Einer der ersten Gedanken bei der Anschaffung eines E-Autos ist: Wo kann ich das Auto überall laden? Manch einer denkt sich, es gibt genügend Lademöglichkeiten, das wird schon passen. Falsch! Zurzeit fehlt es an guten Lademöglichkeiten, welche weitere wichtige Kundenbedürfnisse abdecken. Was das im Detail bedeutet, schauen wir uns hier mal genauer an.
Bei den Ladestationen wird primär zwischen AC (Wechselstrom) und DC (Gleichstrom) unterschieden. In der Schweiz gibt es gesamthaft 7’834 öffentliche Lademöglichkeiten. Davon sind weniger als 1% Schnelladestationen.
Der Case: Das Familien-E-Auto ohne eigene Ladeinfrastruktur
Die meisten Schnellladestationen (DC) befinden sich an Autobahnraststätten oder wichtigen Verkehrspunkten. Diese sind tendenziell für Arbeitnehmende ausgerichtet, welche schnell von A nach B kommen und unterwegs möglichst wenig Wartezeit beim Laden verlieren möchten. Möchte man als Privatperson ein E-Auto anschaffen, ohne eine eigene Ladestation zu installieren, muss man sich immer wieder die folgende Frage stellen: Wo kann ich mein Auto laden, ohne unnötig Zeit zu verlieren?
Zwar bieten fast alle grösseren Kaufhäuser und Einkaufscenter Lademöglichkeiten an, jedoch sind diese meistens mit 22 Kilowatt ausgestattet, was einer Ladedauer von 10% – 100% innert ca. 2 bis 4 Stunden entspricht. Statistisch beträgt die durchschnittliche Einkaufsdauer aber nur 20 bis 30 Minuten. Das geht also schon mal nicht auf.
Bedürfnisse mit Technologie verbinden
Bezüglich dem Use Case stelle ich mir zwei Fragen:
Warum benötigt jeder private Haushalt einen eigenen Ladeanschluss?
Mit der heutigen Technologie von Blockchain in Verbindung mit Smart Contracts müsste es möglich sein, als privater Strombezüger die eigene Ladestation öffentlich zur Verfügung zu stellen. Ein heutiges E-Auto muss in der Regel nicht jeden Tag geladen werden. Wie wäre es, wenn die eigene Ladeinfrastruktur in der ungenutzten Zeit öffentlich zur Verfügung gestellt werden und der private Anbieter somit Geld verdienen kann? Der Stromlieferant könnte durch das Anbieten der unterstützenden Softwarekomponente und der damit verbundenen Blockchain sein Geschäftsmodel erweitern. Dazu benötigt man eine entsprechende Plattform, auf welcher der private Anbieter seine Konditionen hinterlegen und der Nutzer diese abfragen kann. Die ROBERT BOSCH GmbH geht an dieser Stelle noch weiter. Bei ihrem Projekt «Economy of Things» verhandelt das Auto den Strompreis via Blockchain direkt mit der Lademöglichkeit.
Warum digitalisiert man das Ökosystem der Lademöglichkeiten nicht optimaler?
Auf der einen Seite gibt es ein Mehrfach von Apps, welche Lademöglichkeiten aufzeigen. Jedoch deckt keine App die Kundenbedürfnisse effektiv ab. Es würde aber den vorgegebenen Rahmen dieses Beitrags sprengen, darüber ausführlich zu berichten. Vielmehr möchte ich auf den Ansatz eingehen, welchen die Firma ChargeX aus München verfolgt: Mit ihrem Aqueduct Ladesystem werden über ein intelligentes Lastenmanagement und eine entsprechende Softwarekomponente die Ladepunkte intelligent angesteuert und somit die E-Autos nach Bedarf mit Strom versorgt. Nun etwas weitergedacht, was wäre wenn der Anwender beim Ladevorgang starten, gleich mitteilt bis zu wieviel Prozent und in welcher Dauer das E-Auto geladen werden soll. Somit ist der Benutzer nicht an eine fixe AC/DC-Vorgabe gebunden, sondern kann das Auto nach seinen Bedürfnissen aufladen. Damit wäre die eingangs geschilderte Situation auch wieder möglich, dass ein Auto während dem Wocheneinkauf geladen werden kann.
Fazit
Im Vergleich mit anderen europäischen Ländern ist die Schweiz meiner Meinung nach nicht für die E-Mobilität gerüstet. Fakt ist, damit auch die Schweiz den EU-Parlaments Entscheid vom 08.06.2022 bezüglich der Zulassung von Verbrennungsmotoren einhalten kann, muss sie einiges an Effort leisten und mehr Innovation zeigen. Dazu benötigt es aus meiner Perspektive nicht nur neue Schnellladestationen, sondern intelligente, integrierte Ladelösungen mit einer übergreifenden Plattform.
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