«Proof of work», «Staking», «Mining», «NFT», «CBDC», «USDT», «USDC». Crypto ist komplex und schnelllebig. Und doch scheint zumindest der Begriff «Bitcoin» mittlerweile salonfähig. Wie viel Wissen braucht es, damit ein Laie auf den Crypto-Zug aufspringen kann? Ein kleines Experiment schafft Abhilfe.
Zum Zeitpunkt der Erfassung dieser Zeilen haben die Crypto-Märkte (mal wieder) korrigiert (konkret: sind zusammengebrochen). Für viele ein guter Zeitpunkt, um zu investieren (im Fachjargon: «buy the dip»). Doch wie einfach ist das Kaufen und Traden von Crypto mittlerweile? Mit einem kleinen Experiment wird eruiert, ob auch ein Laie mit Crypto umgehen kann.
Aufgabenstellung: Crypto kaufen, senden/empfangen, verkaufen
Die Probandin (nennen wir sie «Miss Crypto»), eine 26-jährige Primarschullehrerin, hat bislang weder in Crypto noch in traditionellere Anlageklassen investiert und hat keine Crypto-Vorkenntnisse. Die Aufgabe besteht darin, Crypto zu kaufen, jemandem Crypto zu senden und wieder zu empfangen und schlussendlich Crypto (mit Gewinn) zu verkaufen. Mit dem einzigen Hinweis, dass es hierfür Apps gibt.
Vorbereitungen: wollen frühzeitig getroffen werden
Die Suche nach «Crypto» im iOS-Store offenbart einen höchst umkämpften Markt. Das Angebot ist gross. Die App-Auswahl trifft Miss Crypto unbeeinflusst. Download der App (bleibt anonym) gelingt einer Millennial mühelos. Durch den Registrations- & Identifikationsprozess (inkl. in die Kamera lächeln) wird man sauber geführt. Danach verstreicht eine gewisse Zeit, bis die App einsatzbereit ist.
Anschliessend muss das Konto mit Fiat-Geld (der Begriff hat an Bedeutung gewonnen hat, seit es eben auch «nicht-Fiat-Geld» gibt) geladen werden. Per E-Banking 10 Franken überwiesen – das erledigt Miss Crypto souverän. Wie im traditionellen Banking üblich, verstreicht eine Nacht, bis das Geld einsatzbereit ist. Ein Vorteil von Crypto-Währungen – Zahlungen kommen sofort an.
Learning: möchte man rasch auf den Crypto-Zug aufspringen, um eine Baisse auszunutzen, empfiehlt es sich, vorbereitet zu sein. Crypto-Märkte sind höchst volatil und könnten schon am nächsten Tag wieder gestiegen sein.
Investition: die Qual der Wahl
Nun gilt es, sich für eine Währung (Token) zu entscheiden. Die Auswahl ist enorm: ETH, BTC, AVAX, EURT, DAI, MANA, PAXG, … Insgesamt existieren per Juni 2022 knapp 20’000 Währungen bzw. Tokens (coinmarketcap.com). Wiederum unbeeinflusst entscheidet sich die Probandin dafür, mit den 10 Franken Ether zu kaufen. Hinweis: für grössere Crypto-Investitionen ist es ratsam, sich genauer über den ins Auge gefassten Token zu informieren. Diese unterscheiden sich in Zweck und Seriosität erheblich.
Senden und empfangen: Vorsicht vor hohen Gebühren
In Crypto kann man nicht nur investieren, sondern auch damit bezahlen. Daher besteht Aufgabe 2 darin, jemandem Crypto zu schicken und dann wieder zu empfangen. Dass man hierfür einen QR-Code der eigenen und fremden Wallet-Adresse generieren bzw. scannen kann, muss man wissen. Ansonsten sind diese Schritte für einen Crypto-Neuling nicht ganz selbsterklärend. Dass von den geschickten 10 Franken bloss 7.50 Franken ankommen, ist eine unschöne Erkenntnis. Die vom App-Provider eingestrichene, exorbitant hohe Service-Gebühr wird zwar vorgängig ausgewiesen, allerdings in ETH. Bei diesen Beträgen befindet man sich in der 3 Nachkommastelle, was doch eher unübersichtlich erscheint. Abgesehen davon funktioniert das Senden und Empfangen gut.
Der letzte Prüfschritt, Crypto (mit Gewinn) zu verkaufen, wurde bisher noch nicht durchgeführt, da der ETH-Preis kurz nach der Investition nochmals 35% verloren hat.
Fazit
Rein technisch betrachtet kann auch ein Laie problemlos in Crypto investieren. Allerdings bringen solche Investitionen Risiken mit sich (extreme Volatilität, unseriöse Tokens/Wallets, Eigenverantwortung für Passwort, …), welche nicht allgemein bekannt sind. Daher sei es empfohlen, sich vor grösseren Investitionen genauer über die Crypto-Welt zu informieren.