Taugen Kryptowährungen für unsere Altersvorsorge?

Früher oder später müssen wir uns alle mit unserer Vorsorgesituation auseinandersetzen. Können dabei Kryptowährungen in der privaten Vorsorge eine Alternative darstellen? Wenn ja, was gilt es dabei zu beachten? Hier mein Erfahrungs- und Recherchebericht mit Überlegungen für deine ersten Schritte.

Einigen dürfte es bekannt vorkommen; Jeweils Anfang Jahr klaubt man unter anderem Briefe seiner Bank aus dem Briefkasten. Wie immer um diese Zeit werden die Kontoabschlüsse der Säule 3a Vorsorgekontos verschickt. Kaum geöffnet schweift der Blick auf die Gutschrift des Habenzinses. Und rasch folgt die ernüchternde Feststellung, dass man sich damit kaum eine Tasse Kaffee in seinem Lieblingscafé gönnen kann…
Wie sollen wir uns nach der Pensionierung den gewohnten Lebensstandard aufrechterhalten, wenn doch die Teuerung unser Erspartes nach und nach wegfrisst und die Zinsen ausserdem nichts hergeben? Zudem die private Altersvorsorge angesichts der herrschenden Probleme unserer Vorsorgewerke immer wichtiger wird! Auf der Suche nach alternativen Anlageformen stösst man dabei schnell auf Säule 3a Vorsorgefonds, welche langfristig bessere Renditen versprechen. Und neuerdings werden sie auch in hippen, ansprechenden Apps von verschiedenen Startups angepriesen. Doch gibt es weitere Alternativen?

Wenn man sich heute im Netz über Vorsorge und Finanzen informiert und irgendwo falsch abbiegt, landet man schnell einmal bei Bitcoin & Co. Also bei Kryptowährungen. Die Idee dieses Blogs wurde in solch einem Moment geboren und der Gedanke dieser alternativen Vorsorgeanlage wollte nicht mehr verschwinden. Denn wie wir alle wissen, entstand in den letzten Jahren ein regelrechter Hype um Bitcoin & Co. und damit die Geschichten des schnellen Reichtums rund um die Bitcoin-Millionäre. Wieso also nicht von etwas profitieren, was übermorgen bereits eine Rendite abwerfen kann? Also habe ich mich schlau gemacht, ob diese Idee etwas taugt und möchte die Erkenntnisse, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, hier in diesem Blogeintrag mit euch teilen.

Bei der Recherche stösst man denn auch schnell einmal auf einen Anlagefonds der in Kryptowährungen investiert (Kryptofonds). Dem Benutzer wird die Möglichkeit geboten, einen Anteil seiner Vorsorgegelder in diesen Fonds zu investieren. Allerdings ist das erst seit Ende September 2021 möglich, als die eidgenössische Finanzmarktaufsicht FINMA diesen ersten Kryptofonds nach schweizerischen Recht genehmigte. Die Anlage in diesen Kryptofonds wird jedoch auf max. 5% beschränkt. Somit ist eine 100% Anlage in Kryptos auf diesem Weg nicht möglich. Bei der weiteren Recherche wird klar, wieso das so ist. Denn in praktisch allen Krypto-Artikeln wird dringend davon abgeraten, seine gesamte Altersvorsorge in Kryptowährungen zu investieren. Der Grund ist naheliegend: Die starken Kursschwankungen, denen die Kryptowährungen ausgesetzt sind, ist das eine Übel. Diese hohe Volatilität ist für eine langfristige Anlage, wie sie für die Vorsorge üblich ist, nicht zuträglich. Langfristige Anlagen erfordern eine gewisse Stabilität.

Chart Bitcoin-Euro
Achterbahnfahrt mit dem Bitcoin in den letzten zwölf Monaten (Quelle: finanzen.net). Stand 4.3.2022

Und zum anderen kann heute unmöglich gesagt werden, welche Währungen sich auf Dauer etablieren und sich stabilisieren lassen. Heute heisst es, bei den Kryptowährungen muss der Anleger bereit und in der Lage sein, Kapitalverluste bis hin zum Totalverlust zu tragen. Und das ist natürlich nicht das Szenario, welches wir uns zum Start unseres Rentnerdaseins wünschen. Daher neigen viele zur der Aussage, dass Kryptowährungen keine Investments sind, sondern reine Spekulationsobjekte. Ausserhalb der üblichen Vorsorgeformen mit Kryptos «All in» zu gehen ist aktuell also keine Option. Trotzdem, wie geht man eine Diversifizierung seines Vorsorgeportfolios mit Kryptos am besten an? Natürlich ist die persönliche Situation immer massgebend. Je weiter der Renteneintritt noch in der Zukunft liegt, je mehr Risiko kann man eingehen. Und desto eher kann sich das auch lohnen. Sollten nun Gewinne durch eingesetzte Kryptos entstehen, empfiehlt es sich diese sporadisch zu realisieren, um sie in den restlichen Teil des Portfolios umzuschichten. Je näher der Renteneintritt rückt, desto mehr sollten die Kryptos verkauft und ebenfalls umgeschichtet werden. So wird verhindert, dass dem zukünftigen Rentner kurz vor Schluss bildlich gesprochen der Teppich unter den Füssen weggezogen wird.

Fazit: Zur Diversifizierung seines Vorsorgeportfolios ist heutzutage der Einsatz von Kryptos eher noch unbekannt und fristet ein Nischendasein. In Zukunft aber können die Kryptowährungen durchaus eine Rolle bei der Altersvorsorge spielen. Dazu braucht es jedoch noch Zeit und Erfahrungswerte. Und natürlich den Willen und das Vertrauen der Anleger, auch langfristig in solche alternativen Vorsorgeanlagen zu investieren.

Verzeichnis Onlinequellen:

https://www.handelszeitung.ch/insurance/vorsorge-finma-genehmigt-investition-der-saule-3a-in-kryptos

https://fh-hwz.ch/news/kryptowaehrungen-als-anlageklasse-in-der-3-saeule/

https://lazyinvestors.de/altersvorsorge-mit-kryptowaehrungen/

https://www.kleingeldhelden.com/2021/11/altersvorsorge-mit-kryptowaehrungen-traum-oder-realitaet/

https://www.gevestor.de/finanzwissen/kryptowaehrungen/bitcoin/bitcoins-als-altersvorsorge-sinnvoll-oder-gefaehrlich-777339.html

https://krypto-x.biz/2021/04/29/kryptowaehrungen-als-altersvorsorge/

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Daniel Bachmann

Daniel Bachmann ist Teamleiter bei der WAS Ausgleichskasse Luzern und bloggt aus dem Unterricht des CAS Digitale Transformation in der öffentlichen Verwaltung. Mit Blick auf die gesamte Vorsorgethematik und in Kombination mit den aktuellen Trends ist er an der laufenden Entwicklung des «Vorsorgebarometers der Schweiz» von Berufes wegen wie auch privat interessiert. Er mag es als nun Digital Transformierter nicht, Briefe aus dem Briefkasten zu klauben. Darum verwaltet er seine private Vorsorge seit Neustem auf dem Smartphone.

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