Stalker, Kriminelle und die Post. Datenschutz auf Social Media

Social Media ist überall. Man postet Bilder auf Insta, teilt den Status auf Facebook oder zeigt Videos auf YouTube und TikTok. Jedoch sind sich nur die wenigsten bewusst was diese Daten alles über sie erzählen, und wie sie Kriminellen helfen.

Datenschutz, nicht schon wieder!

Beim Thema Datenschutz stöhnen die Meisten auf. Oft hört man, das nervt doch nur. Das tut Zähneputzen auch. Aber trotzdem machen wir es. Eine Bekanntschaft mit dem Bohrer möchten wir immerhin vermeiden. Der Datenschutz ist bei weitem nicht so unangenehm, versprochen. Warum es den Aufwand trotzdem wert ist, möchte ich euch kurz erläutern.

Wie jede neue Gewohnheit bedarf auch der Schutz der eigenen Daten etwas Eingewöhnungszeit. Aber gerade heute, wo wir so viel preisgeben wie noch nie, wird es immer wichtiger zu wissen, wie ich meine Daten schützen kann. Und damit es etwas realistischer wird, habe ich euch zwei Beispiele mitgebracht.

Facebook hat ein Loch.

Am 3. April 2021 wurden 533 Millionen Datensätze von Facebook-Profilen öffentlich zum Download zur Verfügung gestellt. Die Daten wurden bereits im Jahr 2019 von Unbekannten erbeutet. Darunter sind auch ca. 1.6 Millionen Schweizer-Profile, knapp 18 Prozent der gesamten Schweizer Bevölkerung! Link

Ansicht des Forums, auf welche Leaks gehandelt werden.

Und was steht da so?

Bei den betroffenen Daten handelte es sich Handynummern, Vor- und Nachnamen, Wohnort(e), Beziehungsstatus, Arbeitgeber und E-Mail-Adresse.

Beispiel aus dem Facebook Datenleck.

Aber die Daten sind doch aus dem Jahr 2019. Warum sollten sie mich heute noch kümmern?

Dafür werfen wir nochmals ein Blick auf die Daten: Arbeitgeber und Beziehungsstatus kann sich durchaus ändern. Aber wie viele von euch haben in den letzten zwei Jahren die Telefonnummer oder sogar den Namen gewechselt? Die Daten sind also auch langfristig relevant.

Na und? Mein Passwort ist ja nicht betroffen. 

Die Daten sind ein Fundus für Kriminelle. Zum Beispiel verschicken sie Phishing-Nachrichten via E-Mails, SMS oder auch WhatsApp. Ihr sollt vertrauliche Daten preisgeben oder Schadsoftware installieren. Meist sind solche Texte sehr generisch geschrieben und man wird rasch misstrauisch.

Werden diese Angriffe jedoch mit Daten aus einem Leak (z.B. Facebook) personalisiert, entsteht schnell der Eindruck einer vertrauenswürdigen Nachricht. Die Erfolgschancen der Kriminellen wachsen.

Von YouTube zum Stalker.

Das zweite Beispiel betrifft die Deutsche YouTuberin Kelly MissesVlog. Sie teilt ihr Leben seit gut 10 Jahren mit ihren Followern. Nach ihrem Umzug nach Köln machte sie eine „room tour“ auf YouTube, inkl. Fensterblick aus ihrer Wohnung und auf den Kölner Dom. Diese Sequenz reichte aus damit Stalker via Google Maps ihre genaue Wohnadresse ermitteln konnten. Danach lauerte man ihr vor der Haustüre auf und verfolgte sie bis vor die Wohnung. Selbst als die Polizei einschritt und einen Mann verhaftete half es wenig, es kamen einfach neue Stalker. Am Ende musste sie erneut umziehen.

Uff, und nun?

Diese Beispiele sollen keine Angst machen, sie sollen zum Nachdenken anregen. Datenschutz ist in unserer heutigen vernetzten Welt ein äusserst wichtiges Gut. Eines das es zu schützen gilt. Denn was wir in der virtuellen Welt an Datenspuren hinterlassend, kann ganz reale Auswirkungen haben.

Dieser Platz ist begrenzt, daher möchte ich euch ein konkretes Verhalten ans Herz legen, Datensparsamkeit. So viel wie nötig, so wenig wie möglich. Niemand muss überall jedes Eingabefeld ausfüllen, oder bis ins Detail ausführen wer man ist. Ich kann die Server von YouTube und Facebook nicht kontrollieren, aber wo keine Daten sind, können auch keine missbraucht werden.

Ob ihr vom FB-Leck betroffen seid, könnt ihr übrigens hier prüfen: Link

Unten findet ihr noch weitere Links zur Sicherheit in der digitalen Welt.

Weiterführende Links zum Thema

https://www.cybercrimepolice.ch/

https://www.ncsc.admin.ch/ncsc/de/home/infos-fuer/infos-private.html

https://www.ibarry.ch/

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Tom Hofmann

Tom Hofmann ist Chief Information Security Officer und Data Privacy Officer bei der Eniwa AG und bloggt aus dem Unterricht des CAS Data Privacy Officer. Tom arbeitet seit über 20 Jahren weltweit im Bereich Cyber-Sicherheit. Von China und Japan bis hin an den finnischen Polarkreis. Aktuell schützt er bei Eniwa kritische Infrastruktur wie Strom, Gas und Trinkwasser. Cyber-Sicherheit und Datenschutz kann man auch mal mit einem Augenzwinkern sehen ;) 

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