Die junge Anlageklasse Kryptowährungen zeigt sich im turbulenten Marktumfeld 2022 erstaunlich robust. Eine sinn- und massvolle Regulierung ist jedoch notwendig. Werden die Schweizer Banken für ihre Kunden bald ein Angebot zur Investition in Krypto-Anlagen lancieren?
Die Anlageklasse Kryptowährungen hat sich in den letzten Jahren etabliert. Während in der Vergangenheit primär private Anleger in Kryptowährungen investiert haben, ist seit einiger Zeit ein wachsendes Engagement von institutionellen Anlegern feststellbar.
Eigene Anlageklasse
Kryptowährungen haben eine geringe Korrelation mit Renditen anderer Anlageklassen. Das Rendite-Risiko-Profil unterscheidet sich deutlich. Im Verhältnis haben Kryptowährungen eine tiefe Marktkapitalisierung, eine hohe Volatilität und eine tiefe Liquidität. Dadurch haben Kryptowährungen in gemischten Anlageportfolios ein hohes Diversifikationspotential. Laufend entstehen neue Kryptowährungen. Coinmarketcap zählt aktuell rund 20’500 Kryptowährungen.
Coin- und Unternehmensskandale 2022
Die Hiobsbotschaften begangen mit dem Einsturz des Terra-Luna-Ökosystems am 11. März 2022. Es folgten der Auszahlungsstopp von Celsius sowie die Insolvenzen von Three Arrows Captial und Voyager Digital. Forsage entpuppte sich als Schneeballsystem und Tornado Cash wurde wegen Geldwäscherei mit Sanktionen belegt.
Einerseits haben diese Vorfälle dem Vertrauen der Anleger*innen in die Kryptoindustrie geschadet. Andererseits zeigt sich, wie robust die noch junge Anlageklasse bereits ist. Sie konnte diese Ereignisse wegstecken und scheint sich zu erholen. Die Anlegergemeinschaft wurde sich der Risken bewusst und es findet eine Professionalisierung statt.
Notwendigkeit von Regulierung
Doch was zeigen uns diese Ereignisse auch? Es braucht mehr Regulierung. Nicht Verbote, wie es eine Fraktion aus Linken, SPD und Grünen im EU-Parlament im Zuge der MiCA-Verhandlungen forderten. Sondern eine sinn- und massvolle Regulierung zum Schutze der Anlegergemeinschaft und der Finanzstabilität, welche die Innovationskraft und Wertschöpfung der Kryptoindustrie nicht unnötig beeinträchtigt.
Schweizer Banken
Die Überzeugung wächst, dass Kryptowährungen sich als langfristige Anlageprodukte entwickeln. Die Banken sind mit geschäftspolitischen, ökonomischen und technologischen Herausforderungen konfrontiert. Gemäss EY Bankenbarometer 2022 planen 55 % der befragten Banken in den nächsten 3 Jahren ein Angebot zur Investition von Krypto-Anlagen zu lancieren. Eine sinn- und massvolle Regulierung würde bei den Banken das Vertrauen und die Bereitschaft zum Angebot erhöhen. Der Basler Ausschuss für Bankenaufsicht will bis Ende 2022 Leitlinien für die aufsichtsrechtliche Behandlung von Krypto-Investitionen von Banken festlegen.
Der Strategy& European Crypto Survey 2022 hat ergeben, dass 21 % der Schweizer Retailinvestor*innen sich einen Zugang zum Kryptomarkt via ihre Hausbank wünschen. Kryptoinvestor*innen sind für Banken eine attraktive Kundengruppe, weil sie äusserst aktiv und oft auch in anderen Anlageklassen investiert sind. Als Einstieg würde sich ein Angebot in den Bereichen Custody und Brokerage anbieten. Den Banken winken attraktive Ertragspotentiale.
Ausblick
Es bleibt spannend zu beobachten, wie sich die Anlageklasse der Kryptowährungen weiter entwickeln wird. Die Innovationskraft der Kryptoindustrie zeigt sich auch in Projekten wie Bitcoin-Lightning und dem Ethereum-Merge zu Proof-of-Stake. Wie werden die Schweizer Banken die Chancen und Risiken dieser neuen Anlageklasse gegeneinander abwägen?
Weiterführende Links zum Thema:
Coinmarketcap
EY Schweizer Bankenbarometer 2022
Strategy& Crypto Survey 2022
Europäischer Rat – MiCA Verordnung
Basler Ausschuss für Bankenaufsicht (BCBS)