Nachhaltiges Gold dank Blockchain-Technologie?

Die Goldindustrie ist dreckig: eine schlechte Umweltbilanz und zum Teil schreckliche Arbeitsbedingungen in den Goldminen sind nur zwei Probleme. Die Schweiz, wo über die Hälfte des weltweiten Goldes raffiniert wird, ist direkt betroffen. Wie kann die Blockchain-Technologie zu nachhaltigerem Gold beitragen?   

Die Herkunft von Gold kann heute oft nicht nachvollzogen werden und Raffinerien in der Schweiz sind nicht zur Offenlegung verpflichtet. Für Personen, die an nachhaltigen Goldanlagen oder nachhaltig produziertem Schmuck interessiert sind, ist das frustrierend. Glücklicherweise ist das Thema ESG (Environmental, Social and Governance) auch in der Goldindustrie zum Thema geworden.

Doch wie kann bewiesen werden, dass das Gold auch tatsächlich unter Einhaltung von ESG-Prinzipien geschürft und raffiniert wurde? Hier bietet die Blockchain-Technologie eine Lösung, da die Blockchain nicht manipulierbar ist und Informationen auf der Blockchain nicht nachträglich angepasst werden können. Im Folgenden wird die Wertschöpfungskette in Anlehnung an das Unternehmen Responsible Gold erläutert.

Kryptografische Plomben, NFC-Technologie und Blockchain

Das aus einer ESG-konformen Mine geschürfte Gold wird in Form von sogenannten Doré-Barren auf einer Webapplikation registriert und in eine Box verfrachtet. Auf der Box wird eine fälschungssichere kryptographische Plombe mit NFC-Technologie platziert – diese wird mit einer App gescannt und der Doré-Barren damit auf der Blockchain registriert. Danach wird der Container an ein Logistikunternehmen übergeben. Sicherheitspersonal beim Transportunternehmen empfängt das Gold und scannt die kryptographische Plombe mit einem Mobilgerät. Dieser Handwechsel von der Mine zum Transportunternehmen wird auf der Blockchain registriert. Nachdem das Gold bei der Raffinerie angekommen ist, wird die Plombe wiederum gescannt und der Eingang auf der Blockchain nachvollzogen. Nun wird das Gold raffiniert und das Goldprodukt auf der Blockchain registriert. Von hier aus wird es an die Abnehmer wie z.B. Banken, Schmuckproduzenten etc. versendet.

Welche Sicherheitsmassnahmen gibt es? 

Das tönt nun alles wunderbar, aber kann da nicht an etlichen Stellen im Prozess trotzdem noch manipuliert werden? Folgende Sicherheitsmassnahmen sollen dies verunmöglichen (Liste nicht abschliessend):

  • Die Scans der mit NFC-ausgestatten Siegel sind nur mit Mobilgeräten möglich – damit wird sichergestellt, dass der Scan am Ort stattfindet, wo das Gold momentan liegt (physical proximity)
  • Für die Versiegelung der Container mit dem halb-reinen Gold werden spezielle Kabel verwendet, welche nur von autorisierten Parteien gekauft werden können.
  • Sobald ein Siegel inoffiziell gebrochen wurde, können keine Daten mehr auf der Blockchain eingetragen werden
  • Die Raffinerie verarbeitet die Doré-Barren in einer dedizierten Arbeitslinie. Material aus anderer Herkunft darf nicht mit der Charge aus dem zertifizierten Gold gemischt werden. Ob keine Mischung stattfindet, kann im Übrigen relativ einfach nachvollzogen werden, da der Input und Output einfach messbar ist.

Von der Mine bis zum Goldbarren – der ganze Prozess ist auf der Blockchain registriert

In dieser Wertschöpfungskette kann dank der Blockchain der Input aus einer nachhaltigen Mine bis zum Output als Endprodukt nachvollzogen werden. Die Einhaltung der ESG-Standards bei den involvierten Parteien (Minen, Raffinerien etc.) muss aber natürlich trotzdem überprüft werden – hier vertraut der Endabnehmer weiterhin auf die jeweilige Prüfgesellschaft. Weitere komplementäre Lösungen wie zum Beispiel ein «geoforensischer» Pass, mit dem die Herkunft des Goldes dank einer «DNA»-Analyse bestätigt wird, könnten das Vertrauen weiter erhöhen.

Quellen:

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Florian Muggli

Florian Muggli ist Kundenbetreuer für institutionelle Kunden bei Bank Lombard Odier & Cie AG und bloggt aus dem Unterricht des CAS Crypto Finance & Cryptocurrencies. Der Autor hat keine Interessenbindung zur Firma Responsible Gold.

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