Die Luftqualität in der Schweiz wird heute zu einem grossen Teil durch die Kantone gemessen und die Messwerte werden je nach Messnetz individuell publiziert. Nun laufen Bestrebungen, für die ganze Schweiz eine gemeinsame Plattform für die Publikation der Luftmesswerte zu initiieren.
„Die Luft ist unser wichtigstes Lebensmittel“ lässt sich BAFU-Vizedirektor Paul Steffen zitieren. Um die Qualität der Luft zur überwachen, führen die Kantone und der Bund seit den 80-er Jahren systematisch Luftmessungen durch. Mittlerweile konnte die Luftqualität erheblich verbessert werden, ein gewisser Handlungsbedarf besteht aber nach wie vor.
Heterogene Messnetze
Heute wird Luftqualität in der Schweiz föderalistisch durch die Kantone (die sich zum Teil zu Messverbünden wie Ostluft oder InLuft zusammengeschlossen haben) erhoben und kommuniziert. Auch der Bund betreibt mit dem NABEL ein Luftmessnetz. Alle diese Messnetze verfügen über eine eigene Datenhaltung und publizieren ihre Daten auf eigenen Internetseiten. Das ist wenig effizient, verursacht unnötige Kosten und schmälert den Nutzen für die Öffentlichkeit.
Bestrebungen für Vereinheitlichung
Bei der Datenhaltung hat der Bund die Initiative ergriffen. Er erstellt zurzeit unter dem Namen «AirDB» eine Datenbank, die in den nächsten Jahren allen Messverbünden zur Verfügung gestellt wird.
Um auch bei der Publikation der Messdaten eine gemeinsame Plattform für die ganze Schweiz zu entwickeln, wurde unter der Leitung des Vereins Cercl’Air ein entsprechender Prozess ins Leben gerufen. Dabei war vor allem der Umstand herausfordernd, dass alle Beteiligten gleichberechtigte Partner sind und keine Stelle über die abschliessende Entscheidungsbefugnis verfügt. Das bedingte, dass alle Entscheidungen möglichst breit mitgetragen werden. Dem Erarbeitungsprozess für das Umsetzungskonzept kam daher eine entscheidende Rolle zu.
Erarbeitung eines Umsetzungskonzepts
Das Umsetzungskonzept wurde in einem zweistufigen Verfahren erarbeitet:
In einem ersten Schritt wurden mit Interviews die Erwartungen der Kantone und des Bunds an die neue Lösung erhoben. Es zeigte sich eine grosse Zustimmung zur grundsätzlichen Stossrichtung einer gemeinsamen Plattform. Im Detail traten aber doch erhebliche Differenzen zu Tage. So herrschte Uneinigkeit über die konkret publizierten Luftschadstoffe. Auch finanziell ist eine neue Lösung nicht für allen Kantone attraktiv, da einige die Datenpublikation heute quasi als Hobbyprojekt fast ohne externe Kosten umsetzen.
In einem zweiten Schritt wurden die konkreten Funktionen und die organisatorische Umsetzung (Projektlead, Kosten, Ausschreibung, Zeitplan) erarbeitet. Jede Landesregion und der Bund konnten dazu eine Person in die Arbeitsgruppe delegieren. Der funktionale Umfang der neuen Plattform wurde durch einen Vergleich der heutigen Lösungen festgelegt. Zudem wurde festgehalten, dass jedes Messnetz weiterhin Datenowner bleibt und die Publikation der selbst erhobenen Messwerte einschränken kann. Neue Funktionen, die bisher noch bei keinem Messnetz umgesetzt wurden, wurden als Optionen für spätere Weiterentwicklungen zurückgestellt. Für die Ausschreibung und die Implementierung der neuen Plattform stellte sich der Kanton St. Gallen zur Verfügung, da seine heutige Plattform das Lebensende erreicht hat und eine Nachfolgelösung hohe Priorität geniesst. Die Kosten werden nach einem Verteilschlüssel auf alle Kantone verteilt.
Das Konzept wurde im Mai 22 einstimmig durch die Kantone verabschiedet. Damit bestehen nun konkrete Vorgaben und verbindliche Zusagen, damit Luftqualitätsdaten in der Schweiz künftig der Öffentlichkeit einheitlich und einfach zur Verfügung stehen.