Wie ein Schweizer Startup Soziale Verantwortung übernimmt, mit «Green Mining» in Human Itelligence investiert und so in Paraguay den ersten Tech-Hub schafft.
Sicherheit kostet: Der Hunger nach Energie
Bitcoin ist ein «Peer-to-Peer-Netzwerk», das durch Eigenschaften wie «Zensurresistenz» und «Permissionless» bis hin zur «Transparenz von Transaktionen» herkömmlichen, zentralen Netzwerken in vielen Punkten überlegen ist. Es nutzt die Blockchain-Technologie, um das sogenannte «Double Spending»-Problem zu verhindern. Der zugrunde liegende «Proof-of-Work-Algorithmus» («PoW») ermöglicht die Transaktionsprüfung ohne eine Drittinstanz, die bei herkömmlichen Systemen Doppelausgaben verhindert. Netzwerkteilnehmer, sog. «Notes» müssen hierzu spezifische kryptographische Probleme („Rätsel“) lösen, um die Gültigkeit von Transaktionen zu verifizieren. Sogenannte «Miner» bewerkstelligen dies mit massgeschneiderten Computern, die rund um die Uhr «Hashes» berechnen. Dies benötigt reale Ressourcen (Rechenleistung und Energie), was eine böswillige Übernahme des Netzwerks äusserst kostenintensiv macht und somit zusätzlich indirekt für die Netzwerk-Sicherheit sorgt.
Ein oft kritisierter Streitpunkt ist der hohe Energieverbrauch des PoW-Algorithmus, der für die Generation neuer Blöcke genutzt wird. In einer Zeit, in der das Bewusstsein um Klimawandel und CO2-Ausstoss wächst, stellt die umstrittene Energie- & Klimabilanz des Bitcoin eine erhebliche Eintrittshürde für neue Unternehmen dar. Da sich der Energieverbrauch der Miner aus (konstruktions-) technischen Gründen in absehbarer Zeit nicht reduzieren lassen wird und neben der Klimabilanz auch die steigenden Energiepreise in Verbindung mit dem sinkenden Bitcoin-Kurs die Wirtschaftlichkeitsrechnung stark beeinträchtigen, muss das Ziel der Miner sein, möglichst nachhaltige und kostengünstige Stromquellen zu nutzen.
Mit Wasserkraft zu Human Intelligence
Das Schweizer Startup Penguin Digital («Penguin») geht hier einen bemerkenswerten Weg und nutzt als Energiequelle für seine Miningfarm Wasserkraft – in Paraguay.
Der Itaipú-Stausee an der Grenze zwischen Paraguay und Brasilien wurde 1984 in Betrieb genommen und war bis 2006 das leistungsstärkste Wasserkraftwerk der Welt. Rund 90% Prozent der elektrischen Leistung bezieht Brasilien, der Rest geht nach Paraguay. Aufgrund der schwachen Wirtschaftskraft Paraguays und fehlender Infrastruktur kann aber ein Teil dieser Energie nicht effizient genutzt werden.
Vor diesem Hintergrund kam es 2019 zu einer Zusammenarbeit zwischen Penguin, dem Kraftwerksbetreiber Itaipu Binacional und dem staatlichen Energieversorger Administración Nacional de Electricidad (ANDE). Hierbei nimmt Penguin jährlich eine fest definierte Menge an Strom ab. Der Staat gewährt (aufgrund des hohen Stromüberschusses) einen sehr günstigen Preis und ermöglicht dadurch auch in Zeiten niedriger Bitcoin-Kurse ein wirtschaftliches Mining, welche ausschliesslich mit «grünem Strom» erfolgt. Im Gegenzug verpflichtete sich Penguin zum Aufbau der sogenannten «Penguin Academy», einem Aus- und Weiterbildungszentrum für die lokale Bevölkerung. Die Academy ermöglicht – in Zusammenarbeit mit Organisationen aus der ganze Welt – in «Bootcamps» das Erlernen von Programmierfähigkeiten und bereitet die Kursteilnehmer in «hands-on»-workshops gezielt auf Anforderungen der Berufswelt im 21. Jahrhundert vor. Mit einem Teil der Erlöse aus den «Mining-Rewards» werden somit Softwareingenieure und Datenanalysten ausgebildet, welche anschliessend bei Penguin oder auf dem freien Arbeitsmarkt eine Anstellung finden und so den stetig wachsenden Bedarf an Fachkräften bedienen können.