Von digitalem Zentralbankengeld und Zwiebeln auf den Philippinen

Die Welt befindet sich aktuell im sogenannten «Krypto-Winter». Doch in den Stuben der globalen Nationalbanken wird kräftig an einer digitalen Währung gewerkelt. Was das mit einem Lauchgewächs in Fernost zu tun hat und wo kritische Stimmen ihre Berechtigung haben.

Die alles entscheidende Frage wird aber vorerst sein, ob Central Bank Digital Currency (CBDC) nur für «Grosskunden» (Wholesale), oder als «neue Währung» für die breite Masse (Retail) kommt.

Das Bankensystem in neue Dimensionen katapultieren
Die Möglichkeiten in Sachen Interoperabilität und Effizienz, die ein Wholesale-CBDC zwischen Institutionen erreichen kann, liefern durchaus Argumente, die für eine Einführung sprechen. Überweisungen zwischen Finanzinstituten könnten direkt und ohne Hinzunahme von Korrespondenzbanken getätigt werden, was um einiges schneller und zweckmässiger wäre. Der Wegfall diverser Intermediäre erleichtert zudem internationale Abwicklungen und macht diese gleichzeitig günstiger. Je nach Ausgestaltung können auch Vermögenswerte (Wertpapiere) mittels CBDC in Transaktionen eingebunden und übertragen werden.

Demokratische Werte stehen auf dem Spiel
Bei einem Retail-CBDC gestaltet sich die Sache etwas schwieriger. Der Schlüssel liegt in der Wahrung der Privatsphäre, da alle Personen ein Konto bei der Zentralbank haben müssten. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) wird nicht müde zu betonen, dass lediglich an einem Wholesale-CBDC geforscht wird. In grossen Teilen der Bevölkerung geistert in der Thematik aber oft die Angst vor der Abschaffung des Bargeldes herum. Tatsächlich gibt es Stimmen aus dem öffentlichen Raum, dass physisches Geld immer weniger genutzt würde. Das dies hauptsächlich mit den Einschränkungen der letzten drei Jahre zusammenhängt und deswegen niemand nach einem Retail-CBDC lechzt wird dabei völlig ausgeblendet. Dies bestätigt auch der kürzlich erschienene Swiss Payment Monitor 2022.

Ist digitales Zentralbankengeld wirklich notwendig?
Gemäss der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), also der Zentralbank der Zentralbanken, führt kein Weg daran vorbei. Schliesslich seien die jüngsten Marktturbulenzen bei den wichtigsten Stablecoins und deren Preisverfall «eine Erinnerung daran, dass Kryptowährungen kein solides Geld sind». Ob jetzt CBDC die Lösung aller Probleme ist und die Geldpolitik nachhaltig verändert, wird sich weisen.

Ein Blick auf aktuelle oder gescheiterte Projekte lässt jedenfalls aufhorchen:

Eine Frage der Akzeptanz
Zwang war noch nie eine gute Herangehensweise, um Veränderungen umzusetzen. Regierungen versuchen krampfhaft ihre Schulden zu tilgen und ein Zusammenbruch des Staatshaushalts zu verhindern. Geschieht dies mit der Einführung einer neuen Währung lehrt uns die Geschichte, dass die Akzeptanz beim Volk oftmals fehlt. Zumal Staaten im Wettrennen mit «privaten» Projekten ihre Muskeln spielen lassen (siehe Facebook).

Dann gewinnen eben auch Güter wie Zwiebeln auf den Philippinen wieder an Bedeutung, indem die Bevölkerung einen Schritt zurück zum altbewährten Tauschhandel macht. Scheinbar sind wir in unseren Breitengraden noch weit von solchen Zuständen entfernt. Hier kann die Bevölkerung die Entwicklungen mitverfolgen und mittels demokratischer Werkzeuge bremsen.

Oder eben auf Dezentralisierung setzen. Und so schliesst sich der Kreis wieder: Wenn die Menschen vom Staat aufgedrückte CBDCs ablehnen, wird eine Flucht in alternative (Krypto-)Währungen losgetreten. Dies wiederum könnte ein gigantischer Schritt in eine (tatsächlich) autonome und freiheitliche Welt bedeuten.

 

CBDC-Meme
Im Netz macht man sich über die politischen Scheuklappen lustig (TheFreeThoughtProject)

 

Weiterführender Link:
https://cbdctracker.org/

 

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Pascal Müller

Pascal Müller ist Senior Officer bei einer Liechtensteiner Bank und bloggt aus dem Unterricht des CAS Crypto Finance & Cryptocurrencies. Der Autor findet, dass Web 3.0 einen «Big Change» in jeglichen Branchen hervorrufen wird. Bei all dem Enthusiasmus wirft er aber stets auch ein kritisches Auge auf die Entwicklungen, insbesondere seitens der Politik.

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