht mehr operieren können.
- Der Ausfall des Internets wird im Allgemeinen als sehr kleines und tragbares Risiko von der Geschäftswelt akzeptiert! Im Übrigen auch privat: Oder wann hast Du zuletzt einen Brief geschrieben anstatt „gechattet“ oder E-Mail?
Ausblick Cloud-Welt
Ein kurzer interaktiver Ausblick mit Rundgang in der Cloud-Welt, im spezifischen in der Microsoft-Cloud (M365, Azure, etc.) war ein richtiger „Eye-Opener“ für unseren Saulus. Dass die Technologie und die Möglichkeiten (IaaS, CaaS, PaaS, FaaS, SaaS) so weit fortgeschritten sind, hat in sehr überrascht und er hat sogleich „Blut geleckt“. Beim Betrieb von virtuellen Webservern und Datenbanken in Azure haben seine Augen besonders geleuchtet. Von welchen mühsamen täglichen Aufgaben (vor allem im Netzwerkbereich) er entlastet werden könnte, hat er sofort erkannt.
Fazit „Paulus“
Meine Überzeugungsarbeit hat gefruchtet! Der „Saulus“ hat vor wenigen Tagen die Initiative ergriffen und ein Projekt mit dem Ziel gestartet, OnPremise-Betriebene Applikationen zu eruieren, welche als SaaS-Lösungen aus der Cloud bezogen werden können! Zudem möchte er die Ausbildung zum „Microsoft Azure Administrator“ starten. Somit ist die Transformation zum „Paulus“ gestartet. Halleluja! Ich werde ihn „zu gegebener Zeit“ auf die Compliance- und Governance-Aspekte der Cloud hinweisen… ich will die Euphorie und Energie nicht zu früh bremsen!