Banken navigieren durch ein Mienenfeld

Banken wird regelmässig vorgeworfen, den Zug der Innovation und der Revolution durch DLT und Kryptowährungen zu verpassen und dieses Feld neuen Fintechs widerstandslos zu überlassen. Gibt es einen Weg durch das Mienenfeld der Rechts- und Compliance Anforderungen oder sind den Banken die Hände gebunden?

Es gibt sicherlich verschiedene Gründe, warum sich etablierte Banken in der Schweiz derzeit eher bedeckt bei der Lancierung von Dienstleistungen zu Kryptowährungen verhalten. Das Interesse ist gross (Blog Krypto-Anlagen in der Finanzindustrie: Die Akzeptanz steigt), aber bis ein vorgeschlagenes Angebot seinen Weg durch die Compliance gefunden hat, bleibt in der Praxis nur ein sehr kleiner Teil der ursprünglichen Ansinnens übrig. Einer der Hauptgründe ist die regulatorische Unsicherheit auf der einen Seite und die Schwierigkeiten bei der Umsetzung der bekannte regulatorischen  Anforderungen auf der anderen.

Das regulatorische Umfeld erwartet die Verantwortlichen mit mehr offenen Fragen als Antworten. Da jedoch jede offene Frage das potenzielle Risiko der Bank erhöht, wird das Angebot zu einem Minimum Paket gekürzt, bei dem so wenig wie möglich offene Fragen bestehen.

Was wird angeboten?

Das Angebot an Kryptowährungen wächst stetig, gemäss Statistika bereits über 10’000. Eine Bank ist verpflichtet, die lokalen Vorschriften einzuhalten – auch für alle Dienstleistungen im Zusammenhang mit Kryptowährungen. Obwohl bestehende Regulierungen auch für Kryptowährungen gilt, gibt es weltweit viele Unsicherheiten wie diese anzuwenden und auszulegen sind. Im Zentrum regulatorischen Aufmerksamkeit stehen derzeit Geldwäscherei-Prävention und ICO’s.

Schon allein die finanzmarktrechtliche Einordnung von Kryptowährungen ist schwierig. Einige Regulatoren haben sich dazu geäussert (z.B. FINMA in seiner ICO Wegleitung, BaFin Virtuelle Währungen, FMA Fintech Navigator). Eine rechtsverbindliche Klarstellung bleibt jedoch aus. Folglich muss sich jede Bank selbst eine Meinung bilden, wie eine Kryptowährung zu klassifizieren ist.

Im Ergebnis ziehen sich Banken deshalb auf die zwei oder drei grössten Kryptowährungen zurück, die von vielen Regulatoren beispielhaft genannt werden, sprich Bitcoin und Ether. Um sicherzustellen keine Verhaltens-, Informations- oder Dokumentationspflichten zu verletzten, wird das Angebot streng auf Execution-only beschränkt.

Wie soll das Angeboten aussehen?

Sobald diese Frage mit den Kollegen von AML Compliance diskutiert ist, werden die meisten Angebote als „hoch riskant“ markiert. Mehrere Aufsichtsbehörden haben AML/KYC Vorschriften herausgegeben oder ihre lokalen Regelungen erweitert. Regulatoren auf der ganzen Welt fordern, solche Transaktionen, bzw. Kunden mit grösster Sorgfalt zu prüfen (Zum Weiterlesen: Blog Rennen Regulatoren den technologischen Entwicklungen hinterher? ). Dabei wird sofort hervorgebracht, dass besonders in früheren Tagen kriminelle  und terroristische Organisationen Kryptowährungen verwendeten. Zahlungsströme seien nicht nachvollziehbar, deshalb eigne sich Kryptowährungen für dubiose Aktivitäten wie Geldwäsche und Steuerhinterziehung.

Um der Erwartung gerecht zu werden, bestehende “hoch Risiko”Anforderungen anzuwenden, müsste überhaupt erst das Wissen und die entsprechenden Tools verfügbar sein und die Technologie verstanden werden.

Im Ergebnis ist die Einlieferung von Kryptowährungen zu riskant, Auslieferung beinhaltet weitere Pflichten, die derzeit nicht erfüllt werden können. Damit bleibt einzig das Angebot FIAT in die oben genannten Kryptowährungen zu tauschen und diese für den (beschränkte) Kundengruppe zu halten.

An wen kann sich das Angebot richten?

Nun kommen die Cross Border Spezialisten auf den Plan. Wahrscheinlich besteht dort kein oder nur rudimentäres Verständnis zu diesem Thema. Kryptowährungen sind in den gängigen Cross Border Manualen oder „Do’s & Dont’s“ überhaupt nicht behandelt.

Eine Reihe von Ländern hat Investitionen in Kryptowährungen grundsätzlich verboten, andere nur das Mining. Andere haben spezifische Richtlinien und Vorschriften in Bezug auf einige Aspekte erlassen oder verbieten die Verwendung von Kryptowährungen für den Kauf bestimmter Waren. Für eine Bank ist es derzeit fast unmöglich alle Neuigkeiten und Regulierungen aktiv zu überwachen. Eine Unterstützung durch die klassischen Zulieferer der Cross-Border Manuale bleibt ebenso aus.

Damit bleibt wiederum nur, das Angebot auf bestimmte Zielgruppen in bestimmten Ländern zu kürzen, das Angebot auf professionelle Kunden zu beschränken und dann nur auf Anfrage des Kunden.

Fazit

Es ist für ein Finanzinstitute fasst unmöglich, mit dem bestehenden Know-how und dem herrschenden regulatorischen Unsicherheiten ein Angebot für eine breite Kundenbasis zur Verfügung zu stellen, ohne dabei ein erhebliches bis sehr hohes Risiko einzugehen. Dies wird sich in den nächsten Jahren jedoch hoffentlich ändern, wenn mehr und mehr Regulatoren und Gesetzgebers sich diesem Thema widmen und verbindliche Rahmenbedingungen herausgeben.

 

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Eva Versfeld

Eva Versfeld ist Compliance Experte mit mehr als 20 Jahren Erfahrung in der Finanzindustrie und blogged aus dem Unterricht des CAS Crypto Finance & Cryptocurrencies.

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