Die Zuweisung von Geokoordinaten zu Adressen ist ohne externe Datenlieferanten nicht machbar. Die Inhaber der nötigen Rohdaten verkaufen diese zu stolzen Preisen, es gibt jedoch Abhilfe.
Der Vorgang postalische Adressen in Geokoordinaten umzuformen, nennt sich Geocodierung. Für die Auswertung von Kundenstämmen, die Routenplanung oder für den Effizienzgewinn in Prozessen kann dieses Vorgehen interessant sein.
Wie wird verglichen?
Datenlieferanten von Geodaten lassen sich grundsätzlich in drei Kategorien unterteilen: private Unternehmen, öffentliche Dienstleistungen durch Behörden und Open Data. All diese Möglichkeiten können zum Ziel führen, allerdings mit verschieden großem zeitlichem, technischem sowie finanziellem Aufwand. Um eine gewisse Vergleichbarkeit zu erreichen, nehmen wir die einmalige Codierung von 100’000 bis 1’000’000 Schweizer Adressen in wenigen Tagen an – damit fallen free tiers oder Monatsabos in APIs sowie zeitlich gedrosselte Schnittstellen weg.
Private Anbieter punkten mit dynamischer Preisgestaltung
Um eine Übersicht über mögliche Codierungskosten zu erhalten, zeig ich hier eine Aufstellung der meistgenutzten Anbieter inklusive Kosten:
Anbieter | Kosten 100’000 Adressen | Kosten 1’000’000 Adressen |
Google Maps | 500 USD | 4000 USD * |
Positionstack | nur Monatsabos | nur Monatsabos |
OpenCage | 175 CHF | 1750 CHF |
mapbox.com | nur Monatsabos | nur Monatsabos |
mapquest.com | nur Monatsabos | nur Monatsabos |
tomtom.com | 50 EUR | 500 EUR |
geoapify.com | nur Monatsabos | nur Monatsabos |
Arcgis.com | nur Monatsabos | nur Monatsabos |
Bing Maps | Keine Angabe | Keine Angabe |
* Bulk Pricing auf Anfrage
All diese Lieferanten bieten eine Form von Schnittstelle an. Die Anfragen werden angeliefert und direkt mit Längen- und Breitengraden beantwortet. Ungeklärt ist die Frage nach dem Datenschutz bei der Nutzung dieser Schnittstellen.
Leistungsangebot Dienstleistungen durch Behörden der Schweiz
In der Schweiz gibt es zwei (teil)öffentliche Anbieter von Geodaten: swisstopo bzw. das Bundesamt für Landestopografie sowie die Post. Im Gegensatz zu swisstopo hat die Post eine Dienstleistung zur Adressenbereinigung inklusive Geocodierung.
Die Post bietet ein komplettes Adressverzeichnis der Schweiz inklusive Geokoordinaten an. Ein PDF, das nur im Login-Bereich der Webseite eingesehen werden kann, gibt Auskunft über die Preisgestaltung dieser Dienstleistung:
Screenshot Tabelle Post: DE_Factsheet_Geodaten_Produkte_der_Post.pdf via post.ch
Inklusive Jahresvertrag (beinhaltet 12 Updates) würden bei der Geocodierung von 1’000’000 Adressen über 50’000 CHF fällig werden. Die Daten werden im Login-Bereich der Post zur Verfügung gestellt. Es handelt sich hier nicht um eine API oder Ähnlichem. Auf Anfrage, ob es sich hier um ein Missverständnis handle, wurde mir Folgendes mitgeteilt:
“Die Post bietet ein komplettes Adressverzeichnis sämtlicher PLZ/Ortschaften, Gebäuden inkl. aller Geokoordinaten an. Der Jahreslizenzpreis für ganzen Daten [sic!] betragen ca. CHF 65’000.00 inkl. 12 Updates.”
Antwort auf Anfrage per Email an post.ch
Swisstopo bietet im Gegensatz dazu einen etwas aufwändigen, aber komplett kostenlosen Download aller Adressdaten als CSV-Datei an – inklusive Geokoordinaten. Der Download gestaltet sich dabei zweistufig; eine kleine ZIP-Datei mit Textdateien und Dokumentationen, die dann wiederum die konkreten Downloadlinks enthalten. Die Daten sind als Geodatabase (GDB-Datei), INTERLIS2 (XTF-Datei) sowie als CSV-Datei erhältlich.
Im Gegensatz zu privaten Anbietern, die weltweite Adressdatensätze verkaufen, sind öffentliche Dienstleistungen durch Behörden der Schweiz auf die Schweiz beschränkt.
Freie Software saves the day
OpenStreetMap ist freie Alternative zu Google Maps und unterhält eine Geocodierungs-API namens nominatim. Problematisch dabei ist die Limitation von einer Anfrage pro Sekunde – für eine Million Adressen würde der Geocodierungsvorgang im besten Falle mindestens 10 Tage laufen.
Da es sich beim Projekt OpenStreetMap um freie Software handelt, gibt es die Möglichkeit große Teile der Applikation selber zu betreiben. Das gilt auch für die nominatim-API. Würde man die gesamte OpenStreetMap Datenbank herunterladen und importieren bräuchte das mehrerere Hundert Gigabyte Speicherplatz und der Import würde gemäss den Herstellern mehrere Tage dauern. Glücklicherweise gibt es mit Geofabrik einen Anbieter, der diesen Datensatz in Regionen unterteilt und auch frei zugänglich macht. Die Schweiz “wiegt” dabei nur noch knappe 400 Megabyte.
Der Lösungsansatz wäre hier eine “eigene Geolocation-API“ zu betreiben und damit die gewünschte Anzahl an Adressen zu codieren. Die Geschwindigkeit und die mögliche Menge an Adressen werden dabei nur durch die Leistung der verfügbaren Hardware limitiert. Das Kartenmaterial wird ständig erweitert – durch Import neuer Geodaten kann diese API aktuell gehalten werden, zum Beispiel um neue Adressen fortlaufend kodieren zu können.
Fazit
Je nach Menge und geografischer Ausprägung der postalischen Adressdaten kommen andere Anbieter in Frage. Für internationalen Adressdaten gibt es die Möglichkeit kostenpflichtige Schnittstellen privater Anbieter oder kostenfreie Freie Software einzusetzen. Für grössere Mengen auf die Schweiz beschränkter Daten ist der Datensatz der swisstopo interessant. Ist die Aktualität und Korrektheit von Schweizer Adressen das höchste Gut ist die Dienstleistung der Schweizer Post zu empfehlen.
Abbildungsverzeichnis
Titelbild: https://pixabay.com/photos/travel-pinned-pinning-maps-atlas-2650303/