Python lernen mit ChatGPT – ein Selbstversuch

ChatGPT ist derzeit in aller Munde. Schlagzeilen wie «ChatGPT – Programmieren sich Computer jetzt selbst?» oder «Kann KI wie ChatGPT den Menschen überflüssig machen?» sind derzeit allgegenwärtig. Höchste Zeit also, das Tool selber zu testen. In meinem Fall mit der Fragestellung, ob der Einstieg in die Python-Programmierung mit ChatGPT schneller gelingt.

Die Ausgangslage

Das Thema Python ist für mich Neuland. Wie also den Einstieg in die Python Welt finden und die Python-Übungsaufgabe anlässlich meines CAS in Business Intelligence & Analytics lösen? Bis vor kurzer Zeit wäre der Ansatz für mich klar gewesen. Die Basics mit einem Buch oder einem Tutorial aneignen und konkrete Fragestellungen «googeln». Kennt jeder – hätte auch bestimmt funktioniert. Uns jetzt gibt es da plötzlich eine weitere Option: AI-Tools – das bekannteste davon ChatGPT von OpenAI. Hilft mir die Applikation bei den ersten Schritten mit Python? Bin ich mit der Hilfe von ChatGPT schneller und effizienter als mit den herkömmlichen Methoden? Lässt sich die Aufgabenstellung sogar komplett von ChatGPT lösen? Diesen Fragen wollte ich nachgehen und wurde von ChatGPT positiv überrascht. Drei Erkenntnisse aus meinem Selbstversuch:

Erkenntnis 1 – ChatGPT liefert Codebeispiele

Ein grosser Vorteil des Tool von OpenAI ist, dass zu vielen Fragen im Zusammenhang mit einer Programmiersprache direkt ein Codebeispiel geliefert wird. Diese Codebeispiele lassen sich einfach in den eigenen Code integrieren. Natürlich finde ich auch mit einer Suchmaschine viele Beispiele. Es braucht hier aber in Normalfall einen Schritt mehr, nämlich die Evaluation der Suchresultate und die Suche nach dem effektiven Codebeispiel auf der entsprechenden Webpage. Zumindest bei einfachen Fragestellungen war ich mit ChatGPT deutlich schneller. Ein weiterer Vorteil: Der Code wird immer auch direkt erklärt.

Reicht die Erklärung noch nicht, hilft eine Rückfrage und es werden zusätzliche Hinweise geliefert. Dies alles in wenigen Sekunden und in einer erstaunlich guten Sprachqualität. Dieser Ansatz war für mich motivierend und hat mir den Einstieg erleichtert.

Erkenntnis 2 – Input direkt zum eigenen Code als „Game-Changer“

Der für mich grösste Vorteil von ChatGPT ist, dass ich meinen eigenen Code hochladen und in der Interaktion nutzen kann. Dies geschieht ganz einfach durch das Einfügen des relevanten Codeelementes (das Maximum liegt bei ca. 500 Wörtern). Nach dem Upload erhalte ich ohne Aufforderung zuerst Erklärungen zum Input. Durch diese Funktion kann ChatGPT auch als Hilfestellung genutzt werden, um bestehenden Code besser zu verstehen.

Der Code kann nicht nur erklärt, sondern auch direkt erweitert oder angepasst werden. D.h. alle Antworten von ChatGPT berücksichtigen den bisherigen Entwicklungsstand. Diese Option ist für mich ein «Game-Changer», da ich damit eine konkrete Hilfestellung erhalte, welche mir weder ein Tutorial noch eine Suchmaschinenanfrage bieten kann. Auf diese Weise kann durch kontinuierliche Interaktion mit dem Chat-Tool eine bestehende Basis weiterentwickelt werden. Bei Fragen bezieht sich ChatGPT wo es Sinn ergibt immer auf den zuvor hochgeladenen Code. Diese Funktionalität kann auch genutzt werden, um Fehler im Code zu finden.

In meinem Selbstversuch hat dies erfreulich gut funktioniert. Es ist zu empfehlen, Problemstellungen in Teilstücke zu unterteilen, um die Komplexität zu reduzieren.

Erkenntnis 3 – Ist die Fragestellung komplex, geht es nicht ohne Vorkenntnisse

Natürlich ist ChatGPT noch nicht perfekt. Es gibt bei vielen Fragestellungen einen Interpretationsspielraum. Die AI-Engine liefert meistens direkt ohne weitere Rückfrage eine Antwort. Diese ist aber nicht in jedem Fall zielführend und in der Lage, die Problemstellung zu lösen. Häufig gelingt es aber, mit gezieltem zusätzlichem Input die Antwortqualität zu verbessern. Hilfestellungen zum effizienten Umgang mit ChatGPT gibt es im Netz schon viele. Hier ein Beispiel.

Wird das Problem zu komplex oder läuft der Code nicht wie gewünscht, wird es auch mit der Hilfe von ChatGPT oder vergleichbaren Tools nicht ohne Vorkenntnisse möglich sein, eine fehlerfreie Software zu schreiben. Antworten, welche auf den ersten Blick perfekt aussehen, können beim genaueren Hinschauen auch fehlerhaft sein. Eine kritische Prüfung des Outputs ist somit immer nötig.

Fazit:

Wenn man bedenkt, dass der Release des OpenAI Tools ChatGPT in der aktuellen Version noch gar nicht lange zurückliegt, war die Qualität der Antworten zumindest bei meinem Anwendungsfall schon erstaunlich gut. ChatGPT stellt für mich definitiv einen Meilenstein bei der Interaktion zwischen Mensch und Computer dar.

Der Selbstversuch hat gezeigt, dass ChatGPT bei verbreiteten Programmiersprachen definitiv eine grosse Hilfe beim Schreiben von Code sein kann. Zumindest, wenn die Fragestellungen nicht zu komplex werden. Ob ich durch das Tool aber schneller und besser den Einstieg in eine Programmiersprache finde, kann ich nicht abschliessend beantworten. Die Erklärungen des Tools und die Möglichkeit von Rückfragen sind sicher eine grosse Hilfe. Die vorgefertigten Codebeispiele verleiten aber dazu, sich gar nicht ausreichend mit den «Basics» der Programmiersprache zu beschäftigen und die korrekte Syntax effektiv zu lernen. Ich sehe das Tool daher eher als hilfreiche Ergänzung zu den bisherigen Möglichkeiten. Das Tool zu testen kann ich aber jedem empfehlen.