Das gemeinsame Verständnis aller Beteiligten ist Grundstein jedes erfolgreichen Projekts. Viele denken, Requirements Engineering ist nur etwas für Grosskonzerne und sehr komplizierte Vorhaben. Welche Werkzeuge und Methoden auch kleine Unternehmen gewinnbringend in allen Projekten einsetzen können erfährst du hier.
Im KMU hat man meist einen direkten Draht zu den Nutzer*innen und kann flexibel auf Änderungen eingehen. Wie aber erfahre ich die wahren Bedürfnisse? Wie schafft man aus vielen kleinen Wünschen ein System, dass wie aus einem Guss daherkommt, und wie behalte ich dabei die Geschäftsziele im Auge? Wie gehen wir mit konkurrierenden Bedürfnissen um? Auf alle diese Fragen hat das Requirements Engineering gute Antworten. Sie helfen Irrwege zu vermeiden und unsere Ressourcen da einzusetzen, wo der grösste Nutzen entsteht.
Über aktives Zuhören in Interviews bekommst du Hinweise auf die Vision des Projekts. Diese Vision kannst du dann in kleinere Ziele herunterbrechen. Impact Mapping und die Zieldefinition nach S.M.A.R.T sind 2 Methoden, die dich dabei unterstützen. Beim Impact Mapping werden Geschäftsziele über die Wirkung deiner Ergebnisse auf die Akteur*innen aufgebrochen. Bei S.M.A.R.T werden die Ziele so definiert, dass diese [s]pezifisch, [m]essbar, [a]ktiv beeinflussbar, [r]ealistisch und [t]erminiert sind. Gute Ziele zu definieren wird dich herausfordern. Es lohnt sich aber, da du im weiteren Verlauf des Projekts anstehende Entscheide daran messen und begründen kannst.
Mit dem Systemkontextdiagramm und der Stakeholderanalyse erarbeitest du dir einen ersten Überblick. Du deckst auf, welche Systeme oder Prozesse verändert werden und wer mit dir am selben Strang zieht. Du identifizierst auch Personen, die du besser gut informierst und in das Projekt einbindest, da diese dir sonst Steine in den Weg legen. Beides hilft dir auch diejenigen optimal abzuholen, welche später zum Projekt hinzukommen.
Geht es dann um das Aufdecken von Nutzerbedürfnissen und deren Beweggründe, gibt es mit dem User Story Mapping von Jeff Patton eine hervorragende Technik. In einem Workshop mit den Benutzer*innen skizziert ihr zuerst der grobe Ablauf und erweitert diesen dann nach und nach mit allen Detail-Tätigkeiten, welche nötig sind, um die einzelnen Schritte der Aufgabe zu erledigen. Sind alle Details aufgenommen, kannst du mit demselben Werkzeug die einzelnen Elemente geschickt priorisieren und das Projekt so lenken, dass für deinen Auftraggeber der grösste Nutzen zuerst realisiert wird – und auch wenn sich später die Termine ändern, du verlierst nie den Überblick.
Komplizierte Sachverhalte kannst du zum Beispiel mit dem Aktivitäts- oder Zustandsübergangsdiagramm für alle Projektbeteiligten sichtbar machen. Im Aktivitätsdiagramm kannst du visualisieren wer wann was macht, im Zustandsübergangsdiagramm welche Ereignisse dazu führen, dass ein Objekt seinen Zustand ändert. Beides sind weitere Möglichkeiten, um Missverständnisse aus dem Weg zu räumen und sicherzustellen, dass alle dasselbe Verstanden haben.
Sind dann erste Ideen für die Umsetzung vorhanden, kannst du mit einfachen, gezeichneten Wireframes sicherstellen, ob alles Nötige da ist, ob es den Erwartungen und den mentalen Modellen der Nutzer*innen entspricht und ob es für die Entwickler*innen auch realisierbar ist. Du vermeidest so die teuren Missverständnisse in den frühen Phasen des Projekts.