Paradoxerweise ist das erste Ding, das im Internet war, älter als das Internet selber – oder zumindest das Internet wie wir es heute kennen. Dieses Ding war ein Cola-Automat im Informatik-Department der Carnegie Mellon University (CMU). Und es wurde von Studenten 1982 an einen Server angeschlossen, der mit dem ARPANET verbunden war.
Anfang der 1980er Jahre stellte David Nichols, ein Doktorand an der CMU, fest, dass der Verkaufsautomat häufig leer war, wenn er hinging, um eine Cola zu kaufen. Er kam auf die Idee, den Inhalt des Automaten aus der Ferne abzufragen, um enttäuschende Cola-Läufe zu vermeiden. Er, zwei weitere Studenten und John Zsarnay, ein Forschungsingenieur der Universität, setzten diese Idee mit Hilfe der Leuchtdioden des Automaten um. Denn diese flackerten jeweils, wenn eine Cola verkauft wurde. Sie installierten ein Board, das den Status jeder Leuchtdiode erfasste, verbanden es mit dem Hauptcomputer des Departments und schrieben ein Programm, das den Status der Leuchten ein paar Mal pro Sekunde überprüfte. Sie fügten auch Code zum Finger-Programm des Hauptcomputers hinzu, mit dem jeder die Information auf dem Board abrufen konnte, der Zugriff auf den Computer hatte. Da der Hauptcomputer mit dem ARPANET (Advanced Research Projects Agency Network) verbunden war, hatten alle Rechner im Ethernet der Universität sowie jeder, der mit dem ARPANET verbunden war, Zugriff.
Der Automat setzte auch teilweise bereits die Idee des Internet-Verkaufsautomaten (IVM) um. Der IVM war ein Konzept, das bereits in den frühen Tagen des ARPANET-Zeitalters vorgeschlagen wurde. Die Idee hinter dem IVM war es, einen netzwerkverbundenen Verkaufsautomaten zu schaffen, bei dem man mit digitaler Währung zahlen konnte. Das Konzept wurde in den 1970er Jahren vorgeschlagen, aber die Technologie war zu dieser Zeit noch nicht fortgeschritten genug, um es zu realisieren. Die Idee der IVM gilt als einer der frühen Vorläufer des E-Commerce.
Video: Ein kurzer Überblick über IoT. FOM Medienentwicklung, youtube.com.
Aber das ist noch nicht alles; denn man konnte die Informationen des Boards nicht nur nutzen, um zu sehen, ob es noch Cola zum Kaufen hat, sondern auch ob man die Cola schon wieder auffüllen musste. Damit beinhaltete der Automat nicht nur Elemente eines IoT-Devices (Internet of Things) und einer IVM, sondern auch Teile des Konzepts der Vorausschauenden Wartung (Predictive Maintenance). Die Grundidee der Vorausschauenden Wartung ist eine bedarfsgesteuerte Instandhaltung, die aber gemacht wird, bevor die Maschine oder das Gerät wegen eines Schadens ausfallen. Das Ziel davon ist eine höhere Wirtschaftlichkeit: Die Ausfallzeit sowie die Wartungskosten werden minimiert, die Maschinenleistung maximiert.
Dafür braucht es zwei Grundlegende Dinge: Echtzeit-Information über den Zustand des Geräts sowie ein Wahrsagermodell, welches den nächsten Defekt voraussagt. Für das erstere muss die Maschine mit Sensoren ausgestattet werden, die den Zustand messen. Im Falle des Cola-Automaten zum Beispiel das Board, welches den Füllstand mass. Dazu hätte man einen Thermometer anbringen können, welcher die Kühlwirkung des Automaten überwachte.
Das Wahrsagermodell – der zweite Teil – wiederum nimmt die Sensordaten, und versucht mit diesen den aktuellen Zustand und – davon abhängig – den nächsten Defekt abzuschätzen. Früher wurde das Wahrsagermodell nach klassischer Art modelliert. Heutzutage wird häufig maschinelles Lernen verwendet und der Wahrsager befindet sich meist in der Cloud. Die Sensordaten werden dann von IoT-Devices über das Internet an ihn geschickt.
Beim Cola-Automaten war der Wahrsager noch «Analog» und bestand aus den Studenten, aber auch diese wurden bereits über das ARPANET mit den Sensordaten versorgt. Und wer weiss – vielleicht hatten sie ihre Köpfe ja auch schon in den Wolken.