Bist du Anfänger im Skitourengehen? Oder möchtest du erste Schritte abseits der Piste wagen? Hier bist du genau richtig! Ich zeige dir, wie du mit wenigen Klicks ein grosses Plus an Sicherheit dazugewinnen kannst.
Ein lautes WUMM und es zieht dir den Boden unter den Füssen weg. Keine zehn Sekunden später wird es zappenduster um dich herum. Du kannst weder Beine noch Füsse bewegen – wie einbetoniert. Du realisierst: Ich bin in einer Lawine! Die Zeit beginnt zu ticken. Deine Überlebenschance sinkt mit jeder Sekunde. Nur rund jeder zweite Verschüttete überlebt.
Es muss nicht dazu kommen
Die Tourenplanung ist ein zentraler Teil einer Skitour. Es geht darum vorab zu prüfen, welche Touren mit der aktuellen Lawinensituation gemäss Bulletin vereinbar sind. Ist die Hangneigung, Exposition und Höhenlage einer konkreten Tour noch im grünen Bereich? Welche Personen kommen mit und wie ist deren körperliche Verfassung? Als Grundlage für die Beantwortung dieser Fragen hat sich die 3 x 3 Entscheidungsmatrix von Werner Munter bewährt: In den drei Phasen Planung, Beurteilung vor Ort und Einzelhang werden die drei Kategorien Verhältnisse, Gelände und Mensch beurteilt. Insbesondere in der ersten Phase der Planung existieren Big Data-Werkzeuge, die dir dabei helfen.
„Der Computer kann das besser.“
Günter Schmudlach – Entwickler von Skitourenguru.ch
Auf Skitourenguru.ch kannst du vom Sofa aus bequem deine gewünschte Skitour herausfiltern. Anreisedistanz weniger als 50 Kilometer. Einfach Filtern. Schneehöhe am Start mehr als 30 Zentimeter. Filtern. Lawinenrisiko bis maximal «erhöht». Du ahnst es: einfach Filtern.
Hast du aus der generierten Liste deine gewünschte Tour gefunden, werden dir sofort alle Details angezeigt. Im Hintergrund kombiniert der Algorithmus das digitale Abbild des Geländes (Swisstopo) mit den Daten aus dem aktuellsten Lawinenbulletin (slf) und dem Routenverlauf. Die GPX-Datei dieses Routenverlaufes stammt ursprünglich von anderen Tourengehern. Sie haben initial ihre Position während der Tour per GPS-fähigem Gerät aufgezeichnet und auf Gipfelbuch.ch hochgeladen. Mit einem weiteren Klick kannst du:
- Erfahrungsberichte von anderen Tourengehern auf Gipfelbuch.ch anzeigen
- Die Wetterprognose auf Meteoblue ansehen
- Den SBB Fahrplan zur Ausgangsstation aufrufen
- Oder dir direkt die GPX-Datei des Routenverlaufes herunterladen.
Automatische Gefahrenstellen erkennen
Mit der heruntergeladenen GPX-Datei gehen wir ins Detail der Planung. Auf welchem Wegabschnitt kann eine Lawine ausgelöst werden? Was sind die Konsequenzen daraus? Diese Fragen werden auf Whiterisk.ch beantwortet. Einer Plattform welche gemeinsam vom WSL und der Suva herausgegeben wurde.
Auf der Website kann beim Erstellen einer neuen Tour direkt die heruntergeladene GPX-Datei importiert werden. Automatisch wird die Strecke auf Schlüsselstellen untersucht. Im Hintergrund werden Daten aus dem Lawinenbulletin und den topographischen Eigenschaften mit dem theoretischen Wissen über Lawinenniedergänge kombiniert. Das Resultat ist eine graphische Darstellung der Schlüsselstellen – aufgeteilt in drei Gefährdungsgrade. Ein Klick darauf gibt dir weitere Hintergründe und Erklärungen.
Erachtest du das Risiko an einer Stelle zu hoch kannst du sogleich eine (sicherere) Alternativroute einzeichnen. Etwas das bei Skitourenguru nicht möglich ist. Die Alternativroute hilft dir später vor Ort in der erneuten Risikoabwägung. Dies ist nützlich, da der Erwartungsdruck in der Gruppe oft zu ungünstigen Entscheidungen führt. Hat der Tourengeher zusätzlich zu den zwei Optionen «Abbruch» und «hohes Risiko» noch die Variante «tiefes Risiko» hilft dies enorm. Die unbeliebte Umkehr wird vermieden und das hohe Risiko umgangen. Die beiden Phasen Beurteilung vor Ort und Einzelhang können somit digital unterstützt werden. Ermöglicht durch Whiterisk, welches im im Unterschied zu Skitourenguru auch eine App anbietet.
Kann ich mich nun ins Risiko stürzen?
Führt diese Unterstützung durch Big Data auch zu mehr Sicherheit? Ein Blick auf die Anzahl Lawinentoter in der Schweiz der letzten 10 Jahre ergibt kein eindeutiges Bild.
Die Anzahl der Lawinenopfer hat weder zu- noch abgenommen. Die jährlichen Schwankungen sind beträchtlich. Bedenkt man aber, dass vermehrt Wintersportler abseits der Pisten unterwegs sind, so ist dies eine erfreuliche Entwicklung. Welchen Einfluss verbesserte Planungsmöglichkeiten darauf haben kann schwer abgeschätzt werden. Denn die Tourenplanung ist nur ein Teil einer seriösen und sicheren Skitour. Sie ersetzt in keiner Art und Weise die praktische Lawinenausbildung im Gelände. Skitourenguru und White Risk sollten nicht als alleiniges Hilfsmittel für Entscheidungen im Lawinengelände benützt werden. Sie sind nützliche Werkzeuge – Am Ende aber trägst du als Mensch die Verantwortung für dein Leben.