«Marshallplan» für den Wiederaufbau der Ukraine auf Blockchain?

Die ukrainische Regierung schätzt den Bedarf für den Wiederaufbau ihres kriegszerstörten Landes auf 750 Mrd. Dollar. Die Rekonstruktion erfordert massive öffentliche Investitionen, eine nie dagewesene Finanzierung und die Beteiligung der internationalen Gemeinschaft. Aber können die Geldgeber sicher sein, dass ihre Gelder nicht im Sumpf der Korruption verschwinden? Die Blockchain Technologie kann den Korruptionskampf entscheidend verändern.

Beim Abendessen mit unseren Gästen aus der Ukraine kam die Frage auf: Wie sieht es nach dem Krieg aus? Was erwartet sie im Heimatland, wenn sie zurückkehren? Die Regierung schätzt den Schaden, den der Krieg in der Ukraine ausgelöst hat, auf 750 Mrd. Dollar. Aber schon jetzt werden die Geldgeber laut, denn das Land gilt als äusserst korrupt. Gemäss Transparency International Index zur Korruptionswahrnehmung rangierte die Ukraine auf Platz 122 von 180. Man geht davon aus, dass in Anbetracht der weit verbreiteten Korruption, ein grosser Teil der Mittel, die den Wiederaufbau finanzieren, veruntreut oder gestohlen werden. Wie stellt man sicher, dass das nicht passiert? Die Blockchain kann Abhilfe verschaffen.

Was ist eine Blockchain?

Die Blockchain ist nichts anderes als eine Transaktionsdatenbank in einem Netzwerk. Die Transaktionen zwischen den Teilnehmer (sogenannte «Nodes») werden mithilfe eines Konsens-Mechanismus verifiziert, validiert und zu einem Block zusammengefasst. Die Blockchain wächst, indem sich ein Block an den letzten hängt. Somit hat jeder Block nur einen Vorgänger. Aus dieser digitalen Kette wird eine Liste erstellt, die sämtliche abgespeicherte Datensätze zu jedem Zeitpunkt dokumentiert: ein Transaktionsregister eben.

Das Transaktionsregister ist das zentrale Element jeder Blockchain, es ist strikt additiv und transparent: nichts kann rückwirkend entfernt oder verändert werden. Aber im Gegensatz zu herkömmlichen Datenbanken befinden sich die Daten nicht auf einem einzelnen Server. Alle Nodes haben vollständige, aktualisierte und identische Kopien der Blocks in ihren lokalen Speicher. Dadurch wird die Nachprüfbarkeit jeder Transaktion gewährleistet und die Integrität der Daten sichergestellt.

Wiederaufbauplan auf Blockchain?

Die Transparenz wird oft als einer der Vorteile der Blockchain genannt. Sie ist ein wesentliches Element sowohl einer Blockchain als auch jeglicher Bemühungen zur Korruptionsbekämpfung. Wenn Informationen öffentlich zugänglich sind, wird unlauteres Verhalten und die Umgehung von Regeln und Gesetzen erschwert.

Um den Wiederaufbau in der Ukraine zu steuern und Korruption zu vermeiden, können die Geldgeber eine private Blockchain erschaffen, in der sie selbst als «Nodes» agieren und die Verantwortung der Verifizierung der Transaktionen teilen. Das Ziel ist: jeden, der beim Wiederaufbau mitwirkt, mit einer digitalen Identität auszustatten, Staatsaufträge auf der Blockchain mittels Smart Contracts auszuschreiben und ohne Intervention von Beamten zu vergeben. Je weniger physischer Kontakt zwischen den Parteien besteht, desto kleiner ist die Wahrscheinlichkeit, Bestechungsgelder zahlen zu müssen. Die Gefahr, dass Millionen von Spendengeldern durch Korruption im Staatsapparat unauffindbar versanden, wird eliminiert. Denn mithilfe der Blockchain lässt sich die Spur des Geldes zweifelsfrei vom Überweiser bis zum Empfänger nachvollziehen.

Und wie geht es weiter?

Zugegeben, noch ist die Technologie neu, experimentell und wirft immer wieder Fragen zu Sicherheit und Datenschutz auf. Aber an den Lösungen wird unter Hochdruck gearbeitet, denn die mit dem Blockchain-Prinzip verbundenen Eigenschaften versprechen enorme Vorteile.

Leider ist die Blockchain kein Wundermittel zur Korruptionsbekämpfung. Sie kann nicht von sich aus für Transparenz sorgen, wenn sie nicht von einem robusten Rechtsrahmen und wirksamen Kontrollen begleitet wird. Denn wenn die Regierungsstellen, Unternehmen und Organisationen nicht kooperieren, ist ein Blockchain-basierter Plan zum Wideraufbau nur wenig hilfreich.

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IRINA BEELER

Irina Beeler ist Vermögensverwalterin und bloggt aus dem Unterrricht des CAS in Crypto Finance & Cryptocurrencies. Sie beschäftigt sich schon seit 2016 mit Kryptowährungen und entdeckt auf überraschende Weise im Alltag immer wieder mögliche Anwendungsfälle der Blockchain.

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