Die Autorin will verhindern, dass ihre Kryptos im Nirvana verschwinden. Falls sie stirbt oder falls sie ihren Privat Key verliert. Sie überlegt sich, was für eine Lösung es braucht, ohne wie in der traditionellen Finanzindustrie einem Intermediär vertrauen zu müssen.
Nach meinem Entschluss in Krypto zu investieren werde ich mit der Frage der sichern Aufbewahrung konfrontiert. Lasse ich meine Kryptos auf meinem Account bei einer Exchange oder einem anderen Anbieter, welcher die Privat Keys für mich verwaltet, so muss ich diesem Dienstleister vertrauen. Will ich das?
Ich entscheide mich gegen einen Custodian und vertrete die Ansicht
«not your keys, not your coins»
Möglicher Verlust meiner Privat Keys
Nun, bewahre ich die Private Keys selber auf, muss ich niemand anderem vertrauen, bin aber gleichzeitig mein grösster Feind. Denn noch immer gehen eine Menge Krypto verloren – weil die Besitzer ihre Privat Keys verlieren. Oder was passiert, sollte ich (unerwartet) sterben oder einen Unfall haben? Wie kann meine Familie von meiner erfolgreichen Investition profitieren?
Ich kann ihnen natürlich erklären, wo ich den Seed Phrase, mit welchem sie den Private Key ableiten und die Wallet wiederherstellen können, aufbewahre. Ich kann den Seed Phrase auf einen Zettel notieren und mehr oder weniger originell verstecken. Wobei – ist es überhaupt noch ein Versteck, wenn ich es preisgebe? Von Vorteil schreibe ich noch auf den Zettel, welche Software ich verwendet habe und welche Kryptos es sind, ansonsten müssen sie erst einige Kombinationen durchprobieren. Ich kann den Zettel alternativ auch in einen Safe legen statt ihn zu Hause aufzubewahren. Granitplatten mit eingravierten Private Keys würden der natürlichen Erosion des Zettels vorbeugen. Ein Tattoo könnte ich auch in Betracht ziehen – aber das ist wohl zu viel Prison Break.
Angesichts der Blockchain Technologie des 21. Jahrhunderts sind diese Möglichkeiten jedoch alle ziemlich mittelalterlich und ihnen fehlt (vielleicht abgesehen von der Prison Break Variante) die Romantik. Zudem – will ich jemanden nicht mehr in meinem auserwählten Kreis der Mitwisser haben, muss ich das ausgeklügelte Versteck wechseln und alle anderen informieren.
Lucifer – Die Lösung
Die Frage ist dann nicht mehr «Will you marry me»? Sondern «Do you wanna be my Lucifer»?
Mir schwebt eine technische Back-up Lösung vor. Ich habe sie Lucifer getauft. Denn, ist nicht in jedem von uns etwas Lucifer? Und nach Dantes Inferno befinden sich Betrüger, Diebe und Verräter in der Hölle – dem sollten meine auserwählten Lucifers widerstehen.
Lucifer ist eine Hot Wallet Lösung nach dem Prinzip des Dead Man’s Switch. Loggt sich der Benutzer für eine gewisse Zeit nicht ein, werden seine Kryptos automatisch auf die hinterlegten Wallets der ausgewählten Personen (die Lucifers) transferiert. Ich kann dabei selber bestimmen, wie gross die Zeitspanne bis zum Dead Man’s Switch sein soll. Eine Woche, mehrere Monate, gar ein Jahr. Die hinterlegten Wallet Adressen gehören den von mir ausgewählten Lucifers (oder mir selber, frei nach «me myself and I»).
Ich kann so meine Kryptos automatisch vererben. Oder mich zusätzlich absichern. Sollte ich das Login oder meinen Private Key nicht mehr wissen, muss ich nur warten bis der Dead Man’s Switch aktiviert wird. Und dabei hoffen, dass meine Lucifers ihre Private Keys noch kennen. Es wäre denkbar, als Lucifer einen Custodian wie eine Bank zu verwenden. Dies kann einerseits die Chance wesentlich erhöhen, dass sich mein Lucifer zuverlässig erinnert, andererseits wird es mit sich bringen den Onboarding Prozess inkl. KYC bei der Bank zu durchlaufen.
Technisch wäre es mit signierten Transaktionen und einer Locktime bis zur Aktivierung des Dead Man’s Switch zu lösen. Wobei die technische Umsetzung diesen Blogbeitrag sprengen würde.