Kryptowährungen – Eine Technologie gefangen im Finanzmarkt

Gewinne und Verluste mit Kryptowährungen sind zum alltäglichen Thema geworden. Täglich liest man News über Kursschwankungen, horrende Gewinne und massive Verluste. News über die technologischen Fortschritte der Blockchain, fundiertes Grundlagewissen und Anwendungsbeispiele finden sich jedoch nur auf spezifischen Techblogs.

Wieso scheint das Geld also wichtiger zu sein als die Technologie?

Als Grundlage für die Kryptowährungen diente das Whitepaper von Satoshi Nakamoto. Wie der Titel: «Bitcoin: Ein elektronisches Peer-to-Peer-Bezahlsystem» des Whitepapers sagt, ging es um die Schaffung eines rein digitalen Zahlungssystems. Dabei steht die Technik, eine Zahlung von Person zu Person ohne zentrales Element (Finanzinstitute) zu ermöglichen, im Vordergrund.

Die Technologie allein für solche Zahlungen ohne Finanzinstitut führt jedoch noch nicht dazu, dass der Wert von Kryptowährungen zum grossen Wirtschaftsthema wird. Denn im Gegensatz zu den meisten anderen Technologien, fehlt bei der Blockchaintechnologie eine Firma dahinter, von welcher z.B. Aktien oder Anlagen gekauft werden könnten.

Wieso ist das Vertrauen so gross?

Damit sich eine Finanztechnologie durchsetzen kann, wird Vertrauen benötigt. So ist das Vertrauen in die Finanzindustrie, v.a. in Banken, eher angeschlagen.

Finanzinstitute werden für die Blockchaintechnologie aufgrund des dezentralen Systems nicht per se benötigt. Bei der Blockchaintechnologie basiert dieses Vertrauen auf dem System, welches z.B. mittels Proof of Work das Byzantinische Problem löst. Um Vertrauen in dieses System zu erlangen, muss man die zu Grunde liegende Technologie verstehen. Was jedoch nebst der Zeit und dem Willen, auch mathematisches und IT-technisches Knowhow voraussetzt. Die Anwendung in der breiten Masse ist nicht wirklich verbreitet, bis auf meist marketingtechnisch interessante Beispiele:

  • Bitcoin: Allererste Zahlung war für zwei Pizzas (nau.ch, 24.05.2020)
  • Steuerpflichtige können im Kanton Zug künftig mit Bitcoin bezahlen (tagesanzeiger.ch, 03.09.2020)

Wieso wurde also so viel Geld in eine Technologie investiert, welche noch keine breite Anwendung findet und spezifisches Wissen zum Verstehen benötigt?

Die Aussicht auf Gewinn

Damit Transaktionen auf der Blockchain auch zu Zahlungen werden, muss den digitalen Daten auch ein Wert gegeben werden. Dadurch werden diese zu einer Währung. Der Wert dieser digitalen Währung, hier also vom Bitcoin, wird entsprechend nicht durch eine einzelne Instanz, sondern durch das Angebot und die Nachfrage bestimmt. Entsprechend dem Market Cap des Bitcoins in Höhe von ca. $ 445 Mia. (Stand 17.08.2022) kann von einer grossen Nachfrage ausgegangen werden. Aufgrund der starken Kursschwankungen kann aber meine heute durchgeführte Zahlung am nächsten Tag für den Begünstigten schon mit einem erheblichen Differenzbetrag einhergehen.

Es zeigt sich, dass bei Kryptowährungen momentan vor allem aufgrund der Aussicht auf potentielle Gewinne durch den Handel eine grosse Nachfrage besteht und nicht aufgrund des Vertrauens in die Technologie und deren technischen Möglichkeiten. Vor allem werden Kryptowährungen wohl noch nicht als verlässliches Zahlungssystem gesehen.

Dies zeigen folgende zwei Beispiele gut:

  • 12.85% des circulating supply, 19% des total supply vom Bitcoin gehen auf Exchanger zurück. Was wohl bedeutet, dass die meisten Kunden eher am Trading, als an der Blockchaintechnologie, bzw. am Zahlungssystem interessiert sind
  • Der als Spasswährung gedachte Dogecoin befindet sich noch immer an 10. Stelle (17.08.2022) aller Kryptowährungen gemessen an der Marktkapitalisierung (mit fast $ 11. Mia.)

 Richtet es die Kryptowährung in Zukunft selbst?

Durch die Implementierung von Kryptowährungen, bzw. Blockchaintechnologien im Alltag für allgemeine Anwendungsbeispiele wird das Vertrauen in die Kryptowährungen wachsen und auch die Werte der Währung aufgrund der Leistung der Technologie und nicht mehr nur aufgrund des Wirtschaftsmarktes reguliert. Zudem werden zukünftig ein Grossteil der Kryptowährungen nicht mehr nur bei den neu entstandenen Exchangern und somit bei den Finanzinstituten liegen, sondern wie im Whitepaper von Satoshi Nakamoto beschrieben, auch für Peer-to-Peer Zahlungen von der breiten Masse genutzt.

Beitrag teilen

Philippe Meyer

Philippe Meyer bloggt aus dem Unterricht des CAS Crypto Finance & Cryptocurrencies

Alle Beiträge ansehen von Philippe Meyer →

Schreibe einen Kommentar